Spalt
Spalter Madonna zieht um

Leihgabe für Ausstellung in Thüringen wandert vom Geburts- zum Sterbeort Spalatins

10.07.2014 | Stand 02.12.2020, 22:29 Uhr

Mit vereinten Kräften ist es schließlich gelungen, die Figur von der Säule aus Juramarmor zu lösen. - Foto: Leykamm

Spalt (HK) Damals wie heute eine ungewöhnliche Form der Ökumene: Der in Spalt geborene Lebensretter Martin Luthers, Georg Spalatin, schenkte wenige Jahre nach dem Beginn der Reformation seinem Heimatort aus der Wittenberger Heiltums-Sammlung eine Madonnenfigur.

Fast fünf Jahrhunderte später ist diese Madonnenfigur nun dem edlen leihweise Spender nach Altenburg gefolgt, wo Spalatin begraben liegt. Ihm zu Ehren lädt man noch bis zum 2. November zu einer großen Sonderausstellung ins Residenzschloss der weltberühmten Spielkartenstadt. Die Marienfigur mit dem Jesuskind auf dem Arm soll dort nun einen Ehrenplatz erhalten.

Dass sie damit auf ihre Weise für den Protestantismus wirbt, ist für die leihgebende katholische Kirche in Spalt kein Problem. „Es freut mich, so zum Gelingen der Ausstellung beitragen zu können“, erklärt Pfarrer Josef Mederer in der Kirche St. Emmeram, als die Kunsttransportfirma anrückt, um die 60 Zentimeter hohe Madonna von ihrem Platz am Chorraum zu entnehmen und fachgerecht zu verpacken.

„Stand by me“ erklingt es derweil flehend von der Orgel. Sie scheint in der Tat erhört zu werden: Die Verankerung beziehungsweise die Loslösung der Wanderheiligen daraus erweist sich als Problem. Der aus Altenburg angereiste Restaurator Uwe Strömsdörfer will lieber Umsicht walten lassen und Gewissheit über den Mechanismus haben. So greift Mederer des Öfteren zum Telefon. Er erreicht Kirchenpfleger Bernhard Eckerlein, der seinerseits sich vom Schmied das Geheimnis verraten lässt.

Derweil treffen weitere Helfer vor Ort ein. Mit vereinten Kräften gelingt es schließlich, die Figur von der Säule aus Juramarmor zu lösen. Ein leises „Auf Wiedersehen, Maria“ erklingt im Kirchenschiff, bevor die Kunsttransporter Peter Lange und Karsten Heymann Hand anlegen. Säurefreies Seidenpapier soll dafür sorgen, dass Maria und Jesus keinen Schaden während der Fahrt erleiden. Zurechtgeschnittene Neopolen-Platten dämpfen eventuelle Stöße während des Transports.

Im Residenzschloss Altenburg hat die Figur nun eine neue Bleibe auf einem roten Sockel, bevor sie pünktlich noch vor der Adventszeit nach Spalt zurückkehrt. Der Platz auf der Marmorsäule im Chorraum der Emmeramskirche bleibt indes nicht frei. Ein Bild erinnert dort nun an die verliehene Madonna. Dass es gelungen ist, sie überhaupt nach Altenburg zu holen – darüber ist auch Kurator Hans Joachim Kessler über die Maßen froh. Denn es gibt nur wenig Gegenständliches aus der damaligen Zeit der Reformation, was für die Ausstellung geeignet scheint. Im Gegensatz zu Schriftstücken, die reichlich vorhanden sind.

Mit der Madonna treffen nun übrigens auch noch ein paar Schriften in Altenburg ein. Denn im Besitz des Heimatvereins Spalter Land befanden sich einige Dokumente Spalatins, die der Vorsitzende Hans Rosenbauer nun ebenso dem Kurator mitgeben konnte.

Dass Spalatin selbst die Liebe zu seiner Heimat nie vergessen hat, davon zeugt die Tatsache, dass er in Altenburg Frankenwein in reichlichem Maße ausschenkte. Dort avancierte er auch zum ersten verheirateten Pfarrer überhaupt. Seine Frau indes braute Bier für das ganze Umfeld. Dass dabei Spalter Hopfen zum Einsatz kam, könne zumindest nicht widerlegt werden, so der Kurator schmunzelnd.