Ingolstadt
Spätberufener Steinmetz

Pater Donatus Leicher ist 90 Jahre alt, seit 18 Jahren lehrt er Künstler in Ingolstadt

11.01.2012 | Stand 03.12.2020, 1:57 Uhr

Alter Meister: Pater Donatus gibt dem Steinmetznachwuchs im Gestaltungsseminar der Handwerkskammer sein Wissen weiter - Foto: Rössle

Ingolstadt (DK) Pater Donatus hat die Steinmetzkunst geprägt und sie ihn. Seit fast 40 Jahren gibt der 90-Jährige Gestaltungskurse für die Handwerkskammer. Seit 18 Jahren lehrt er in Ingolstadt. Gestern wurde er dafür von der Stadt und dankbaren Kollegen ausgezeichnet.

Den Bezug zum Stein hatte Donatus Leicher von Kind an. Sein Geburtsort Heimbach in Baden sei ein „Steinhauerdorf“ sagt er. Den Bezug zu Gott brachten ihm grauenvolle Erlebnisse während des Krieges. Mit 26 Jahren trat er 1947 in den Dominikanerorden ein und begann Philosophie und Theologie zu studieren.

Sein handwerkliches Erweckungserlebnis war ein Besuch bei seinem Bruder, der in der Münsterbauhütte in Freiburg arbeitete. „Da hat das Kribbeln begonnen“, sagt Leicher heute. 1958 hat er selbst einen Block behauen, der jetzt im Turm des Freiburger Münsters verbaut ist. „Ich weiß nicht mehr genau, welcher es ist, ich hätte ihn mit Leuchtfarbe anmalen sollen“, scherzt er.

In seiner Steinmetzkarriere entwickelte er sich zu einer Koryphäe für Symbole und künstlerische Gestaltungsfragen. Noch heute arbeitet er regelmäßig selbst an Kunstwerken in Holz und Stein, besteigt meterhohe Gerüste. Dennoch stand bei ihm trotz aller künstlerischer Tätigkeiten stets die Seelsorge im Vordergrund, betont er.

Sein Wissen gibt der Pater seit 40 Jahren in Seminaren an Steinmetzen und Steinbildhauer weiter. Die organisiert die Handwerkskammer seit 18 Jahren im Bildungszentrum am Brückenkopf in Ingolstadt. Aus ganz Deutschland reisen Steinmetzen an, um eine Woche von Pater Donatus zu lernen.

Einer von ihnen ist Hermann Rudolph, der aus dem ostallgäuerischen Obergünzburg gekommen ist. „Schon mein Vater hat bei Pater Donatus gelernt“, erzählt der Steinmetzmeister, der heute die Seminare mitorganisiert. Gestern Nachmittag räumten die 29 Kursteilnehmer die Werkstatt am Brückenkopf aus. Die Tische wurden freigeräumt, ein Rednerpult herbeigeschafft. Langjährige Weggefährten waren gekommen, um mit Pater Donatus seinen 90. zu feiern. Der Bundesinnungsverband der Steinmetzen und Steinbildhauer verlieh ihm die Ehrenanstecknadel in Gold. Auch Ingolstadts Oberbürgermeister Alfred Lehmann war da und steckte dem Pater die silberne Panthernadel der Stadt ans Revers. „Es wäre schön, wenn die Kraft des Panthers auf meine Knochen überginge“, scherzte der Geehrte. Denn ans Aufhören denkt Pater Donatus noch lange nicht.