Hilpoltstein
Spät, aber schnell DSL für Firmen

14.09.2010 | Stand 03.12.2020, 3:41 Uhr

Klammern sich an den Fortschritt: Bürgermeister Markus Mahl und Kämmerer Herbert Walter (Mitte, von links) von der Stadt Hilpoltstein zeigen mit René Walter (links) und Heiko Petschl von p²-systems eine Richtfunkverteilerstelle der neuen Breitbandanbindung. - Foto: Bader

Hilpoltstein (HK) Jetzt gibt es im Hilpoltsteiner Gewerbegebiet An der Autobahn eine schnelle Internetanbindung – elf Jahre nach der Eröffnung. Zwar steht mit 50 Mbit/s eine beachtliche Bandbreite zur Verfügung, aber nur durch Zufall – während der Bauarbeiten hatte man ein Glasfaserkabel von Vodafone entdeckt.

Am Montagnachmittag nahmen Bürgermeister Markus Mahl und Kämmerer Herbert Walter von der Stadt Hilpoltstein die Breitbandversorgung für das Gewerbegebiet offiziell in Betrieb. "So schlecht es auch vorher war, so gut ist es jetzt", betonte Walter und spielte damit auf die vorherige Versorgung an, die so miserabel war, dass sich die meisten Firmen in ihrer Not inzwischen anderweitig beholfen haben. "Aber jetzt gibt es eine Breitbandanbindung und damit neben der Lage an der Autobahn einen weiteren Standortvorteil für unser Gewerbegebiet", so Mahl.

Trotzdem hatte man lange darauf verzichtet: Erst im Oktober vergangenen Jahres begannen die Arbeiten. Ursprünglich sollten die Firmen einen 10 Mbit/s schnellen Internetzugang erhalten. 50 Mbit/s sind es jetzt. Reiner Zufall, wie René Mayer vom Anbieter p²-systems zugibt. "Wir sind bei den Arbeiten auf ein Glasfaserkabel von Vodafone gestoßen, von dem wir nichts wussten. Jetzt können wir dieses mitnutzen."

Doch das Angebot kommt für viele Firmen zu spät. Sie haben teilweise äußerst kostspielige Lösungen suchen müssen, um arbeiten zu können. Auf Unverständnis stößt die späte Internetverbindung deshalb bei Thomas Winter, dem Geschäftsführer von Speck-Pumpen in Hilpoltstein. "Als wir hierher kamen, wäre ich nie darauf gekommen, dass wir keine ordentliche Internetverbindung haben", sagt er. "Am alten Sitz in der Lohbachstraße war die Anbindung da – hier im Gewerbegebiet, wo man die nötige Infrastruktur voraussetzt, war nichts." Winters IT-Spezialist Fritz Kropius musste deshalb nach einer zumindest halbwegs akzeptablen Lösung suchen. "Wir haben uns mit einer kleinen 2000er-Leitung der Telekom beholfen. Mehr war bei vertretbaren Kosten nicht zu machen – und das kostet uns pro Monat immerhin 600 Euro", sagt Kropius. Der hohe Preis ärgert Winter: "Rund 7000 Euro pro Jahr für so eine kleine Anbindung – aber wir hatten keine andere Möglichkeit, wir mussten diesen Weg gehen." Winter hatte sich damals überlegt, sich an die Internetverbindung der Firma Keller & Kalmbach anzuschließen. "Die haben sich für rund 20 000 Euro eine eigene Leitung legen lassen – aber die Kosten, die Leitung bis zu uns zu legen, waren einfach zu hoch."

Selbst dass es jetzt eine ordentliche Internetverbindung gibt, hat er weder von der Stadt Hilpoltstein noch vom Betreiber p²-systems erfahren, sondern nur durch die Nachfrage des Hilpoltsteiner Kurier. "Wir haben bisher keine Nachricht bekommen, aber unser IT-Fachmann wird sich noch heute darum kümmern."

Auch Bernhard Walter vom gleichnamigen Reifenhandel musste sich selbst helfen. "Ich wohne in Sindersdorf und habe da eine akzeptable Internetverbindung", sagt er. "Also habe ich 5000 Euro in die Hand genommen und mir eine Funkverbindung zu meiner Firma hier im Gewerbegebiet aufgebaut." Walter hat erst gar nicht versucht, mit dem normalen Telefonanschluss zu arbeiten, "das hätte nichts gebracht, ich musste mir sofort etwas einfallen lassen." Jetzt hat er trotz seiner damaligen Investition beschlossen, das neue Netz zu nutzen. "Das kostet auch wieder Geld, aber dafür ist es besser, wenn wir größere Softwareupdates fahren müssen – da ist die Funkverbindung manchmal zusammengebrochen."

Günter Bauerfeind, Chef einer der ersten Firmen im Hilpoltsteiner Gewerbegebiet, sieht es gelassen. "Wir sind 2001 hierhergekommen, da war das Angebot noch zeitgemäß." Trotzdem musste auch er sich im Laufe der Zeit um eine bessere Lösung bemühen und hat sich von einem externen Anbieter eine Funkstrecke einrichten lassen. "Das reicht uns und wir werden wir deshalb auch nicht wechseln." Trotzdem: "Der Anschluss hätte etwas früher sein können."

Und dieser Meinung ist auch Karl Scheuerlein von der Rother Unternehmerfabrik: "Eine schnelle Internetanbindung gehört für ein Gewerbegebiet zum Standard. Und auch wenn bei der Eröffnung des Gewerbegebiets viele Firmen noch mit dem vorhandenen Anschluss auskamen, hätte die Breitbandanbindung deutlich früher da sein müssen."

Thomas Winter der Firma Speck-Pumpen nimmt es mit Humor. "Ich habe aus der Erfahrung in Hilpoltstein gelernt. Wenn wir heute ein Grundstück kaufen, dann frage ich nicht nur nach einem DSL-Anschluss, sondern auch, ob wir Wasser und einen Kanal haben."