Eichstätt
Sozialberater schlagen Alarm

Kampagne der Caritas im Bistum Eichstätt: "Jeder Mensch braucht ein Zuhause"

06.03.2018 | Stand 02.12.2020, 16:44 Uhr
Auf die Problematik mangelnden Wohnraums macht die Caritas in ihrer Jahreskampagne bundesweit unter anderem mit diesem Plakat aufmerksam. −Foto: SYSTEM

Eichstätt (EK) Sozial schwache Menschen finden kein Zuhause. Dies erleben Sozialberater im Bistum immer wieder. "In allen Caritas-Kreisstellen erfahren wir die Problematik mangelnden bezahlbaren Wohnraumes als sehr drängend. Viele unserer Klienten haben kaum eine Chance", erklärt Bernhard Gruber.

Bernhard Gruber ist Berater bei der Caritas-Kreisstelle Ingolstadt und Sprecher für die Allgemeine Sozialberatung beim Caritasverband Eichstätt. "Politik, Gesellschaft und Kirche müssen mehr tun, um dieses Problem in den Griff zu bekommen", fordert er und spricht damit allen Caritas-Sozialberatern im Bistum aus der Seele. Auf die Problematik wollen diese gerade in diesem Jahr aufmerksam machen, in dem die Caritas bundesweit eine Kampagne unter dem Motto "Jeder Mensch braucht ein Zuhause" durchführt.

"Die Menschen, die zu uns kommen, haben hohe Erwartungen, dass wir ihnen helfen, eine Wohnung zu finden, aber wir können diese Erwartungen leider oft nicht erfüllen", bedauert der Ingolstädter Sozialberater. Wohnungssuchende Klienten reagierten daher oft verzweifelt: "Manche übernachten im Auto. Einige kommen bei Bekannten, Verwandten oder in Billigpensionen unter. Es geht so weit, dass junge Leute oft jeden Tag woanders schlafen - erst bei einem Freund, dann bei einem anderen", nennt Gruber Beispiele. Selbst vom Einzug in eine Sozialwohnung könnten viele nur träumen. Und dass es auf dem freien Wohnungsmarkt noch schwieriger sei, liegt dem Caritasberater zufolge unter anderem daran, dass die Mieten einfach zu hoch seien. "Inzwischen gibt es auch Vermieter, die aus der Wohnungsnot Kapital schlagen, indem sie eher schlechte Wohnungen relativ teuer vermieten." Außerdem hätten bestimmte Bevölkerungsgruppen schon von vornherein schlechte Chancen auf dem Wohnungsmarkt, wenn negative Schufa-Einträge oder frühere Mietschulden vorhanden sind.

Auch in Eichstätt ballen sich laut Hans Wiesner, Sozialberater bei der dortigen Kreisstelle, die Wohnungsanfragen: "Die Stadt hat zwar Sozialwohnungen, doch diese reichen bei Weitem nicht aus, um den Bedarf zu decken." Zahlreiche anerkannte Asylbewerber müssten aufgrund des fehlenden Wohnraumes als "Fehlbeleger" in ihren Unterkünften bleiben. Neben ihnen suchten zudem Zuwanderer aus EU-Ländern, die in der Region im Niedrigsektor arbeiten, Wohnraum. So konkurrierten auf dem Wohnungsmarkt häufig "Einheimische" gegen "Fremde", was gelegentlich zu Feindseligkeiten führe.

Wiesner erfährt auch immer wieder, dass für seine Klienten die festgelegten Mietobergrenzen für angemessenen Wohnraum "zu knapp bemessen sind". Dies führe oft dazu, dass Sozialleistungsempfänger "sich Geld, das sie als Hilfe zum Leben erhalten, abzwacken, um den Differenzbetrag zu den erstatteten Wohnkosten zu zahlen".