Sonnenstrom - Photovoltaik-Anlagen werden immer günstiger

20.04.2012 | Stand 03.12.2020, 1:35 Uhr

Der Preis weniger Produkte ist in den vergangenen Jahren so dramatischen gefallen wie der von Photovoltaik-Systemen. Im Frühjahr 2012 kosten Anlagen rund 60 Prozent weniger als 2006.

Sie blinken auf immer mehr Dächern und Äckern: Systeme zur Gewinnung von Sonnenstrom gehören längst zum Landschaftsbild. Etwa 1,1 Millionen Anlagen lieferten laut Bundesverband Solarwirtschaft (BSW-Solar) im April 2012 bei uns Lichtenergie und deckten damit vier Prozent des deutschen Stromverbrauchs – Trend steigend, 2020 dürften es Experten zufolge schon zehn Prozent sein.

Der Eigenproduktion auch auf Ein- oder Mehrfamilienhäusern verhelfen vier Gründe zum Boom: Fallende Anlagenpreise, steigende Energiekosten, mehr Umweltbewusstsein und Subventionen. Dass die staatliche Förderung für umweltschonend hergestellte Elektrizität weiter gekappt wird, ist angesichts des prognostizierten Zubaus sicher. Die Kosten für Solar-Kraftwerke werden daher wichtigstes Argument für neue Installationen. Gut für Verbraucher: Eine Ende des Preisverfalls ist nicht in Sicht.

Nur bei Computern ist Kostenverfall vergleichbar

Bereits seit Jahren werden Solaranlagen stetig günstiger. Lag der Preis pro Kilowatt-Peak (der Wert kWp beschreibt die optimale Leistung einer Anlage) installierter Leistung 2006 bei etwa 5.000 Euro, müssen heute dafür gerade noch 1.900 Euro bezahlt werden – ein Verlust von 60 Prozent. Zur Versorgung eines Einfamilienhauses mit einer typischen Vier-kWp-Anlage müssen also nur noch rund 8.000 Euro kalkuliert werden. Tatsächlich leidet die Solarindustrie weltweit unter einem dramatischen Preisrutsch, der allenfalls noch mit dem Kostenverfall bei Computern vergleichbar ist, sagt David Wedepohl vom BSW-Solar.

Weiterer Preisverfall prognostiziert

Immer billiger sind vor allem die Photovoltaik-Module geworden. Darin verstecken sich in Reihe geschaltete Solarzellen. Sie gelten als Herzstück der Anlagen, bestehen meist aus reinem Silizium und machen entsprechend der Systemgröße zwischen 30 und 50 Prozent der Gesamtkosten aus. Je nach Herstellung werden die Zellen in Kristallin- und Dünnschichttypen unterschieden. Für beide gilt: Technischer Fortschritt, intensiver Wettbewerb, steigende Produktionskapazitäten vor allem in China und sinkende Rohstoffpreise führten zum Preisverfall, sagt Goekhan Demirci von pvXchange. Bei der Photovoltaik-Handelsplattform für Großabnehmer werden regelmäßig die Preistrends für PV-Komponenten aus Deutschland, China oder Japan ermittelt.

Alleine zwischen Januar 2011 und Februar 2012 hätten Kristallin-Module aus China knapp 48 Prozent, vergleichbare Produkte aus Deutschland um knapp 40 Prozent an Wert verloren, erläutert Demirci, der davon ausgeht, dass Modulpreise bis Anfang 2013 noch einmal zwischen 20 und 30 Prozent nachgeben.
Das heißt: Auch der durchschnittliche Endkundenpreis für fertig installierte Solaranlagen wird weiter sinken, sagt Wedepohl. Auf das günstigste Angebot sollten Verbraucher laut Goekhan Demirci jedoch nicht eingehen. Zwar würden einige chinesische Hersteller mittlerweile sehr gute Module vertreiben, doch etwa bei der Garantielaufzeit geben es zu hiesigen Produzenten Unterschiede. Fakt ist: Je länger eine Anlage ohne Zusatzkosten läuft, desto schneller amortisieren sich die Investitionen. Zudem müsse das Gesamtpaket überzeugen, rät Experte Demirci. Dazu zählt eine detaillierte Beratung vor Ort durch einen Fachbetrieb mit einer genauen Berechnung aller Material-, Installations- und Betriebskosten sowie der zu erwartenden Erträge.

Anlage für Speicher vorbereiten

Wer eine möglichst optimale Selbstversorgung mit Solarenergie anstrebt, muss sich heute auch Gedanken über einen Stromspeicher machen. Je mehr des produzierten Stroms selbst verbraucht wird, umso eher rechnet sich nämlich die Anlage. Denn es ist erstens davon auszugehen, dass Strom stetig teurer wird. Das Erneuerbare-Energie-Gesetz (EEG) enthält zweitens eine Sonderregelung zum Eigenverbrauch von Solarstrom. Wer seine Solarenergie nicht komplett einspeist, spart ergo nicht nur bei den Stromkosten, sondern erhält auch einen staatlichen Bonus. Da derzeit aber technisch ausgereifte und günstige Speicherlösungen fehlen, liegt der Eigenverbrauch bei Hausbesitzern im Schnitt bei nur bei zehn bis 15 Prozent. Wer also clever plant, denkt über einen Speicher nach. Zumindest sollte ein späterer Einbau möglich sein.