Sonnenboot schmückt keltisches Tor

10.08.2010 | Stand 03.12.2020, 3:47 Uhr

Stockbrot und Gemüseeintopf – damit können sich die fleißigen Handwerker stärken.

Landersdorf/Thalmässing (EK) Ein Nachmittag mitten in den Ferien und die Kinder schuften stundenlang und auch noch freiwillig. Statt Deutsch oder Mathe stehen beim Kindermuseumstag im Geschichtsdorf ja auch Töpfern, Schmieden und Basteln auf dem Stundenplan.

"Das sind Sonne und Mond und das ist ein Sonnenboot." Bettina Loy ist quasi Expertin. Als Tochter von Fritz Loy, dem Vorsitzenden der Freunde der Vor- und Frühgeschichte Landersdorf, ist sie im Geschichtsdorf Landersdorf zwischen Titting und Thalmässing so gut wie daheim. Sie kennt nicht nur die einzelnen Symbole, die sie gerade zusammen mit anderen Kindern in drei Holzstämme schnitzt, sondern auch deren Bedeutung. "Wenn die Kelten sterben, fahren sie im Sonnenboot ins Totenreich", erklärt sie. An diese religiöse Überzeugung soll das Sonnenboot-Symbol erinnern, das einen der Stämme schmückt. Die drei Stämme sollen zu einem keltischen Tor zusammengefügt werden.

Mindestens so anstrengend wie das Schnitzen ist das Schmieden von Pfeilspitzen. "Hast du gesehen, wie das spritzt", fragt Thomas Volkmar Held den zehnjährigen Philipp. Der hat gerade mit dem Hammer kräftig auf ein rot glühendes Eisen geschlagen, das er zusammen mit dem Bildhauer in eine Pfeilspitze verwandeln will. Der Zehnjährige ist mit Feuereifer bei der Sache und setzt die Tipps von Held konzentriert um.

Sabine Heidler kann ein Schmunzeln nicht unterdrücken, als sie den beiden bei der Arbeit zusieht. "Wenn die Kinder sehen, wie sehr man für eine einzige Pfeilspitze schuften muss, bleibt viel mehr hängen, als wenn man die nur als Exponat in einem Schaukasten sieht", ist sich die Kreisjugendpflegerin sicher. Darum hat sich der Kreisjugendring, der diesen Museumstag zusammen mit den Freunden der Vor- und Frühgeschichte Landersdorf organisiert hat, auch dafür entschieden, im Rahmen der Aktion Ferienpass des Landkreises vier solcher Museumstage anzubieten. Zusätzlich hat der Kreisjugendring auch das Museum im Koffer engagiert, das zum Beispiel zeigt, wie die Kelten ihre Toten bestattet haben.

Magdalena rollt inzwischen etwas unschlüssig eine kleine Wurst aus Ton zwischen ihren Fingern. "Komm, wir machen ein Schüsselchen zusammen", ermuntert sie ihre Mutter. "Nehmen wir das mit nach Hause" fragt die Zweieinhalbjährige und ihre Mutter nickt. Denn wenn die größeren Geschwister von diesem aktionsreichen Nachmittag "Trophäen" mit nach Hause nehmen, braucht die Kleinste auch etwas. Stolz auf "ihr" Gefäß holt sich Magdalena ein Namensschildchen ab. Der Kreisjugendring achtet bei Aktionstagen immer darauf, dass auch die Kleinen im Kindergartenalter ins Geschehen eingebunden werden können.

Völlig unabhängig vom Alter ist der Drang zum Schmuckbasteln. Eine Mutter schaut darum äußerst ungläubig, als ihre Kinder keine Ringe oder Armreifen aus Silberdraht biegen wollen und nimmt kurzerhand selbst Platz, um für sich ein Schmuckstück zu kreieren. Kreativ müssen auch die KJR- Mitarbeiter sein. Die Bastelanleitung für die Mammutmaske stammt aus einem Buch mit Abbildungen in Schwarzweiß. "Waren die Mammuts nun grau oder braun" überlegt Sabine Heidler und entscheidet sich dafür, braunes Tonpapier einzukaufen.

Und weil so viel Schmieden und Töpfern hungrig macht, köchelt auf dem offenen Feuer im großen Topf ein kräftiger Gemüseeintopf – wie bei den Kelten.