Altmannstein
Sonne, Mond und Dreizack

Werner Engelmanns Schutzschildmotive sprechen einen ganzen Komplex von Themen an

23.04.2014 | Stand 02.12.2020, 22:47 Uhr

Letzte Vorbereitungen: Werner und Annegret Engelmann gestern beim Aufbau der Sonderausstellung im Museumsstadel, die am Freitag um 19.30 Uhr eröffnet wird. Das große Gemälde links ist für den Künstler das Schlüsselbild der Ausstellung. - Fotos: bid

Altmannstein (bid) Die zehn Gemälde des „Burg Steiner Kultur-Hangs“ sind 13 Jahre nach der Eröffnung von Werner Engelmann ausgebessert und überarbeitet worden. Die Schöpfung des anerkannten Altmannsteiner Künstlers wird durch eine Ausstellung im Kulturstadel ergänzt.

Der „Burg Steiner Kultur-Hang“ wird rechtzeitig vor Beginn der Haupturlaubssaison wiedereröffnet. Damit soll aber auch gleichzeitig der Öffentlichkeit wieder ins Bewusstsein gerufen werden, welch großartiges Kunstwerk die Marktgemeinde auf der Burg hat. Kurz hinter dem imposanten Bergfried, noch auf der Anhöhe, beginnt der Kultur-Hang. Vor allem die Feriengäste sind nach wie vor von ihm begeistert.

Eröffnet wurde er am 6. Juli 2001. Das Konzept und die künstlerische Ausführung lag in den Händen von Werner Engelmann, der in Sollern vor den Toren Altmannsteins wohnt. Schmiedemeister Norbert Huber aus Hexenagger und Dieter Meier aus Steinsdorf kümmerten sich damals um die technischen Anforderungen.

Engelmann sieht den Kultur-Hang als Begegnungsstätte. Er soll auf den Betrachter als Ganzes wirken und gleichzeitig einen ganzen Komplex von Themen ansprechen. Das Motiv gehe auf die Geschichte zurück, daher komme auch der Begriff „Ur-Hang“. Die künstlerische Gestaltung bezieht sich Engelmann zufolge auf eng miteinander verwobene Themen. Die Exponate sollen die Symbiose zwischen Vergangenheit und Gegenwart in der zeitgenössischen Formsprache bilden. Seit der Antike haben laut Engelmann Maskenmotive – für Schauspiele und andere Verwandlungen – in der Kunst Einzug gehalten. Gleichsam in Variationen tritt die „Heraldische Maskierung“ bereits als Ornament am „Janustor“ am Bergfried auf: Janus war der römische Gott des Anfangs und des Endes.

Dieses „Janustor“ lässt sich öffnen und schließen, bleibt aber stets geöffnet. Von dort aus stehen am Weg den Hang hinunter Ölmalereien, die allesamt „Heraldische Körpermaskierungen“ darstellen. Diese Schutzschildmotive signalisieren wie die von Boten, den Herolden, vorgehaltenen Symbole unter anderem den Ewigen Knoten, Eulen-, Sonnen- und Mondmotive. Eine Schnabelmaske und eine Gorgomaske sowie ein Spiralenschild sind zu sehen, Augen und eine ausgestreckte Zunge als Abwehrzeichen. Am Ende steht der Dreizack, eingebunden in ein mandala-ähnliches Schildmotiv, Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft repräsentierend. Der Weg, als Serpentine angelegt, endet am Hungerturm.

Diese zehn Bilder mussten zum Teil restauriert werden, denn die zum Schutz vor der Witterung angebrachten Plexiglasscheiben waren unansehnlich geworden. Die Gemälde verloren dadurch viel von ihrer Wirkung, einige von ihnen wiesen auch selbst Schäden auf. Mitarbeiter des Bauhofs hatten im Dezember die Gestelle mit den Bildern abgebaut und ins Atelier von Werner Engelmann gebracht. Dieser erneute wo nötig die Malerei und tauschte die Plexiglasscheiben aus.

Mit diesen zehn Gemälden ist der Altmannsteiner Kultur-Hang aber noch nicht zu Ende. Der Heraldische Pfad öffnet sich dem Betrachter nochmals in Richtung Osten, wo Eisenfiguren stehen. „Mit ihren Attributen stellen sie scheinbare Auseinandersetzungen dar“, erklärt Engelmann. „Die lineare, gerippehafte Ausführung der Figurenobjekte aus Eisen verleiht ihnen Transparenz und einen fragmentarischen Charakter.“ Der „Turnierstreitwagen mit männlichem Torso“ und die „Amazonen mit Schildern und Maskierung“ stehen für geistige, spielerische Konflikte.

Die Materialwahl lässt sich, so Engelmann, aus der Regionalgeschichte ableiten. Frühzeitliche, keltische, römische Eisengewinnung und Verarbeitung bis in unsere Zeit stehen dabei für Kontinuität. Dazu kommen die Wappen, die es zu allen Zeiten gab.