Eichstätt
"Sommernachtstraum" im November

Ballettschule Eichstätt begeistert ihr Publikum mit Shakespeares turbulenter Liebesgeschichte

21.11.2018 | Stand 23.09.2023, 5:02 Uhr
Oberons Elfen boten dem Publikum pfiffig-flottes Tanztheater - Elfenkönig Oberon (Amirah Matterstock) und sein Gehilfe Puck (Antonia Metzger) stellten ein wunderbares Paar dar. −Foto: Kusche

Eichstätt (EK) Die Liebe kann seltsame Wege gehen - diese Erfahrung hat William Shakespeare in seiner turbulenten Komödie "Sommernachtstraum" meisterhaft verarbeitet. In einem großartigen Tanztheater mit dem moderneren Titel Sommer.Nacht@Traum haben rund 30 jugendliche Tänzerinnen und Tänzer der Ballettschule Eichstätt Shakespeares beliebte Komödie im Alten Stadttheater auf die Bühne gebracht.

In ihren insgesamt drei tänzerisch herausragenden und höchst originellen Vorstellungen blickten die 13- bis 20-jährigen Tänzer mit ihrer ganz eigenen Interpretation auf die verworrenen Liebesgeschichten von Shakespeares Protagonisten und ernteten mit den Ballettschulleiterinnen Birgit Hoffmann-Rothe und Julia Koderer minutenlangen Applaus dafür.

Hermia liebt Lysander. Demetrius liebt Hermia. Helena liebt Demetrius. Deren Vater verlangt, dass Hermia Demetrius heiratet, deshalb flieht sie mit Lysander. Demetrius folgt dem Liebespaar, Helena folgt Demetrius, und zwischen allen der Troll und Gehilfe von Oberon, Puck, der seinen Wundersaft verteilt - es ist eine überaus turbulente Handlung, die William Shakespeare Ende des 16. Jahrhunderts in seinem Sommernachtstraum geschrieben hat.

Doch es ist gar nicht die verworrene, immer wieder mit überraschenden Wendungen gespickte Handlung der Komödie, die im Vordergrund der herausragenden Aufführung der Ballettschule stand. Mit Faszination und Bewunderung verfolgte das Publikum vielmehr die enormen tänzerischen und schauspielerischen Leistungen der Tänzer, die die Komödie voller Witz und Charme auf die Bühne brachten. Da ficht Oberon, wunderbar dargestellt von Amirah Matterstock, im verwunschenen Wald einen erbitterten Streit gegen seine Gattin Titania aus, ebenfalls brillant gespielt von Katharina Krieglmeier. Jede Seite wird tänzerisch höchst eindrucksvoll von seinem eigenen Elfenvolk in wunderschönen Kostümen unterstützt. Immer wieder greift der schelmenhafte und kluge Gehilfe Puck in die Geschehnisse ein, den Antonia Metzger nicht nur tänzerisch mit einigen akrobatischen Einlagen, sondern vor allem schauspielerisch und mimisch herausragend verkörpert. Auch die anderen um Liebe kämpfenden Paare - der Herzog (Marie-Christin Buchta) und die Herzogin (Franziska Richter) sowie Hermia (Klara Lindner) und Helena (Charlotte Schön) - präsentieren eindrucksvoll, wie sie sich auf der Flucht vor den gesellschaftlichen Fesseln immer weiter in ein Labyrinth von Irrwegen begeben, aus denen kein Entkommen möglich zu sein scheint. Auch die Handwerker, angeführt von Weber Zettel (hervorragend gespielt von Judith Michl), bewiesen in ihrem Part nicht nur unglaubliches Schauspieltalent mit passender Mimik und Gestik, sondern mit einem originellen Huttanz zu Sinatras Song "Love and Marriage" auch großartiges Tanzkönnen.

Es ist vor allem diese einzigartige Mischung aus Tanz und Theater, die das Erfolgsrezept der Ballettlehrerinnen Hoffmann-Rothe und Koderer und ihren Schülern ausmacht. Auch im hochkarätigen Vorprogramm zum Sommer.Nacht@Traum, in dem 16 der älteren Tänzerinnen in blütenweißen Kleidern zu Chopins Musik das 1909 in Paris uraufgeführte Ballett des Choreographen Michel Fokine "Les Sylphides" präsentierten, konnte sich das Publikum von dem hohen Niveau der Tanzausbildung in der Ballettschule überzeugen.

Dagmar Kusche