Ingolstadt
Sommer, Sonne, Radltag

IN-City-Aktion brachte am Pfingstsamstag Leben in die Innenstadt - Radlwerkstatt besonders gefragt

09.06.2019 | Stand 23.09.2023, 7:21 Uhr
Hatten beim Radltag alle Hände voll zu tun: Tobias Dirigl (oben) in der Servicewerkstatt, Sebastian Krentz (unten, von links) mit seinem Lastenfahrrad, Jürgen Schulze in seiner Upcycling-Station und die Einradler des TSV Lenting bei ihrem Auftritt. −Foto: Hauser

Ingolstadt (DK) Am Pfingstsamstag war in der Ingolstädter Fußgängerzone richtig was los.

Neben dem idealen Wetter zum Bummeln und Draußensitzen leistete sicher auch IN-City mit dem Ingolstädter Radltag seinen Beitrag zum urbanen Leben.


Mal eben gratis sein Fahrrad durchchecken lassen, während man selbst die letzten Einkäufe fürs lange Wochenende erledigt oder im Straßencafé einen Espresso nimmt - das scheint ein Angebot zu sein, dem viele Ingolstädter nicht widerstehen können. In der Open air-Radlwerkstatt, wo am Samstag auch bei kleinen Reparaturen nur das Material bezahlt werden musste, war jedenfalls ordentlich was los. "Wir mussten sogar einen dritten Mechaniker dazuholen", sagt Simon Schleußinger vom Radhaus Ingolstadt. "Manche pflegen ihr Rad tiptop, andere fahren, bis es nicht mehr geht", so die Erfahrung, die Tobias Dirigl, der bei Prüfaktionen wie dieser vor allem auf die Verkehrssicherheit achtet. Er und seine Kollegen hatten aber nicht nur Beleuchtung und Bremsen im Blick. Von 9 bis 16 Uhr haben sie Ketten gespannt, Schaltungen eingestellt und mit Speichenschlüssel, Messgerät und viel Gefühl Felgen zentriert. Wer sich selbst an einen "Achter" wagen will, dem rät Dirigl, als Abstandsmesser einen Kabelbinder an der Lenkergabel zu befestigen. Aber Vorsicht: "Schnell hat man sonst zusätzlich zum Achter auch noch einen Felgenschlag", warnt Dirigl, der am liebsten sein selbst gebautes Elektroliegerad fährt.

"Der Trend zu E-Bikes steigt immer noch an", sagt Schleußinger. Ob bei Pedelecs, bei denen der Elektromotor nur unterstützend bis 25 Stundenkilometer wirkt, oder S-Pedelecs, die bis zu 45 Stundenkilometer schnell sind und eine Zulassung brauchen. Da es mittlerweile auch E-Bikes für Kinder gibt, reiche die Kundschaft im Laden von 8 bis 80. Neu auf dem Markt sind E-Bikes mit Antiblockiersystem. "Damit geht man bei Notbremsungen auf Nummer sicher, denn das ABS verhindert, dass das Vorderrad blockiert und damit manch bösen Sturz", so der Fahrradverkäufer. Im Kommen ist der E-Scooter. Das Modell, das man beim Radltag ausprobieren konnte, ist laut Schleußinger eines von nur zwei deutschen Modellen mit Straßenzulassung. Auf Radwegen darf man - ab 15 Jahren, mit Mofaführerschein und Verischerungskennzeichen - mit dem Tretroller mit bis zu 20 km/h unterwegs sein.

Nur auf Muskelkraft setzt Sebastian Krentz, der mit seinem schwer bepackten Lastenfahrrad und Tochter Line am Schliffelmarkt vorbeistrampelte. "Die Fahrad-Infrastruktur in Ingolstadt passt im Großen und Ganzen - nur im Winter müssen wir uns oft über vereiste Radwege kämpfen", sagt der 33-Jährige , der 2010 aus dem "fahrradfreundlichen Rügen" zugezogen ist. Was er sich wünscht, ist mehr gegenseitige Rücksichtnahme: von Autofahrern, Fußgängern und Radfahrern. Mit dem Lastesel auf zwei Rädern bringt er auch die Kinder zum Kindergarten und fährt dann weiter zur Arbeit. "Das Auto steht eigentlich nur noch rum! "

Gabriela Strobl hat dieselbe Erfahrung gemacht und deshalb seit Jahresbeginn kein Auto mehr. "Ich hab' den Anwohnerparkplatz für andere freigemacht", sagt die Altstadtbewohnerin. Ingolstadt sei mit Busbahnhof, Haltestellen und zwei Bahnhöfen gut vernetzt, meint sie: "Deshalb brauch' ich auch keine Seilbahn". Beim Radltag ist Strobl vorbeigeradelt, um zu schauen was los ist.

Und obwohl nur noch ein Fahrradhändler ausstellt, gab's doch einiges zu sehen. Jürgen Schulze gehört mit seinem "Mitmachtheater für Kinder", wie er seine Upcyclingaktion nennt, schon fast zum Inventar. Kinder trugen aber auch selbst zum Rahmenprogramm bei. Die Mädchen und Buben von der Einradgruppe des TSV Lenting zeigten ihre Künste auf nur einem Rad.

Stefan Pittrof von der Ingolstädter Tourismus-GmbH (ITK) bewarb die touristischen Radwege, besonders die neue Herzstücktour, die über Riedenburg bis Kelheim führt. Maria Neubauer bot am Stand von Hörgeräte Langer kostenlose Hörtests an: "Ein gutes Gehör ist wichtig im Straßenverkehr", schärfte sie ihren Besuchern ein. So wichtig wie gutes Sehen, das Lars Goldermann im Fielmann-Mobil an der Ecke Mauthstraße testete. Und weil Radler offenbar auch beim Essen auf ihre Gesundheit achten, reichte Ramadan Ceka vom Soul Kitchen Foodtruck an diesem Tag vor allem vegetarische Burger über den Tresen. Zum Erfolg des Tages, der etwas trüb begonnen hatte, trug auch das schöne Wetter bei. So sahen das zumindest Melanie Esch und Florian Raith von IN-City, die mit dem Besuch recht zufrieden waren. Dass gerade die Pfingstferien begonnen hatten, merkte man nur daran, dass nur ein Kind seinen Preis aus der Malaktion abholte.
 

Sebastian Kügel