Meckenhausen
Solidarisch mit allen Kranken und Leidenden

Gedanken zur Karwoche von Monsignore Richard Distler

23.03.2018 | Stand 02.12.2020, 16:39 Uhr

Meckenhausen (HK) Nach 28 Jahren als Pfarrer der Hofpfarrei Neumarkt und 24 Jahren als Dekan ist Monsignore Richard Distler im vergangenen Jahr in den Ruhestand gegangen. Seither wohnt er in Meckenhausen. Für unsere Zeitung hat Distler einige Gedanken zur Feier der Karwoche aufgeschrieben.

In der Karwoche, die wir mit dem Palmsonntag beginnen, geht es um das Leiden und Sterben Jesu. Da steht das Kreuz im Mittelpunkt. Aber warum? Kreuz ist doch für viele der Inbegriff von Unheil, Leid, Schmerz und Krankheit. Das Kreuz wird von manchen heutzutage eher als Störfaktor empfunden. Man möchte es heraushaben aus den Schulen und Gerichtssälen. Doch näher rückt uns das Kreuz, wenn es um unser eigenes geht. Wie erschüttert sind wir dann, wenn die Leiden nicht aufhören, wenn Kindern Schlimmes passiert, junge Menschen verunglücken oder wenn aus Kriegsgebieten Grausames berichtet wird.

Aber haben wir uns nicht schon allzu sehr an das Kreuz in unseren Kirchen und Wohnzimmern gewöhnt, so dass wir uns nur selten mehr erschüttern lassen? Mag sein, dass uns nicht einmal die ganze Dramatik ans Herz geht, die mit diesem gekreuzigten Jesus vor 2000 Jahren passiert ist? Die Karwoche möchte uns dieses bewegende Ereignis neu bewusst machen.

Die Liturgie dieser Woche bezeichnet den gekreuzigten Christus als den, von dem Heil ausgeht. Wie aber kann vom Kreuz Heil ausgehen? Sind wir nicht eher versucht, Gott anzuklagen: Warum so viel Unheil und Leid in der Welt und warum trifft es mich selber? Die Antwort auf diese Klage gibt uns Gott mit dem Kreuz. Weil Gott am Kreuz selber unsäglich leidet, macht er sich solidarisch mit allen Kranken und Leidenden dieser Welt. Anders als andere Religionen kennen wir Christen einen leidenden Gott. Er hilft uns, das eigene Leid leichter zu ertragen, aber auch das Leid anderer zu lindern. Da kann aus Solidarität Mitgefühl, Liebe und Hingabe werden.

Ein Zweites: Das Kreuz ist für Christen Zeichen der Versöhnung. Aber wieso versöhnen? Der Gott, den Jesus verkündet hat, ist kein ständig strafender oder gar gewalttätiger Gott, sondern ein versöhnender und barmherziger Vater. Er zeigt ihn uns im Gleichnis vom barmherzigen Vater. Doch dafür bezichtigt man ihn sogar der Gotteslästerung. Jesus aber hat noch im Sterben an diesem barmherzigen Gott festgehalten. Dadurch zeigt er einen Weg, wie auch wir ohne Hass und Gewalt, sondern versöhnlich mit den Nächsten, mit der Schöpfung und mit uns selber umgehen können. Unser Blick zum Kreuz in dieser Karwoche will alle unsere Unversöhnlichkeit und Zerrissenheit heilen. Der Blick zum leidenden Gott kann uns entwaffnen und gütiger machen. Dieser Blick öffnet uns für ein neues und tieferes Gottesverständnis, wie wir es bei Jesus finden.