Dietfurt
Sofortiges Handeln ist angesagt

Förster Kuhn warnt vor explosionsartiger Ausbreitung des Borkenkäfers Morgen Infoversammlung

30.05.2017 | Stand 02.12.2020, 18:02 Uhr

Foto: Ursula Kirschner

Dietfurt (uke) "Der Klimawandel hat längst begonnen", sagt Förster Oliver Kuhn. Er ist zuständig für die Dietfurter und Breitenbrunner Wälder. Gerade jetzt kämpft er mit einer der Folgen und schlägt Alarm. Durch die Hitze der vergangenen Tage hat sich der Borkenkäfer enorm vermehrt.

Eine Rolle mit gelbem Plastikband unter dem Arm, ist er im Stadtwald unterwegs und untersucht die Bäume auf Käferbefall. Unweit des Waldkindergartens bei Hebersdorf hat er eine kranke Fichte ausgemacht. Ein gelbes Band um den Stamm besiegelt ihr Schicksal. Begleitet wird Kuhn von Christian Kleiner, dem Abteilungsleiter Forsten vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. Auch ihm bereitet die heiße Witterung der vergangenen Tage große Sorgen, auch ist es ihm ein großes Anliegen, die Waldbauern möglichst früh vor den Gefahren zu warnen.

"Wir hatten einen trockenen und warmen Herbst und kaum Niederschläge im Winter", erklärt Kuhn. 20 bis 30 Prozent weniger Feuchtigkeit seien es gewesen, schätzt der Fachmann. Was Eisdielenbesitzer und Gäste des Schwimmbads freut, kommt auch dem Käfer zupass. Er mag es warm und trocken. Durch die fehlende Feuchtigkeit, so Kuhn weiter, sei der natürliche Schutz der Bäume durch die Harzbarriere unter der Rinde nicht mehr gegeben, der Käfer könne sich in den Stamm hineinbohren.

"Die Gefahr für Fichten hat sich deutlich erhöht", sagt Kuhn. Am Beispiel der mächtigen Fichte, die schon das gelbe Band des Todes trägt, schildert er, wie sich der Buchdrucker, eine Borkenkäferart, die sich auf die Fichte spezialisiert hat, explosionsartig vermehrt. Frisches Bohrmehl am Boden ist ein untrügliches Kennzeichen für das Treiben des Käfers. Das ist auch in diesem Fall deutlich zu sehen. Beim Ortstermin macht er gleich mehrere Bäume aus, die der Käfer befallen hat. Schnell werden es vier Bänder sein.

Vier Warnstufen in Sachen Borkenkäfer gibt es, erklärt sein Kollege aus Neumarkt. Am Mittwoch wurde die Dringlichkeitsstufe von zwei auf drei erhöht. "Der Anstieg ist enorm."Zum einen habe sich die Population aufgrund der für den Schädling günstigen Bedingungen schon im Sommer 2016 aufgebaut. Zum anderen regne es gerade im südlichen Landkreis rund um Dietfurt und Breitenbrunn weniger als in nördlichen Teilen des Landkreises. Die Situation sei jetzt schon brisant.

Beide Fachleute appellieren an die privaten Waldbesitzer, die Gefahren nicht zu unterschätzen. Gerade jetzt müssten sie hinaus in den Forst und nach dem Rechten schauen. Möglichst frühzeitig müssten die Bäume gefällt und aus dem Wald gebracht werden. "Ein kranker Baum, der jetzt beseitigt wird, kann 20 bis 30 Bäume retten", weiß Kuhn. Der Schädling habe ein enormes Vermehrungspotenzial. "Aus einem Käferweibchen können innerhalb eines Jahres 100 000 neue Käfer entstehen", so Kleiner. Die konsequente Beseitigung ist für ihn und Kuhn die einzige Chance, dem Borkenkäfer Herr zu werden. Käferholz, auch Brennholz, muss mindestens 500 Meter vom Waldrand entfernt gelagert werden.

"Wir müssen sofort handeln", sagt der Förster und hat das auch schon getan. Für morgen um 18 Uhr hat er eine Versammlung für die Waldbauern angesetzt. Treffpunkt ist der Sportplatz in Hebersdorf. Dort wird es jede Menge Informationen und Tipps geben, auch ein Unternehmer wird vor Ort sein, der einen Käferbaum fällt. "Die Situation duldet keinen Aufschub." Wer Hilfe braucht, solle sich an den zuständigen Förster wenden. Auch die Waldbauernvereinigung Parsberg sei eine wichtige Anlaufstelle.