Mindelstetten
Sofort wissen, wo es brennt

Das Mindelstettener Gremium informiert sich in der jüngsten Sitzung über eine mögliche Gemeinde-App

24.06.2020 | Stand 23.09.2023, 12:31 Uhr
Was in und um Mindelstetten passiert, könnte bald in einer Gemeinde-App zu finden sein. Außerdem lokale Stellenanzeigen, Bus- sowie Bahnverbindungen oder Kontaktdaten der Schule. Falls es Stromausfall oder einen Rohrbruch gibt, könnten so Eilmeldungen verschickt werden. −Foto: Schabenberger

Mindelstetten - Die Öffnungszeiten des Kindergartens, eine Liste aller Veranstaltungen im Ort und Eilmeldungen bei Stromausfall, Wasserrohrbruch, Großbrand oder Schulausfall: Informationen wie diese vereint eine mögliche Gemeinde-App für Mindelstetten.

Johannes Vollnhals, Geschäftsführer der Firma Cosmema, hat sie in der jüngsten Gemeinderatssitzung am Dienstag vorgestellt. Dieser Programmpunkt war Teil einer umfangreichen Tagesordnung (weiterer Bericht folgt).

Vollnhals' Variante der Gemeinde-App ist laut ihm seit der Coronakrise Marktführer für Kommunen im Landkreis Eichstätt. "Wir haben bereits drei veröffentlicht und zwölf weitere Zusagen", sagte der Geschäftsführer. Den Vorteil seiner Anwendung sehe er im direkten und schnellen Kommunikationsweg, der den Kommunen bisher fehle: "Am Sonntag wütet ein Sturm, die Schule muss am Montag ausfallen. Alle Eltern müssen angerufen werden. Auch beim Rohrbruch gibt es keine sofortige und zentrale Information", führte Vollnhals aus.

Mit seiner Gemeinde-App möchte der Unternehmer Mindelstetten eine Möglichkeit bieten, sofort per Schnellbenachrichtigung an die Einwohner heranzutreten. "Die App läuft auf allen Geräten, egal welcher Altersklasse", führte Vollnhals als zusätzliches Plus ins Feld. Nachdem ihm bewusst sei, dass nur wenige Bürger Anwendungen, die sie in seltenen Notfällen brauchen, herunterladen, ist die App mit zusätzlichen Funktionen ausgestattet: Sie bietet einen Überblick über alle zentralen Informationen rund um die Heimatgemeinde. So müssen Bürger unterwegs nicht extra die Homepage Mindelstettens aufrufen - der Datensatz der App ist auch offline verfügbar.

"Die Bürgernähe spielt dabei eine ganz wichtige Rolle", warf der Geschäftsführer ein. Denn mit Filtern können die Mindelstettener in dieser Anwendung festlegen, was sie wissen möchten. Die Veranstaltungen beispielsweise lassen sich nach Kategorien wie Kunst und Kultur durchsuchen. Für Neubürger in der Gemeinde ist zudem eine Navigation zum Veranstaltungsort integriert. Außerdem bietet die Anwendung eine Übersicht über Gottesdienste, Ansprechpartner in den Bereichen Gesundheit und Soziales, Ärzte im Umkreis sowie eine Karte mit den nahegelegenen Notdienstapotheken. Darüber hinaus zeigt die App Bus- und Bahnverbindungen, Pflege- und Sozialdienste aus der Umgebung sowie Stellenanzeigen im Umkreis. "So haben Mitarbeiter die Möglichkeit, lokal Arbeit zu finden und Unternehmer die Möglichkeit, Mitarbeiter lokal zu beziehen", führte Vollnhals aus. Damit sei es möglich, die heimische Wirtschaft zu stärken. Zu diesem Zweck bietet die App eine Plattform für örtliche Unternehmen. "Egal ob man Handwerker oder Eier braucht, hier findet man Ansprechpartner", sagte der Geschäftsführer. Vor der Entwicklung der App habe er sich mit sämtlichen Gruppen wie Familien oder Senioren zusammengesetzt und deren Bedürfnisse ermittelt.

Die App ist laut ihm anonym: Kein Bürger muss sich registrieren beziehungsweise einloggen, außerdem ist kein GPS oder Bluetooth nötig. Neben diesen technischen Details enthält das App-Angebot von Vollnhals stetige Updates, App-Erweiterungen sowie Ansprechpartner rund um die Uhr.

Andreas Schmidt, IT-Fachmann der Gemeinde Mindelstetten, hat auf Bitten des Bürgermeisters die App für das Gremium fachkundig eingeordnet. "Ich schätze, nur 30 Prozent werden die App nutzen, wenn man Senioren und Kinder wegrechnet", äußerte er. Den Zusatznutzen sehe er lediglich in den Push-Benachrichtigungen - als Alternative dazu könne er sich einen Newsletter vorstellen. Außerdem überarbeitet er momentan die Homepage der Gemeinde, die einen ausführlichen Überblick über alle nötigen Informationen biete. "Lieber haben wir ein vernünftiges System", erklärte Schmidt. Sein Appell an das Gremium: "Setzt das Steuergeld sinnvoll ein, werft es nicht für eine solche App raus. " Seiner Meinung nach ist das Geld besser in die digitale Ausstattung der Klassenzimmer investiert. Laut Bürgermeister Paulus kostet die Anschaffung der Anwendung 3000 Euro sowie die monatliche Pflege 220 Euro. Schmidt ordnet die App als "Arbeitsbeschaffungsmaßnahme" für die IT der Gemeinde sowie als "Gewissensreinwaschung" im Bereich Digitalisierung ein. "Außerdem sind wir nicht für das Marketing der Gewerbetreibenden zuständig", fügte Schmidt an.

Obwohl auf den Vortrag über die App und die Stellungnahme Schmidts noch keine Abstimmung gefolgt ist, haben erste Stadträte Position bezogen. "Es ist schon super, wenn die Leute direkt benachrichtigt werden", fand Stephan Wibmer (CSU/CWG). Allerdings stufte er die Mehrkosten - wie Schmidt - als problematisch ein. Auch Hubert Mayer äußerte Bedenken: "Es gibt viele Dinge, die daran positiv sind. Aber die Kosten dafür sind hoch und wir müssen mit unserem Geld auskommen. " Bürgermeister Paulus zog folgendes Fazit aus der Präsentation: "Wir müssen uns Gedanken machen, ob das lebenswichtig ist oder nicht. "

DK

Laura Schabenberger