München
Söder: US-Soldaten-Abzug wäre „kein großer Vertrauensbeweis“

08.06.2020 | Stand 02.12.2020, 11:13 Uhr
Markus Söder, Ministerpräsident von Bayern, spricht bei einer Pressekonferenz. −Foto: John Macdougall/AFP/POOL/dpa

Tausende Amerikaner sind an den Standorten der US-Armee in Deutschland stationiert und pflegen mit den Einheimischen einen gemeinsamen, freundschaftlichen Alltag. Ministerpräsident Söder würde einen Abzug der Truppen bedauern.

Die Debatte um einen möglichen Abzug von US-Streitkräften aus Deutschland beunruhigt CSU-Chef Markus Söder sehr. Sollte es tatsächlich dazu kommen, wäre dies „sehr, sehr schade und kein großer Vertrauensbeweis für die Zusammenarbeit zwischen Deutschland und den USA“, sagte der bayerische Ministerpräsident am Montag im „Morning Briefing“ des Journalisten Gabor Steingart.

Der Bürgermeister von Grafenwöhr, Edgar Knobloch (CSU), findet die immer wiederkehrende Diskussion um einen möglichen Teilabzug der US-Truppen aus Deutschland „ärgerlich“. Der Kommunalpolitiker geht nicht davon aus, dass US-Präsident Donald Trump seine Drohung wahr macht. Grafenwöhr im Oberpfälzer Landkreis Neustadt an der Waldnaab gilt als europaweit größter Standort der US-Armee.

Söder hält es angesichts der gemeinsamen Werte und Vergangenheit sowie der „eigentlich sehr engen und guten Sicherheitspartnerschaft“ für angemessen, wenn beide Seiten über solche Fragen „im Vertrauen sprechen“ und Deutschland es nicht über die Medien erfahre.

Trump plant nach Medienberichten einen drastischen Abbau der US-Truppen in Deutschland. So hatte das „Wall Street Journal“ unter Bezug auf ungenannte US-Regierungsvertreter berichtet, Trump habe das Pentagon angewiesen, die Präsenz in Deutschland von derzeit 34 500 Soldaten um 9500 zu reduzieren. Außerdem solle eine Obergrenze von 25 000 US-Soldaten eingeführt werden, die gleichzeitig in Deutschland anwesend sein könnten. Die Bundesregierung hatte auf die Berichte mit Bedauern und teilweise mit Unverständnis reagiert. Die US-Regierung wirft dem Nato-Partner Deutschland zu geringe Militärausgaben vor.

Söder betonte, er selbst und auch die Bundesregierung hätten bislang keine offiziellen Informationen zu dem Vorgang. „Es wird viel spekuliert, jetzt warten wir mal ab“, sagte er. Über den Abzug von US-Soldaten sei ja immer wieder spekuliert worden, dies würde er sehr bedauern. Eigentlich gebe es ja ein sehr gutes Miteinander.

Dies sagte auch Grafenwöhrs Bürgermeister am Montag. Für die 6500-Einwohner-Stadt würde ein Abzug einen großen Verlust bedeuten. Die amerikanischen Soldaten seien gesellschaftlich in der Region fest verwurzelt, der Standort sei zudem ein enormer Wirtschaftsfaktor und wichtiger Arbeitgeber auch für Einheimische.

Die US-Armee habe zuletzt viel in den Standort investiert, technisch gesehen sei es der modernste Standort weltweit, sagte Knobloch und berief sich auf das US-Militär. Allein an den oberpfälzischen Standorten Grafenwöhr und Vilseck (Landkreis Amberg-Sulzbach) sind nach US-Angaben etwa 10 000 Armeeangehörige stationiert.

dpa