München
Söder: Bayern kann sich das G 9 leisten

1000 neue Lehrerstellen wären realistisch Seehofer verhandelt mit Kommunalvertretern

03.03.2017 | Stand 02.12.2020, 18:33 Uhr

München (DK) Die Gespräche über eine mögliche Abkehr vom achtjährigen Gymnasium gehen auf die Zielgerade. Am Geld würde das G 9 nicht scheitern - die gute Haushaltslage macht es möglich.

Finanzminister Markus Söder (CSU) sieht in den Kosten keinen Hinderungsgrund für eine Rückkehr zum neunjährigen Gymnasium. "Wir können es uns leisten", sagte er am Freitag bei der Vorstellung aktueller Haushaltszahlen in München (siehe Infokasten). Wie viel die Wiedereinführung des G 9 kosten würde, darauf wollte sich Söder aber nicht festlegen: "Genau zu beziffern ist das im Moment noch nicht." Zunächst müsse die Grundsatzentscheidung getroffen werden, ob Bayern zum G 9 zurückkehrt, und wie dies gegebenenfalls ausgestaltet würde.

Die kursierende Größenordnung von 1000 benötigten zusätzlichen Lehrerstellen für das G 9 halte er aber für "eine realistische Zahl". Dass es das G 9 nicht zum Nulltarif für den Freistaat gebe, sei klar. Allerdings müssten die Lehrer über einen Zeitraum von etwa zehn Jahren eingestellt werden und würden den Haushalt damit nicht auf einen Schlag deutlich höher belasten, sagte Söder. Hinzu kämen für den Staatshaushalt aber wohl noch Kosten für den Ausbau der Gymnasien.

Über diese beriet sich Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) am Freitagnachmittag in der Staatskanzlei auch mit den kommunalen Spitzenverbänden. Zum genauen Inhalten der Gespräche wurden keine Angaben gemacht. Städtetag und Landkreistag hatten sich zuvor bereits für eine Wiedereinführung des G 9 ausgesprochen, pochen aber auf finanzielle Hilfe vom Land. Seehofer hatte in der Vergangenheit bereits betont, dass das G 9 aus seiner Sicht nicht am Finanziellen scheitern würde.

Der Ministerpräsident hatte die Gespräche über die Zukunft des Gymnasiums zur Chefsache erklärt. Seinem Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU) warf er vor, in "ungefähr vierteljährlichem Abstand" neue Ideen zu präsentieren - "und das immer mit dem Satz: aus tiefer Überzeugung". Am Donnerstag hatte sich Seehofer bereits mit Vertretern von Schüler-, Eltern- und Lehrerverbänden getroffen, um über Details des künftigen Gymnasiums zu sprechen. Neben dem regulären Abitur nach neun Jahren warb etwa der Philologenverband nach eigenen Angaben in dem Gespräch auch für eine Möglichkeit zur Verkürzung auf acht Jahre.

Diese Option wird auch von den Oppositionsfraktionen im Landtag favorisiert. In der CSU-Fraktion, in der am kommenden Mittwoch die Entscheidung über das Gymnasium fallen könnte, tendieren inzwischen ebenfalls viele Abgeordnete zum G 9. So erneuerte etwa Fraktionsvize Karl Freller seine Forderung nach einer flexiblen elften Klasse. Diese soll vor allem "die Persönlichkeitsbildung der Jugendlichen im Auge haben, beispielsweise durch ausreichend Zeit und Möglichkeiten für die Studien- und Berufsorientierung", durch Intensivierungsstunden in den vorherigen Jahrgangsstufen soll aber ein problemloses Überspringen möglich sein. Allerdings gibt es in der CSU auch noch viele Skeptiker, die vor einem ähnlichen Chaos wie bei der G 8-Einführung warnen. Nachmittagsbetreuung, Beginn der zweiten Fremdsprache, Lehrplan, Vertiefungsfächer, Finanzierung - all das müsse geklärt sein, heißt es. Zumindest beim letzten Punkt hat Söder nun Entwarnung gegeben.