Pfaffenhofen
"So macht Klimaschutz Spaß"

Spatenstich für Natur- und Energielehrpfad als Startschuss der Bayerischen Klimawochen

21.04.2013 | Stand 03.12.2020, 0:14 Uhr |

Gemeinsamer Griff zum Spaten: Christian Barth, Amtschef des bayerischen Umweltministeriums (von links), Andreas Herschmann, Vorsitzender des Energie- und Solarvereins, sowie dessen Stellvertreter Markus Käser und Helmut Muthig - Foto: Paul

Pfaffenhofen (PK) Für den erkrankten bayerischen Umweltminister hat sich dessen Amtschef die Ehre gegeben: Ministerialdirektor Christian Barth eröffnete am Stockerhof die Bauarbeiten für den neuen Pfaffenhofener Natur- und Energielehrpfad im Rahmen der Bayerischen Energiewochen.

„Dies ist ein Zeichen praktischer Umweltbildung und Ausdruck des ehrgeizigen Energiekonzepts des Landkreises Pfaffenhofen“, lobte der Ministerialbeamte, der zwar in der Öffentlichkeit deutlich weniger bekannt ist als sein Minister Marcel Huber (CSU), der den Auftritt beim Schmuddelwetter am Sonntag aber trotzdem souverän absolvierte. Gemeinsam mit Andreas Herschmann, dem Vorsitzenden des Energie- und Solarvereins, sowie dessen beiden Stellvertretern, Markus Käser und Helmut Muthig, griff er beherzt zum Spaten für das 67 000 Euro teure Projekt.

Zuvor hatte Barth an Herschmann einen Förderscheck in Höhe von 60 000 Euro mit den Worten überreicht: „Ich denke, da kann man nicht meckern.“ Früher, als er noch im Finanz- statt im Umweltministerium tätig war, „da hätte ich einen so hohen Förderanteil schon missbilligt“, der Ministerialdirektor augenzwinkernd. Aber dieser Lehrpfad besäße „dank seiner praxisnahen Konzeption eben Pilotcharakter für ganz Bayern“ – und er ist der erste, den man als Staatsregierung unterstütze. „Mit solchen Initiativen macht Klimaschutz Spaß.“

Nach den Worten von Ministerialdirektor Barth gibt der Freistaat Bayern jedes Jahr etwa 3,2 Millionen Euro für Umweltbildungsprojekte aus, heuer nochmals erweitert um 150 000 Euro.

Das Bauprojekt, dessen ganze Schönheit und Nutzen angesichts einer derzeit vorerst nur vorhanden schlammigen Wiese schon eine Menge Vorstellungskraft erfordert, soll dereinst zwei Hauptabschnitte umfassen: Bauabschnitt eins, den Energielehrpfad, und Bauabschnitt zwei, den Naturlehrpfad. Ersterer umfasst Stationen zur Wasserkraft, zur Windkraft, zu Photovoltaik und Solar, zu Biomasse, ein Plus-Energie-Gelände und eine Station zum Schwerpunkt Klimawandel. Der Naturlehrpfad wiederum gliedert sich in eine Auenlandschaft, einen Abschnitt zu Augengehölzen, eine Feuchtwiese beziehungsweise sogenannte Nasslandschaft, einen Garten mit Wild- und Heilkräutern sowie einen Abschnitt speziell zur Renaturierung von Gewässerbegradigungen und zum Lebensraum Gewässer. Verantwortlich für den ersten Entwurf zeichnet der Landschaftsarchitekt Norbert Einödshofer. Im Anschluss an den symbolischen Spatenstich lud Moderatorin Gisela Oswald noch in den Stockerhof zu einer Podiumsdiskussion.

Neben Barth und Herschmann waren daran auch Hubert Weiger, der Vorsitzende des Bund Naturschutz in Bayern, sowie Sabine Dietloff, die Vizepräsidentin des Landesverbands der steuerberatenden und wirtschaftsberatenden Berufe, beteiligt. Der Landesverband ist das jüngste Mitglied in der Klimaallianz Bayern, die inzwischen aus Hunderten von Firmen, Kommunen und Organisationen des öffentlichen Lebens besteht.

Dass ihre Zunft durchaus in einem tieferen Zusammenhang mit der Energiewende steht, dies verdeutlichten die von Sabine Dietloff vorgestellten Zahlen: Gut 6000 Mitglieder zählt ihre Interessenvereinigung. Gemeinsam beraten diese wiederum mehrere zehntausend Mittelständler, Landwirte und Gewerbetreibende – und sind somit durchaus eine entscheidende Stimme, wenn es etwa um den Ankauf neuer, Energie sparender Maschinen oder die Optimierung des Stromverkaufs in einem Unternehmen geht.

Hubert Weiger wiederum, der erst kürzlich im Stockerhof einen aufrüttelnden Vortrag über die schädliche Industrialisierung der Lebensmittelversorgung gehalten hatte, wurde auch diesmal seiner Rolle als Mahner und Kritiker gerecht. „Das Umweltbewusstsein gewinnt zwar bei den meisten Menschen an Bedeutung, das konkrete Wissen aber ist weiterhin erschreckend gering“, klagt der langjährige Naturschützer. „Zum Beispiel sinkt unser Stromverbrauch ganz und gar nicht – im Gegenteil, er steigt, um etwa 18 Prozent in den vergangenen Jahren.“ Die meisten Haushalte, so Weiger, „rüsteten“ sich regelrecht auf mit immer neuen elektrischen Geräten, viele davon wahre Stromfresser.

Während drinnen das Energiespardenken gerade ganz aktuell war, zeigten draußen einige Zeitgenossen, dass ihnen das Thema ziemlich egal ist – so etwa der Fahrer des Dienstwagens vom Amtschef des Umweltministeriums: Mit laufendem Motor stand das gut 120 PS starke Auto in der Einfahrt zum Stockerhof.

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