Zweitliga-Finale 2001
So hart ging es zwischen dem ERC und Bad Tölz zu

Von einer Narbe am Knöchel und wackelnden Zähnen

13.04.2021 | Stand 23.09.2023, 17:56 Uhr
Der Ingolstädter Hauptsponsor Leopold Stiefel (hier mit Gast Jürgen Drews) wurde in Bad Tölz attackiert. −Foto: DK-Archiv

Ingolstadt - Im Ingolstädter Lager stellte sich spätestens in der Spielzeit 2000/2001 die bittere Erkenntnis ein, dass bei einem Traditionsverein wie dem EC Bad Tölz auch massive Handgreiflichkeiten abseits des Eises zur "Tradition" gehören.

Beim Deutschen Meister von 1962 und 1966 konnten einige wohl nicht verkraften, dass oberbayerische Emporkömmlinge wie die Ingolstädter sportlich aufgeschlossen hatten. Die Aggressionen bei Auswärtsspielen im Oberland bekamen in der Meistersaison als Erste die Mitglieder der ERC-Führungsriege um Hauptsponsor Leopold Stiefel zu spüren, die bei einem Oktober-Spiel auf der Tribüne fortwährend von "zwei Zweieinhalbzentner-Leuten" auf das Übelste beschimpft wurden.

Nach Spielende eskalierte die Situation, als Stiefels Ehefrau Marion von den Randalierern die Treppe hinuntergeschubst wurde und sie dabei ihren Mann mitzog. Die Sponsorengattin brach sich das Wadenbein, Leo Stiefel erinnerte eine Narbe am Knöchel an die Gastfreundschaft der Tölzer. Bei beiden Vorfällen hatte der damalige Präsident laut der Gäste tatenlos zugesehen, wie sich die Ingolstädter zu Recht beschwerten und mehrere Anzeigen erstatteten.

In der Finalserie griff die Feindseligkeit sogar auf die Pressetribüne über, wie der langjährige ERC-Mitarbeiter Jürgen Seidel leidvoll erfahren musste. Er bekam die Faust des Eishockey-Berichterstatters der Tölzer Zeitung ab. Der Reporter war weit nach Spielbeginn eingetroffen und hatte nachdrücklich seinen Stammplatz auf der vollbesetzten Pressetribüne eingefordert.

Aus heiteren Himmel streckte er Seidel nieder, der mit zwei wackelnden Zähnen erst wieder im Krankenwagen richtig zu sich kam, wie er später berichtete. Zumindest das letzte Drittel konnte der Liveticker-Beauftragte der Panther wieder verfolgen. Der Tölzer Zeitungsmann rühmte sich unfassbarerweise anschließend im örtlichen Blatt sogar für seine Schlagkraft. Die Strafe folgte aber doch noch: sowohl vor Gericht als auch sportlich.

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