Pfaffenhofen
"So etwas wie die Oscars"

Pfaffenhofener Projektleiter Herber hat mit Hochhaus in Vietnam einen internationalen Preis gewonnen

25.06.2014 | Stand 02.12.2020, 22:32 Uhr

Pfaffenhofen (PK) Hochhaus mit Luxuswohnungen in Vietnam: Das Projekt „Azura“ des Pfaffenhofener Ingenieurs Thomas Herber hat einen ersten Preis in Asien gewonnen. Der 49-Jährige leitete das Projekt für ein dänisch-vietnamesisches Joint Venture.

Herr Herber, wo sind Sie eigentlich gerade?

Thomas Herber: Ich bin auf Koh Samui in Thailand und hab mir eine Wohnung gekauft.

 

Das klingt nach Ausstieg.

Herber: Ich habe meine zweite Heimat in Asien gefunden. Künftig sehe ich mich als Pendler zwischen meiner Heimatstadt und den Bergen der Insel Koh Samui.

 

Sie haben gerade ein Bauprojekt in Vietnam geleitet, das jetzt einen ersten Preis gewonnen hat. Was hat der „International Property Awards in South Asia and Pacific“ für einen Stellenwert?

Herber: Man kann sich diesen Immobilien Award in etwa so vorstellen wie die Oscars in der Filmbranche. Nur weniger Glamour und Frauen.

 

Gibt es bei uns bekannte Bauwerke, die diesen Award bekommen haben oder im Rennen sind?

Herber: Ich glaube, die Elbphilharmonie in Hamburg – als Vertreter für den europäischen Raum – liegt in einer Spezialkategorie ganz weit vorne für 2016.

 

Was bedeutet Ihnen der Preis?

Herber: Napoleon hat seine Siege auch nicht eigenhändig verursacht. Runtergebrochen sehe ich das für mich also eher pragmatisch, weil es im Endeffekt die bis zu tausend Arbeiter waren, die dieses Projekt umgesetzt haben und nicht ich. Der Winkel meiner Nase hat sich dadurch nicht erhöht.

 

Sind Sie jetzt berühmt in Asien?

Herber: Eine lustige Frage. Ich denke, man ist in Vietnam vielleicht etwas hellhörig geworden. Es gibt wenig Deutsche in Vietnam, die solche Projekte, von A bis Z stemmen können.

Wofür genau wurde Ihr Projekt „Azura“ in da Nang ausgezeichnet?

Herber: Ich denke wir haben den Preis gewonnen, da wir in einem äußerst schwierigen Umfeld in Zentralvietnam über 250 Luxuswohnungen mit hochwertig ausgestatteten Materialien aus allen Herren Länder organisatorisch umgesetzt haben.

 

Äußerst schwieriges Umfeld?

Herber: Vietnam befindet sich nach wie vor in einer Planwirtschaft. Will man nach westlichen Maßstäben Projekte dieser Größenordnung durchführen, sind die Herausforderungen extrem. Das fängt bei der Währungsproblematik an und hört beim Knowhow der Fliesenarbeiter auf.

 

Und was ist das Besondere an dem Gebäude?

Herber: Die Form einer Ellipse mit der Folge, dass auch die Küchen eine elliptische Anpassung haben.

 

Wie haben Sie die Zeit in Vietnam erlebt?

Herber: Vietnam befindet sich im Aufbruch. Über 70 Prozent der Bevölkerung sind unter 30 Jahre alt. Ein irrsinniges Potenzial für die Zukunft. Die Leute sind sehr nett und freuen sich, wenn sie etwas lernen dürfen.

 

Gab es auch interkulturelle Schwierigkeiten?

Herber: Man redet in Kurven und nie direkt. Das muss man erlebt haben. Auch die besten Übersetzer haben manchmal ihre Mühe.

 

Sie sind oft auf internationalen Großbaustellen. Was machen Sie als erstes, wenn Sie wieder daheim sind?

Herber: Dann gehe ich ins Centro und trinke einen Cappuccino.

 

Sie kennen sich aus mit mutigen Bauwerken. Was könnte man sich abschauen?

Herber: Ich verfolge aus der Distanz die geplante Umgestaltung des Bahnhofareals in Pfaffenhoffen. Da kann man was Mutiges bauen, dass zum der Jugend eine Klub Area oder auch eine Einkaufsmeile bietet und andererseits den Ort als solchen aufwertet. Finanzieren kann man das mit Investoren, denen man für einen Zeitraum die Pachterträge anbietet und die andererseits die Finanzierung übernehmen.

 

Was fehlt noch in Pfaffenhofen?

Herber: Die machen das schon sehr gut. Einerseits die ländliche Idylle, andererseits Modernisierung. Aber es ist schade, dass das Müllerbräuareal nicht genutzt wird.

 

Wohin geht es als nächstes?

Herber: Ich schaue mir eine Fassade in China an. Aber glauben Sie mir, ich habe das Fliegen so was von satt.

 

Das Gespräch führte Julia Romlewski.