Geisenfeld
"So ein Streik ist voll in Ordnung"

Heutige Arbeitsniederlegung in den städtischen Kindergärten bereitet den wenigsten Eltern ein Problem

12.05.2015 | Stand 02.12.2020, 21:18 Uhr

„Volles Verständnis“ für den Streik des Kindergartenpersonals äußerte auch Nicole Euringer, als sie ihre beiden Töchter Marina und Juliane gestern Mittag von der Bunten Welt in Zell abholte - Foto: Kohlhuber

Geisenfeld (GZ) Streik? Der ist voll in Ordnung! – Zu hören waren solcherlei Aussagen gestern nicht etwa vom Personal der vier städtischen Kindergärten, das heute die Arbeit niederlegt, sondern von den betroffenen Eltern. Diese äußerten für die Forderungen der Kindergärtnerinnen einhelliges Verständnis.

Sicherlich hat die verbreitete Zustimmung der Eltern auch damit zu tun, dass der Ausstand in Geisenfeld eher ein „Streik light“ ist – nur einen Tag lang und den Betroffenen lange vorher angekündigt. „Wir haben schon letzte Woche bekannt gegeben, dass so etwas im Raum steht, und am Montag haben wir dann allen Eltern mitgeteilt, dass es am Mittwoch so weit sein wird“, sagt Anita Breitner-Käser, Leiterin des Regenbogen-Kindergartens, wo heute acht Erzieherinnen und Kinderpflegerinnen streiken. Ähnlich verfuhr man in den anderen städtischen Kindergärten, dem Kleinen Tiger und der Bunten Welt, wo jeweils 14 Personen die Arbeit ruhen lassen, sowie im Rottenegger Kindergarten Villa Kunterbunt mit seinem zweiköpfigen Betreuungsteam. In allen diesen Kindergärten, fiel der Beschluss, hier „ein Zeichen zu setzen“, einstimmig, war zu hören.

„Wir sind Fachkräfte und wollen auch als solche bezahlt werden“, sagt Anita Breitner-Käser, die dem Regenbogen-Kindergarten seit seiner Gründung 1996 vorsteht. Die Arbeitsbelastung damals und heute sei „überhaupt nicht mehr miteinander zu vergleichen“, erläutert sie und verweist etwa auf den Trend hin zu den Ganztagesgruppen. Gerade für die Kinder in diesen Gruppen „sind wir die Hauptbezugspersonen und fast ein Elternersatz – mit entsprechend höherer Verantwortung“. Darauf weist auch ihre Kollegin Lisa Kastl hin, seit acht Jahren Leiterin der Bunten Welt in Zell. „Mehr Angebote, mehr Bürokratie, längere Betreuungsdauer, mehr Verantwortung – all das hat sich in unserer Bezahlung noch nicht niedergeschlagen“, betont sie. Viel zu wenig verdiene eine Berufsanfängerin in Vollzeit – und dies nach einer fünfjährigen Ausbildung.

Von Elternseite erfährt das Kindergartenpersonal in seinen Forderungen volle Unterstützung – so zumindest das Ergebnis einer gestrigen Umfrage. „Die leisten eine überaus verantwortungsvolle Arbeit am Menschen, was besser bezahlt werden sollte“, meinte etwa Bettina Kaiser aus Geisenfeld, deren sechsjähriger Sohn Lukas den Kleinen Tiger besucht. Da die Mama in Teilzeit beschäftigt ist, wird wegen des Streiks heute „die Oma einspringen“.

„Das sind top ausgebildete Leute, die viel leisten und die auch motiviert sein sollten“, stößt Ina Gut, deren Tochter die Bunte Welt besucht, ins selbe Horn. Doch was ist, wenn die Stadt die Mehrkosten für die bessere Bezahlung auf die Eltern umlegt? „Dann hätte ich schon Verständnis, wenn wir ein paar Euro mehr bezahlen müssten“, sagt Ina Gut, und genauso sieht es Nicole Euringer. Sie hat gleich zwei Töchter, die vierjährige Juliane und die fünfjährige Marina, in der Bunten Welt in Betreuung. „Immer mehr Aufgaben, Belastung und Verantwortung – das solle sich schon besser in der Bezahlung niederschlagen“, meint die Gadenerin.

Die allermeisten befragten Mütter erklärten im Übrigen, dass ihnen der eintägige Streik keine organisatorischen Probleme bereitet. „Ein oder zwei Wochen am Stück wären aber schwer zu managen“, meinte etwa Jasmin Wallner, deren Tochter Mia die Bunte Welt besucht. „Mit einer so langen Streikdauer wäre ich auch nicht einverstanden“, sagt sie. Im Kindergarten Regenbogen musste Anita Breitner-Käser für eine Mutter, die sich in Ausbildung befindet, eine Bestätigung ausstellen, damit sie von ihrem Ausbildungsbetrieb in Ingolstadt frei bekommt.

Schön in so einer Situation, wenn man einen verständnisvollen Arbeitgeber hat – so wie Alfred Gigl, Verwaltungsfachangestellter im Rathaus. Er hat Sohn und Tochter zur Betreuung in zwei städtischen Kindergärten, und seine Frau ist am Mittwoch zur Ausbildung in München. Deshalb hat Gigl von Bürgermeister Christian Staudter (USB) die Erlaubnis bekommen, seine Kinder heute ins Büro mitzunehmen. „Das Nebenbüro ist eh frei“, lässt Gigl wissen, „und gut mit Malsachen und Spielzeug ausgestattet wird es ihnen da nicht langweilig“.