Wolnzach
So ein Elend!

S'Theaterbrettl darf "Les Misérables" nicht spielen - Regisseur Vitus Rebl dreht alles zurück auf Anfang

13.10.2017 | Stand 02.12.2020, 17:22 Uhr
Da hat rechtlich alles gepasst: "Don Camillo und Peppone" vor drei Jahren war ein Riesenerfolg, für "Les Misérables" aber bekommt der Wolnzacher Theaterverein die Aufführungsrechte nicht. −Foto: WZ-Archiv/Trouboukis

Wolnzach (WZ) Der Vorhang ist gefallen, bevor der erste Akt begonnen hat: Das Theaterbrettl darf "Les Misérables" unter Androhung drakonischer Strafe nicht spielen und muss sich nun ein neues Stück suchen. Das Problem: Die Genehmigung der Gema lag längst vor - aber die Rechte liegen gar nicht bei ihr.

200 Arbeitsstunden in den Wind geschossen. Das gedankliche Besetzen der einzelnen Rollen, die vielen Vorgespräche, das Ideensammeln, das planerische Vorbereiten der Freilichtbühne im Posthof gar nicht mit eingerechnet. Vitus Rebl, Regisseur und Kopf des Wolnzacher Vereins s'Theaterbrettl, kann es immer noch nicht so ganz fassen, obwohl der die knallharten Fakten mittlerweile zur Genüge kennt: "Das ist schon der Hammer, aber es hilft ja nichts", sagt er. Gut zwei Wochen ist es mittlerweile her, dass er dieses Schreiben in seinem Briefkasten fand: Der Verlag "Musik und Bühne" teilte ihm darin mit, dass die Rechte für "Les Misérables" bei ihm und nicht bei der Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte, kurz Gema, lägen. Und sollte der Wolnzacher Verein auch nur einen Ton des Stückes singen oder eine Textzeile sprechen, dann würde das eine Klage zur Folge haben. Eine übrigens, mit wenig Aussicht auf Erfolg für den Theaterverein. Denn wie Rebl mittlerweile herausbekommen hat, sind die Aufführungsrechte für dieses Stück auch für große Bühnen sehr schwer zu bekommen. "Für Amateure stehen die Rechte an diesem Musical grundsätzlich nicht zur Verfügung", heißt es auf der Homepage des Verlages.

"Das weiß ich jetzt auch", sagt Rebl, mittlerweile schon mit etwas Galgenhumor in der Stimme. Denn der Wolnzacher Hobbyregisseur ist alles andere als ein Amateur, wenn es um das Vorbereiten von Theateraufführungen geht: Über 20 Stücke hat er schon inszeniert, hat viel Erfahrung im Umgang mit der Gema, mit Verlagen und Herausgebern, hat wegen einer Sketchfreigabe sogar schon einmal mit bekannten Größen wie Gerhard Polt oder Toni Lauerer persönlich telefoniert, alles gar kein Thema.

"Wenn es woKlärungsbedarf gab, dann habe ich das immer alles gemacht."

 

 

 

"Wenn es wo Klärungsbedarf gab, dann habe ich das immer alles gemacht", sagt Rebl. Nie sei er ein Risiko eingegangen. Nie. Auch dieses Mal nicht. "Mein erster Ansprechpartner in diesem Fall war die Gema", erklärt er. Geplant war die Freilichtaufführung im Posthof - quasi als Nachfolgestück für den Riesenerfolg "Don Camillo und Peppone" vor drei Jahren - ja eben nicht als reines Musical, sondern eher als Theaterstück mit einzelnen Gesangseinlagen. Also die Gema. Und die bestätigte das dem Wolnzacher Laienregisseur bei einer Anfrage vor vielen Monaten, lange bevor er mit den weiteren Planungen ins Detail ging, auch genau so: Für das ganze Stück wäre tatsächlich der Verlag zuständig, für einzelne Lieder die Gema. Also alles richtig gemacht, dachte er sich - und plante weiter.

Die Rollen wurden besetzt, 60 Schauspieler und Sänger akquiriert, die Texte verteilt, die Fühler ausgestreckt nach Requisiten, Kostümen, die Planungen für die technische Umsetzung und den Bühnenbau begonnen, Instrumentalstücke erworben und mit Rolf Berger im Tonstudio bereits eingespielt, auch erste Proben hat es schon gegeben. Das alles machte der Brief des Verlags "Musik und Bühne" zunichte. Das Telefonat, das Rebl danach mit "einer wirklich sehr freundlichen Mitarbeiterin" führte, brachte ihm am Ende drei Erkenntnisse. Erstens: "Es gibt auch ganz große Bühnen, die dieses Stück nicht bekommen haben. So gesehen ist das ja fast schon ein Ritterschlag für uns." Zweitens: "Der Verlag sagte, er würde uns einen Strohhalm reichen, wenn es den nur irgendwie gäbe. Gibt es aber nicht. Da war klar, dass das für uns gestorben ist." Und drittens: Auch der Verlag konnte nicht nachvollziehen, wie die Gema eine Freigabe für etwas erteilen konnte, für das es die Rechte gar nicht besitzt. Leidtragender ist der Verein s'Theaterbrettl mit allen, die sich schon ordentlich reingehängt hatten.

"Es gibt auch ganz große Bühnen, die dieses Stück nicht bekommen haben."

 

 

Wird es nun im kommenden Jahr gar keine Aufführung geben? "Ich weiß es noch nicht", sagt Rebl nachdenklich - und erzählt im gleichen Atemzug aber von den vielen neuen und alten Ideen, die durch seinen Kopf schwirren, von Örtlichkeiten, die er immer schon einmal ausprobieren wollte, von Stücken, die ihn einfach nicht loslassen.

Eines ist sicher: Er ist auf der Suche - und entscheiden muss er sich bald, wenn es im kommenden Jahr überhaupt Aufführungen geben soll. Ob drinnen oder draußen - das alles ist jetzt wieder völlig offen.