"So darf man sich nicht präsentieren"

04.05.2008 | Stand 03.12.2020, 5:56 Uhr

Gesprächsbedarf: Daniel Jungwirth (links) und David Solga geraten unmittelbar vor dem Platzverweis des Ingolstädters aneinander - Foto: Bösl

Burghausen (DK) Die Serie ist zu Ende. Nach elf Spielen ohne Niederlage verlor Regionalligist FC Ingolstadt am Samstag beim SV Wacker Burghausen mit 0:1 (0:0), bleibt aber weiterhin Tabellenführer.

Dabei war der gastgebende Tabellenelfte sicher nicht als Favorit in dieses Spiel gegangen, nach den 90 Minuten mussten aber auch die Ingolstädter eingestehen, dass sie an diesem Tag die schwächere Mannschaft waren. "Wir haben verdient verloren, weil die Burghausener einfach bissiger waren", sagte Trainer Thorsten Fink. Kapitän Heiko Gerber wurde noch deutlicher: "Auf deutsch gesagt: wir haben sch..... gespielt. So darf man sich als Tabellenführer nicht präsentieren", schimpfte er unmittelbar nach dem Schlusspfiff. "Die Burghausener waren aggressiver in den Zweikämpfen, und wenn wir dann unsere zwei oder drei Hundertprozentigen nicht machen, verlieren wir eben."

In der Tat zeigten die Burghausener Spieler, die nach dem Pokalspiel am Mittwoch zwei Tage in ein selbst finanziertes Trainingslager gegangen waren, mehr Biss. Tief in der eigenen Hälfte stehend, ließen sie die Ingolstädter kommen und waren bei Kontern immer wieder brandgefährlich. Gleich serienweise musste FC-Keeper Michael Lutz für seine Elf retten, und niemand auf FC-Seite hätte sich beklagen können, wenn die Mannschaft frühzeitig in Rückstand geraten wäre.

Doch damit nicht genug. Bereits nach etwas mehr als 20 Minuten verletzte sich Abwehrchef Necat Aygün bei einem Zusammenprall und wurde kurz darauf für Malte Metzelder ausgewechselt. Zur Pause musste dann auch noch Mario Neunaber draußen bleiben, nachdem bei ihm eine Verletzung an der Oberschenkel-Rückseite wieder aufgebrochen war. Und Ralf Keidel war angeschlagen: "Ich habe bei einem Pressschlag etwas am Innenband abbekommen und konnte nicht mehr so in die Zweikämpfe gehen", ergänzte er.

Gute Chance für Demir

"Das Spiel lief eigentlich von Anfang an gegen uns", haderte Keidel weiter. Kurios: die beste (und einzige Ingolstädter) Torchance in dieser Halbzeit hatte Ersin Demir. Doch der Deutsch-Türke, der nach einer Kombination über fünf Stationen frei im Strafraum zum Schuss kam, zielte über das Tor.

Nach dem Seitenwechsel folgte bald die spielentscheidende Phase: zunächst kam Markus Karl bei einem Eckball von David Solga gegen Daniel Rosin zu spät und es stand 1:0 (51.). Keine zwei Minuten später hatte Ersatzspielmacher Daniel Jungwirth, der den gelb gesperrten Stefan Leitl nur phasenweise ersetzen konnte, einen Aussetzer. Bei einem Gerangel im Mittelfeld, bei dem Jungwirth intensiv attackiert wurde, hob der Techniker plötzlich ab und sprang mit beiden Beinen in die Richtung von Gegenspieler Sebastian Mitterhuber. Rote Karte (53.) für den Ingolstädter. Während Jungwirth weder am Samstag noch Sonntag zu einer Stellungnahme zu bewegen war, ergriff sein Trainer Partei für ihn: "Naja, er konnte den Gegenspieler ja gar nicht treffen, weil der viel zu weit weg war. Aber die Regeln sagen natürlich, dass auch der Versuch bestraft werden muss." Als Beobachter mochte man sich allerdings auch nicht ausmalen, was passiert wäre, wenn Jungwirth seinen Gegenspieler bei dieser Aktion erwischt hätte.

Somit stand die FC-Elf nicht nur mit neuer Innenverteidigung (Metzelder/Wenczel), sondern auch ohne Spielmacher auf dem Feld. Fink reagierte, brachte mit "Zecke" Neuendorf einen neuen Antreiber, und prompt hatten die zehn Ingolstädter noch einmal einige Chancen. Nach Eckbällen von "Zecke" vergaben Wenczel (60.), Karl (69.) und Wenczel (82.), ehe erneut Demir die beste Ingolstädter Gelegenheit vergab. Seinen Schuss auf Höhe des Elfmeterpunktes lenkte SV-Keeper Manuel Riemann mit einer Glanzparade aber noch an die Latte, so dass es beim 0:1 aus Sicht der Ingolstädter blieb.

Während der Jubel auf Burghausener Seite keine Grenze kannte, schlichen die Ingolstädter frustriert vom Feld. Fink, der zuvor immerhin neun Spiele nicht verloren hatte, richtet als einer der ersten den Blick wieder nach vorne. "Die Jungs müssen lernen, auch mit dieser Situation umzugehen. Mir war eh klar, dass ich nicht mit sieben Punkten Rückstand hier anfange, und irgendwann sind wir mit zehn Punkten Vorsprung Meister. Selbst wenn wir gegen Aalen verlieren, wird es wichtig sein, dass wir die letzten Spiele gewinnen."