München
Smartphonelose Momente: Passenger gibt bewegendes Konzert auf dem Tollwood

27.06.2017 | Stand 23.09.2023, 2:46 Uhr
Der britischen Singer-Songwriter Mike Rosenberg, alias Passenger, wurde von seinem Publikum bejubelt. −Foto: Felix Kästle (dpa)

München (DK) Bei strahlender Sonne kann man sich sicherlich etwas Schöneres vorstellen, als in dem überhitzten Musikzelt des Tollwood Sommerfestivals zu stehen und im Halbdunkeln einem Musiker zuzuhören. Doch wenn es ein Musiker wert ist, das auf sich zu nehmen, dann dieser: Passenger.

Denn Passenger, der mit bürgerlichem Namen Mike Rosenberg heißt, spielt nicht einfach ein Konzert. Nein, er schafft eine ganz und gar außergewöhnliche Verbindung zwischen sich und seinem Publikum, die jeder im Saal spüren kann. Während andere Künstler sich abstrampeln und doch keinen Zugang zu den Menschen unterhalb der Bühne finden, gelingt dem britischen Singer-Songwriter das mühelos.

Seine Methoden? Charme, Selbstironie und viel trockener, britischer Humor. Er witzelt etwa über die gut gelaunten Up-Tempo-Nummern, die er zu Beginn seines Konzert spielt: „Ihr fragt Euch sicher, warum dieses Konzert bisher so verdammt fröhlich ist. Aber keine Sorge: Das depressive Zeug kommt noch.“

Was Passenger als „depressives Zeug“ bezeichnet, sind wunderschöne Balladen, die der Künstler allein mit seiner Gitarre ganz ohne Bandbegleitung spielt. Ob „Whispers“, „Riding To New York“, sein Superhit "Let Her Go" oder die Coverversion des Simon & Garfunkel-Klassikers „Sound Of Silence“ – sie alle verzaubern mit ihrer Poesie und Melancholie. Die Lieder des Briten sind aber nicht nur schön anzuhören, sie regen auch zum Nachdenken an. Darüber, was wirklich zählt im Leben: die Menschen in unserem Leben und die Momente, die wir mit ihnen verbringen dürfen.


Hier geht es zu Passengers Musikvideo "Scare Away The Dark"

Diese Einstellung des Musikers zeigt sich auch in einem eher ungewöhnlichen Wunsch an sein Publikum: Passenger bittet, die stets zum Filmen und Fotografieren gezückten Smartphones wegzustecken und mit ihm die Musik zu genießen. Denn: „Wir leben in einer so schönen Welt. Da sollten wir aufpassen, dass wir nicht den Großteil unserer Zeit damit verbringen, auf Bildschirme zu starren.“ Die Zuschauer hören auf Passenger und so erschaffen sie gemeinsam mit ihm einen Augenblick der vollständigen Achtsamkeit in einer Welt voller digitaler Ablenkungen.

Auch der Moment der Zugabe ist außergewöhnlich. Denn das Publikum klatscht nicht einfach so lange, bis der Künstler wieder erscheint. Vielmehr zeigt sich hier deutlich die besondere Verbindung zwischen Musiker und Publikum: In einem gigantischen Chor schallt der Refrain von Passengers letzter Nummer „Scare Away The Dark“ so lange durch das Musikzelt, bis Passenger völlig gerührt auf die Bühne zurückkehrt. Die Stimmung während der Zugaben vibriert vor Begeisterung und man mag das Zelt hinterher gar nicht verlassen. Da kann die Sonne noch so strahlen.

 

Jessica Roch