Skepsis über geplantes Windrad

01.04.2008 | Stand 03.12.2020, 6:01 Uhr

Dieses Windrad dreht sich in der Nähe von Pfaffenhofen. Eine gleich große Anlage ist auf dem Jachenhauser Berg geplant. - Foto: DK-Archiv

Riedenburg (DK) Der geplante Bau einer 138 Meter hohen Windkraftanlage auf dem Jachenhauser Berg stößt bei den Riedenburger Stadträten auf "keine große Befürwortung". Das erklärte Vize-Bürgermeister Volker Süß (CWG). Man müsse auf alle Fälle die vor Ort betroffenen Bürger vorher befragen.

Süß geht davon aus, dass Anfang Mai eine Bürgerversammlung zu dem Thema in Jachenhausen stattfinden werde. Der genaue Termin stehe noch nicht fest. Dabei solle der Investor, der gebürtige Riedenburger Anton Stadler, vor allem die Dimensionen der Anlage erläutern, forderte Süß.

Auch der Stadtrat hatte sich in seiner jüngsten Sitzung mit dem Bauvorhaben beschäftig. CWG-Fraktionschef Michael Weber sprach von einem "Monster in der Landschaft"; und auch die CSU-Fraktion äußerte schwere Bedenken.

Der Verein "Pro Riedenburg", der sich für den Umweltschutz in der Großgemeinde einsetzt, hat sich mit dem Projekt noch nicht befasst. Der Vorsitzende Josef Justl wundert sich aber, dass die Politik – anders als bei der Entscheidung über die umstrittene Bituminierungs-Anlage – in diesem Fall erst mit den Bürgern reden will. Das geschehe aber nicht aus Rücksichtnahme, sondern aus Ratlosigkeit, vermutet er.

Wie berichtet, ist das Windrad für eine Nabenhöhe von 138 Metern projektiert. Der Rotordurchmesser beträgt 82 Meter. Vom Boden bis zur senkrecht stehenden Rotorspitze sind das fast 180 Meter. Die beiden Windräder, die sich derzeit neben dem Dorf Jachenhausen drehen, sind nur etwa halb so hoch. Nach Auskunft von Stadler besitzt die neue Anlage eine Nennleistung von rund 2000 Kilowatt – etwa doppelt soviel wie die beiden vorhandenen Rotoren.

Wie Bürgermeister Michael Schneider (CSU) bei einer Ortsbegehung mit dem Bauausschuss am 5. März erklärte, würde die Anlage rund vier Millionen Kilowattstunden Strom im Jahr erzeugen, und damit knapp ein Viertel des Riedenburger Verbrauches decken.

Wie Stadler erläutert, sei der im Jahr 1999 geplante Bau eines dritten Windrades damals an den zu hohen Netzkosten gescheitert. Die Kapazität des in Jachenhausen vorhandenen 20-Kilovolt-Kabels sei ausgeschöpft, es könne keine weitere Stromzufuhr aufnehmen. Deshalb sei es erforderlich, ein Kabel nach Riedenburg zu legen, was aber mit immensen Kosten verbunden sei. Mit den Strommengen, die vor zehn Jahren technisch erzeugt werden konnten, hätte sich die hohe Investition ins Kabel nicht gerechnet, erklärt Stadler.

Doch nun hätten sich die Rahmenbedingungen geändert. Dank verbesserter Technik erhöhe sich der Wirkungsgrad der Anlagen, so dass die prozentualen Kosten für das Hochspannungskabel gesunken seien, so Stadler. Obwohl der Wind in Jachenhausen seit Beginn seiner Aufzeichnungen im Jahresmittel gleich stark und gleich häufig weht, erhöhe sich dank der Optimierung der Rotorblätter die Stromausbeute, weiß Stadler.

Die Anlage vom Typ Enercon E 82, die er plant, basiert auf modernster Technik und wird erst seit Mitte 2006 gebaut. Entscheidend für den Wirkungsgrad ist nach Auskunft von Enercon-Pressesprecher Volker Uphoff vor allem die Höhe der Anlage: "Ein Meter Turmhöhe bringt ein Prozent mehr Leistung gilt hier als Faustregel." Mit der in Riedenburg geplanten Anlage ließen sich nach einer Studie des Fraunhofer-Institues jährlich 3400 Tonnen des Klimakillers Kohlendioxid eingesparen.

Der Enercon-Pressesprecher weist darauf hin, dass wenige Großanlagen weitaus landschaftsverträglicher und ästhetischer seien als viele Kleinanlagen. "Große Rotoren drehen sich auch ruhiger", weiß Uphoff. Auch die Lärmentwicklung der Rotorblätter sei für die Anwohner kein Grund zur Beunruhigung. Dank Optimierung würden die Rotoren immer ruhiger laufen. Das Bundesemissionsschutzgesetz lege außerdem unmissverständlich fest, dass der Geräuschpegel unter 35 Dezibel liegen müsse – "das entspricht dem Rauschen von Pappeln". Allerdings falle das Lautstärke-Empfinden individuell sehr unterschiedlich aus, räumt Uphoff ein. Es würden jedoch für alle Windräder die gleichen Vorgaben gelten wie für andere Industrie-Anlagen.

Auch der Schattenwurf der riesigen Rotorblätter bei tief stehender Sonne lässt sich mit Hilfe moderner Computerprogramme simulieren. Damit stellen die Betreiber laut Uphoff sicher, dass die Gesetze präzise eingehalten werden.

Eine Enercon-Anlage gleicher Bauart steht bei Pfaffenhofen und lockt viele Schaulustige an. "Ein solches Windrad auf dem Jachenhauser Berg wäre sogar eine weitere Touristen-Attraktion für Riedenburg", meint Stadler.