Sitzen statt stehen

24.05.2018 | Stand 02.12.2020, 16:21 Uhr

Ich liebe meine Altmühl - mit all ihren abwechslungsreichen Landschaften und faszinierenden Naturspektakeln.

Da wären etwa die zwölf Apostel oder die Gungoldinger Wacholderheide. Dazu mächtige Dolomitfelsen, sanfte Flusstäler und lichte Buchenwälder - traumhaft. Das Tal ist wahrlich reich gesegnet mit herrlichen Naturschauspielen und malerischen Barockstädtchen entlang des Flusses.

Doch worüber ich mich in letzter Zeit bitterlich ärgern muss, sind diese Steh-drauf-Paddler, die gar bedrohlich über meine Altmühl gleiten. Na, wo gibt es denn so was? Diese ambitionierten Neoprenpaddler zerstören das ganze idyllische Landschaftsbild - und noch dazu verschrecken sie die armen Tiere. Die Uferschnepfe wird ihres Lebens nicht mehr froh, wenn so ein schnittiger Trendsportler mit hektischen Bewegungen vorbeirauscht, und dabei mindestens so furchterregend aussieht wie diese Spaziergänger am Ufer nebendran mit den Hacklstecken aus Fiberglas. Wie heißen die gleich wieder? Richtig: Nordic-Walker.

Und überhaupt: Wer hat diesen ungehobelten Gleitern eigentlich den Floh ins Ohr gesetzt, die Altmühl sei für alle da? Wissen diese Seichtwasserrohlinge nicht, dass unser geliebter Strom ausschließlich von sitzenden Bootswanderern in legerer Freizeitkleidung befahren werden darf? Selbst die Angler gehen ihrem Handwerk nur noch vom Ufer aus nach. Nun gut: Es gäbe da noch das altehrwürdige Fischerstechen, das einmal jährlich flussabwärts stattfindet. Männer stehen aufrecht in großen Booten und stoßen sich gegenseitig und unter Beifall des Volkes ins Wasser. Freilich eine Mordsgaudi.

Aber stehend Paddeln? Einfach so? Töricht. Glücklicherweise sind bei uns gewisse Grenzen gesetzt: Spätestens beim Herzogsteg werden aus den Stand-up- ganz fix Fall-down-Paddler. Geschenkt: Unsere tierischen Altmühlbewohner wären jedenfalls ihres Lebens endlich wieder froh, wenn statt der sportlichen Möchtegern-Gondoliere ausschließlich sitzende Sonntagsfahrer in Kanus ihre Habitate durchqueren. Ungestört könnten sie sich fortpflanzen und die Fauna für zukünftige Generationen sichern. Und vor allem viel zum Rausfischen für die Angler.
Pfüat Gott, Ihr
Schlossleutnant
Lorenz Krach