Gerolsbach
Sisi Hoch 3

Ein Tanztheaterstück zeigt die dunklen Seiten der Kaiserin - Zwei Gerolsbacher mit von der Partie

18.09.2020 | Stand 23.09.2023, 14:13 Uhr
Einmal Heine, zweimal Sisi: Mathilde Mahrenholtz (links) und Anna Singer aus Gerolsbach schlüpfen in die Rolle der Sisi, seinen Part übernimmt ebenfalls ein Gerolsbacher: Ferdinand Kreitmair. −Foto: Peter Zühlke

Gerolsbach/Aichach - Für die meisten gibt es wohl auf alle Zeiten hin nur eine Sisi, die aus den Weihnachtsfilmen: Die quietschlebendige Unschuld vom Schloss auf dem Land, die aufgrund ihrer Angelleidenschaft plötzlich Kaiserin wird und mit ihrer unkonventionellen Art vor allem bei der gestrengen Schwiegermutter aneckt - und dabei ihre fröhliche Art einbüßt (verkürzt dargestellt).

 

Was jedoch wenige wissen, außer natürlich diejenigen, die schon eine der informativen Ausstellungen im Sisi-Schloss in Unterwittelsbach besucht haben: Die von ihren Geschwistern so genannte Sisi, Herzogin in Bayern und spätere Kaiserin von Österreich, hatte noch andere Seiten.

Sie schrieb zum Beispiel leidenschaftlich Gedichte im Geiste des deutschen Dichters Heinrich Heine, schalkhafte, ja sogar frivole Gedichte, in denen sie über bekannte Zeitgenossen vom Leder zog. Nicht von ungefähr durfte ihr poetisches Tagebuch deshalb erst 60 Jahre nach ihrem Tod veröffentlicht werden. Doch diese Leidenschaft gab sie auf, als ihr einziger Sohn, Rudolf, Kronprinz von Österreich und Ungarn, auf tragische Weise ums Leben kam. Von da an verfasste die Kaiserin keine Gedichte mehr und trug nur noch Schwarz.

Vor allem diese Aspekte der Persönlichkeit Elisabeths versucht das Tanztheaterstück "Sisi - Schwarz ist der Kronprinz meiner Farben" abzudecken. Premiere des Stücks ist an diesem Samstag, 19. September, um 19.30 Uhr im Aichacher Pfarrzentrum. Hinter der Inszenierung steht das Theater Weiss in Aichach. Regisseur Alexander vom Stein (kl. Bild), der das Stück auch geschrieben hat, hatte die Idee dazu bereits vor drei Jahren, "nachdem ich erfahren hatte, dass sich die Landesausstellung auch mit den Wittelsbachern beschäftigt". Die Texte dieser Tanzmelancholie, wie Alexander vom Stein dieses Genre nennt, setzen sich zusammen aus Gedichten Sisis und Heinrich Heines, die gesungen, gespielt und getanzt werden. Vor allem die Lebensphase Sisis nach dem Tod ihres Sohnes steht im Mittelpunkt.

 

Drei Darstellerinnen, Elena Ludwig, Anna Singer und Mathilde Mahrenholtz, verkörpern die verschiedenen, dunklen Aspekte der Kaiserin. Da ist zum einen die verstummte Poetin, sie drückt ihre Gefühle in der Bewegung, im Tanz aus. Die melancholische Sisi präsentiert sich der Öffentlichkeit als Sängerin, Sisi Nummer 3 schließlich, ihr lyrisches Ich, tritt als Schauspielerin in Dialog mit ihrem großen Vorbild Heinrich Heine. "Die ersten Klavierkompositionen entstanden bereits 2017", erklärte Alexander vom Stein bei einer Pressekonferenz im Aichacher Landratsamt. Alle Lieder für Klavier, Synthesizer und E-Gitarre, so der Regisseur, seien selbst komponiert.

Wie der Pressesprecher des Landratsamtes, Wolfgang Müller, betonte, hätte die Premiere bereits sehr viel früher stattfinden sollen - so wie viele andere der insgesamt rund 1000 Veranstaltungen. Mit dem Stück des Theaters Weiss komme nun ein "ganz besonderes Highlight" zur Aufführung. Normalerweise trete der Landkreis in Sachen Kultur nicht als Veranstalter auf, so Müller weiter, in dem besonderen Fall habe man es sich aber nicht nehmen lassen, einzuspringen. Jemand, der in dieser Richtung mehr Erfahrung hat, ist die Volkshochschule (vhs), sie hilft bei der Organisation mit. Neben den drei Sisi-Darstellerinnen tritt der Verfasser des Gedichts "Deutschland. Ein Wintermärchen" auf, er wird gespielt von Ferdinand Kreitmair. Alexander vom Stein schlüpft in die erklärende, vermittelnde Rolle einer sogenannten Zukunftsseele.

Am Freitag, 25. September, wird das 90-minütige Stück in Augsburg im Kulturhaus Abraxas aufgeführt. Einen Tag darauf kommt es noch mal zu einer Aufführung im Aichacher Pfarrzentrum, jeweils um 19.30 Uhr. Karten gibt es über theater-weiss. de, die Aichacher Volkshochschule oder das Aichacher Landratsamt. Ebenfalls stehen Karten an der Abendkasse zur Verfügung. Einlass ist für 100 Personen.

PK

 

Thomas Winter