Berg im Gau
Singend und betend durch den Wald

Zwei Dutzend Menschen nahmen an der Wallfahrt nach Bettbrunn teil

17.06.2019 | Stand 23.09.2023, 7:26 Uhr
Insgesamt 18 Kilometer legten die Wallfahrer aus Berg im Gau und Umgebung am Dreifaltigkeitssonntag zurück, um zu Fuß die Wallfahrtskirche in Bettbrunn zu erreichen. Mit dem Wetter unterwegs hatten die Wallfahrer sogar ein wenig Glück. −Foto: Haslacher

Berg im Gau / Bettbrunn (SZ) Wallfahrten erfreuen sich auch in der Region immer größerer Beliebtheit.

Dabei muss es ja nicht gleich der weltberühmte Jakobsweg oder der bekannte Fußmarsch nach Altötting sein. Auf eine mehr als 100-jährige Tradition kann etwa die Berg im Gauer Wallfahrt nach Bettbrunn (Gemeinde Kösching) am ersten Sonntag nach Pfingsten, dem Dreifaltigkeitssonntag, zurückblicken. Auch heuer machten sich zwei Dutzend Teilnehmer auf den Weg.

Es ist urkundlich belegt, dass wegen einer schlimmen Viehseuche vor mehr als einem Jahrhundert die Gläubigen aus Berg im Gau das Gelübde ablegten, eine Fußwallfahrt zum Heiligen Sankt Salvator nach Bettbrunn zu machen - eine Strecke von rund 45 Kilometern. Seither findet die Dankwallfahrt jedes Jahr statt.

Inzwischen fahren die Wallfahrer aus Berg im Gau, Edelshausen, Brunnen und Ernsgaden mit dem Auto nach Kösching. Von dort aus geht die Fußwallfahrt zum Sankt Salvator nach Bettbrunn. Im Jahre 2000 fand schließlich die Jubiläumswallfahrt zur 100-jährigen Fußwallfahrt der Pfarrei Berg im Gau nach Bettbrunn statt. Aus diesem Anlass wurde die Wallfahrt komplett zu Fuß bewältigt.

Auch heuer wurde am Dreifaltigkeitssonntag die Tradition gepflegt. Wer an der Wallfahrt teilnimmt, musste früh aus den Federn. Die Wallfahrer trafen sich bereits um 6 Uhr morgens an einem Parkplatz bei Kösching. Mit 24 Personen waren es heuer genau drei Teilnehmer mehr als im Vorjahr und 2017, als jeweils lediglich 21 Personen mit von der Partie waren. "Ich bin sehr froh, dass wir heuer den Negativtrend rückgängiger Teilnehmerzahlen stoppen konnten und wieder mehr Leute waren", sagte Vorbeter Johann Wolfesperger sichtlich erfreut. Insgesamt 18 Kilometer waren von den Teilnehmern zu absolvieren.

Zu Beginn sagte Wolfesperger, dass jeder hinreichend Gelegenheit habe, an seine Sorgen, Nöte und Ängste zu denken und zu beten. Die Gruppe pilgerte nicht entlang der vielbefahrenen Straße, sondern ausschließlich auf Forstwegen. Das war schöner und sicherer, fanden Organisatoren wie Wallfahrer. Dabei benutzten die Pilger den ostbayerischen Jakobsweg. Sie zogen singend und betend durch den Wald.

"Auf dem Hinweg hat es gar nicht geregnet und beim Rückweg nur zu Beginn etwas - eine Viertelstunde", so Johann Wolfesperger. Am Ortseingang von Bettbrunn wurde die Pilgergruppe heuer nicht wie sonst üblich von einem Geistlichen begrüßt. Und auch das Gotteshaus war zunächst noch verschlossen. Da ging wohl etwas schief. Der langjährige Bettbrunner Pfarrer Johann Kauschinger war am 1. September vor drei Jahren in Ruhestand gegangen und Bettbrunn wurde in die Pfarreiengemeinschaft Kösching-Kasing eingegliedert. Der neue Priester, Dekan Wojciech Wysocki, bemüht sich nun um den Fortbestand der traditionellen Wallfahrt.

Nach dem Einzug in das prächtige Gotteshaus und dem Pilgersegen durch den Geistlichen war vor dem 9-Uhr-Gottesdienst noch genügend Zeit für das traditionelle Würstlessen im Gasthaus gegenüber der Kirche. Auch eine wohlverdiente Halbe Bier durfte nicht fehlen. Zur heiligen Messe hatten die Pilger dann Verstärkung erhalten, denn viele ehemalige Fußwallfahrer reisten mit dem Auto an. Im Altarraum der ältesten Hostienwallfahrtskirche Bayerns (seit 1125) konnten sie die Jubiläumskerze der Pfarrei Berg im Gau aus dem Jahre 2000 anschauen. Zudem sahen die Pilger die älteste in diesen Breiten bekannte Pilgerkerze mit der Aufschrift "Ingolstadt 1378". Der Wallfahrtspfarrer gab der Gruppe mit auf den Weg, dass die Tradition der Wallfahrt vom Urgroßvater bis zur heutigen Generation und auch in den nachfolgenden Generationen gepflegt und erhalten werden müsse.

Johann Wolfesperger, er übt das Amt des Vorbeters schon fast 30 Jahre aus, bedankte sich bei allen Teilnehmern. "Ich hoffe sehr, dass 2020 noch mehr Pilger, vor allem auch junge Leute, zum Salvator nach Bettbrunn wallfahren werden, damit diese traditionelle Wallfahrt weiterbestehen kann", sagte Wolfesperger.

Rainer Hora