Ingolstadt
Sind wir noch zu retten?

Mia Constantine hat ein Jugendstück über den Klimawandel entwickelt

05.10.2017 | Stand 02.12.2020, 17:24 Uhr

"Rette Welt, wer kann": Im Vorfeld der Premiere gab's einen Flashmob auf dem Wochenmarkt. - Fotos: Hauser/Quast

Ingolstadt (DK) Wir wissen alle, was Klimawandel bedeutet: Die Luft an der Erdoberfläche hat sich bereits deutlich erwärmt. Die Ozeane versauern. Der Meeresspiegel steigt. Der Kohlendioxid-Gehalt der Atmosphäre nimmt stetig zu. Pflanzen und Tiere reagieren auf die allgemeine Erwärmung. Und die Folgen zeichnen sich nicht nur in der Land- und Forstwirtschaft ab. Aber weil Mia Constantine (kleines Foto) lieber Visionen entwickelt, statt Horrorszenarien zu malen, hat sie gemeinsam mit dem Ensemble des Jungen Theaters ein Projekt über Klimawandel, Verantwortung und Nachhaltigkeit entwickelt. Denn Klimaschutz beginnt nicht bei Vielfliegern und Autofahrern, sondern bei jedem Einzelnen zu Haus - egal in welchem Alter. "Rette Welt, wer kann!" (ab 12 Jahren) hat morgen, Samstag, in der Werkstatt Premiere.

Drei Wochen lang hat die Regisseurin mit ihrem Team recherchiert. Hat Texte gelesen, Filme geschaut, war auf Umweltmessen, hat Menschen getroffen, die etwas zu diesem Thema zu sagen haben - von den Grünen, von der Transition-Bewegung, vom Naturschutzbund oder von der Felix-Finkbeiner-Akademie. Letzterer hatte schon im Alter von neun Jahren seine Initiative Plant-for-the-Planet gegründet. Wie ein "kleines Labor" hat ihr Team gearbeitet - geforscht, gefiltert, verdichtet. Wichtig war ihr auch abzufragen, welche Themen denn in der Stadt virulent sind (z.B. Primark oder Audi). "Der Abend soll über den Theaterraum hinaus wirken", sagt Mia Constantine. "Das Thema muss in die Stadt atmen."

Neben den drei Schauspielern Olivia Wendt, Michael Amelung und Benjamin Kneser hat sie drei Jugendliche an Bord geholt. Denn es geht ihr auch um die Kommunikation zwischen den Generationen. "Die Themen sind den Kindern vertraut. Sie hatten beispielsweise kein Problem damit, mir den Treibhauseffekt zu erklären. Aber sie waren überrascht, wie sehr sie selbst involviert sind - durch ihr Konsumverhalten. Etwa, weil sie jedes Jahr ein neues Smartphone kaufen", sagt Mia Constantine. Dass damit auch ein hoher Ressourcen- und Energieverbrauch einhergeht, war vielen gar nicht bewusst.

Und darum geht es der Regisseurin: Schon Kinder und Jugendliche für das Thema zu sensibilisieren, um sich entsprechend zu verhalten. Beispiel Fleischkonsum: Wenn jeder Deutsche nur an einem Tag weniger pro Woche Fleisch essen würde könnte man neun Millionen Tonnen CO2 sparen, sagt eine Studie des World Wide Fund for Nature (WWF). Um das gleiche Einsparpotenzial zu erreichen, könnte man auch 75 Milliarden Kilometer weniger mit dem Auto fahren.

Die größte Herausforderung für Mia Constantine war, aus diesem ganzen Material ein Stück zu entwickeln, das auf einer Theaterbühne bestehen kann, also einen sinnlich-künstlerischen Anspruch hat.

Mit Jugendlichen hat sie schon häufig gearbeitet, denn am Theater Regensburg hatte sie lange den Jugendclub geleitet. Dort hat sie auch einen Abend über ihren berühmten Vater inszeniert. Denn Mia Constantine (1981 geboren) ist die Tochter des amerikanischen Filmschauspielers und Chansonniers Eddie Constantine (1917-1993). In den 50er-Jahren hatte er mit Vorliebe charmante Agenten, Abenteurer und Draufgänger im Kino gespielt, bevor er sich später unter Regisseuren wie Wim Wenders oder Rainer Werner Fassbinder zum Charakterschauspieler entwickelte. Dass die Tochter ebenfalls einen künstlerischen Beruf ergriff, ist aber eher Zufall. "Ich habe ja eigentlich Pädagogik und Kunstgeschichte studiert und bin dann erst über den Umweg der Theaterpädagogik zum Theater gekommen."

"Rette Welt, wer kann!", 7. Oktober, 18 Uhr, Werkstatt. Kartentelefon: (08 41) 30 54 72 00.