Sieg der Scharfmacher

Kommentar

03.12.2017 | Stand 02.12.2020, 17:07 Uhr

Wohin die AfD steuert - diese Frage ist nach dem Bundesparteitag bis auf Weiteres beantwortet. Um zu erfahren, wie die Partei wirklich tickt, brauchte es nur einige kernig-nationalistische Sätze einer weitgehend Unbekannten.

Der Fünf-Minuten-Auftritt von Doris von Sayn-Wittgenstein in Hannover, der Jubel nach ihrer Forderung, die anderen Parteien müssten um eine Regierungsbeteiligung der AfD "betteln", der Beifall für ihren Satz, sie wolle nicht, dass die AfD in der "sogenannten Gesellschaft" ankomme, reichen aus, um dem Realo-Lager den Wind aus den Segeln zu nehmen. Die größte Begeisterung gibt es für Protest und Nationalismus statt für Kompromissbereitschaft und das Streben nach Regierungsverantwortung. Als Hoffnungsträger der Moderaten zum Parteitag gereist, kehrt Georg Pazderski als gedemütigter Herausforderer von Rechtsaußen Björn Höcke zurück, weil er sich nicht gegen Partei-Novizin von Sayn-Wittgenstein durchsetzen konnte, die Höcke ins Rennen geschickt hatte. Mit Jörg Meuthen und Alexander Gauland wird die Partei von einem Duo geführt, das hinter dem nationalistischen Kurs der Scharfmacher steht.