Gerolfing
Sieg dank neun erstklassiger Jungbullen

Hans Estelmann ist Fleckviehzüchter des Jahres 2015 – Zweiter Spitzenplatz innerhalb weniger Jahre

03.07.2015 | Stand 02.12.2020, 21:06 Uhr

Familie Estelmann aus Gerolfing freut sich über den abermaligen Spitzenplatz bei der Züchterbewertung. Der Preis bestätigt sie in ihren Prinzipien für die Rinderhaltung - Foto: Schneider

Gerolfing (DK) Bereits zum zweiten Mal ist die Gerolfinger Familie Estelmann heuer dafür ausgezeichnet worden, die besten Fleckviehrinder zu züchten. Unter 16 500 Höfen setzte sie sich durch – dank der Züchtung von neun Bullen mit hervorragendem Erbgut.

In der Hofküche hat Züchter Hans Estelmann vor sich eine schier endlose Tabelle mit Qualitätsmerkmalen für Erbgutanlagen liegen. Die Milchmenge, die Melkbarkeit, der Sprunggelenkswinkel der potenziellen weiblichen Nachkommen: Das sind nur drei von knapp 50 Kriterien, die den Zuchtwert eines Bullen beschreiben. All die Punktwerte sagen voraus, wie der Nachwuchs des Tieres einmal beschaffen sein wird, errechnet mit Hilfe einer sogenannten „genomischen Analyse“ schon in den ersten Wochen nach der Geburt. Neun der auf dem Hof Estelmann gezüchteten Jungbullen mit den Geburtsjahren 2012 und 2013 haben dabei Spitzenwerte erzielt – und ihm so den von der Zeitschrift „Fleckvieh“ in Kooperation mit der Arbeitsgemeinschaft Süddeutscher Rinderzüchter ausgelobten Titel Fleckviehzüchter 2015 eingebracht. In die komplizierten Berechnungen der Wettbewerbsveranstalter flossen außerdem Erfolge bei Zuchtschauen und die Lebensleistung der gesamten Herde ein. Der Wettbewerb vergleicht Betriebe in Deutschland, Österreich und Südtirol, die die weit verbreitete Rinderrasse Fleckvieh, auch Simmentaler genannt, züchten.

Oft seien nur wenige Punkte Unterschied ausschlaggebend für den Sieg, sagt Estelmann. Um als Züchter erfolgreich zu sein, brauche man nicht nur Erfahrung und Fingerspitzengefühl, sondern auch eine Portion Glück. Denn der Züchter entscheidet zwar, welche Tiere miteinander gepaart werden. „Wenn die Kuh Schwächen hat, versuche ich das mit Stärken des Bullen auszugleichen“, sagt Estelmann. Wenn der Nachwuchs aber erst einmal auf der Welt ist, kann er nichts mehr tun als die Ergebnisse der Analyse abzuwarten: Das Ergebnis sei letztendlich unberechenbar. Das ist eben Natur, ergänzt Tochter Marina, die in Weihenstephan Landwirtschaft studiert.

Die 21-Jährige ist nicht die Einzige, die im Betrieb des Vaters mitmischt. Wenn es darum geht, welche Tiere miteinander gepaart oder welche Maschinen angeschafft werden, diskutiert inzwischen die ganze Familie mit. Denn auch der 19-jährige Sohn Johannes und sein 16-jähriger Bruder Max absolvieren eine Ausbildung zum Landwirt. Wörter wie „Exterieur“ für das Äußere der Kuh oder „Pedigree-Index“ für die Abstammung gehören deswegen zum Wohnzimmervokabular.

Zur Siegerehrung im April versammelte sich denn auch die ganze Familie zum Fototermin um ihre Kuh Trommel – deren Fell für den großen Tag extra gestutzt und mit Schmierseife gewaschen worden war. „Man freut sich, wenn man ganz vorne ist“, kommentiert Hans Estelmann die Entscheidung, ihn zum Züchter des Jahres zu ernennen. Von 16 500 infrage kommenden Höfen erfüllten nur 89 die ausgeklügelten Teilnahmekriterien des Wettbewerbs. Zwei Jungbullen mit Spitzenwerten reichen dafür aus – Familie Estelmann präsentierte gleich neun Tiere: Iwos, Magnolie, Vakant, Velcan, Vestel, Veudal, Veuzer, Vitamin und Wildstern brachten den Sieg.

Einen wirtschaftlichen Vorteil hat der Hof davon nicht, für das Image sei der Preis aber von Vorteil, sagt Hans Estelmann. Ihm ist das Tierwohl sehr wichtig, betont er, schließlich könnten nur die Tiere Leistung bringen, denen es gutgehe. Bei einem Hofrundgang zeigt die Familie dann auch großzügige Ställe und Außenanlagen, in denen augenscheinlich zufriedene Rinder in der Sonne liegen oder durch den gepflegten Stall trotten.