Wolnzach
Sie warten auf den Nikolaus

Nächster Konvoi bringt 3500 Schokobischöfe zu den Kindern - Ukrainefahrer schildern ihre Erlebnisse

27.11.2018 | Stand 23.09.2023, 5:13 Uhr
Herausgeputzt für die Helfer aus Wolnzach haben sich die Mädchen des Kindergartens. −Foto: Sepp Öttl

Wolnzach (WZ) Ein Stück Schokolade - ein echter Schatz für diese Kinder. Ein Tretroller, ein Klettergerüst, Betten für die Kranken oder warme Kleidung für den Winter. Die Ukrainehilfe setzt seit fast 30 Jahren dort an, wo es am nötigsten ist. "Alles kommt direkt an", sagt Klaus Weiland. Als einer von vielen fährt er regelmäßig mit nach Lemberg und kommt "geerdet" wieder zurück.

Die Strecke ist immer die gleiche, die Ziele oft ähnlich. Und doch ist das alles immer wieder anders. "Jedes Mal, wenn wir wieder daheim sind, dann sehen wir, was wir eigentlich alles haben." Klaus Weiland war jetzt fünfmal dabei. Ihm geht es, wie vielen: "Wenn du einmal dabei warst, möchtest du immer wieder hin." Nicht, weil es so entspannend ist. Davon sind die zwölf Stunden Fahrtzeit von Wolnzach bis nach Lemberg weit entfernt. "Eng ist es in diesem Kleinbus", so Weiland. Kein Wunder. Denn neben den fünf Ukrainereisenden wird auch noch immer allerhand mitgenommen. Strapaziös ist das alles auch. Aber das wissen die, die mitfahren. Jetzt, bei der jüngsten Reise vor wenigen Tagen, war auch ein Neuling dabei: Für Ariana Berndl war es die erste Ukrainefahrt, für Josef Öttl die zehnte, Otto Schätzl die zwölfte, Klaus Weiland die fünfte - und für Brigitte Weber die mindestens 50. Sie ist die Mutter dieses Projekts, das schon so viel Hilfe zu den Menschen der Ukraine gebracht hat. Eine Lebensaufgabe, die sie praktisch immer beschäftigt. Nicht nur im Kopf, sondern auch in der Realität: Ihr Haus ist Dreh- und Angelpunkt für Spenden, praktisch dauernd ist sie in Kontakt, kümmert sich um alle und jeden - und freut sich, dass es immer wieder Leute gibt, die mitfahren wollen. Warum? Klaus Weiland formuliert das so: "Wir sind alle Multiplikatoren." Denn jeder, der einmal dabei war, kann bestätigen: Es kommt alles an. Jeder Pulli, jedes Spielzeug, jede Geldspende, die übrigens keineswegs für die Reisenden verwendet wird, denn die tragen selbstverständlich alle Kosten selbst - und oft noch mehr als das. Im Gegenteil wird von den Spendengeldern das zugekauft, was notwendig ist und nicht über Sachspenden gedeckt werden kann. Gerade jetzt sind Geldspenden wieder gefragt, beispielsweise möchte die Ukrainehilfe von der Tschernobyl-Katastrophe geschädigten oder durch den Krieg traumatisierten eine Erholungsfahrt in die Karpaten ermöglichen. Geldspenden an die Ukrainehilfe können eingezahlt werden auf das Konto IBAN 89 721608 18 000 6622 887.

"Geerdet." So kommt er von jeder Ukrainereise zurück, sagt Weiland. Beeindruckt davon, dass diese Menschen trotz aller Probleme ihren Lebensmut nicht verlieren, beeindruckt von ihrer Dankbarkeit, ihrer Genügsamkeit. "Da hat eine Tafel Schokolade noch richtig Wert." Und noch viel mehr als das: Sehnsüchtig erwartet wird gerade der Nikolausexpress, der am Freitag, 7. Dezember, ab Wolnzach wieder starten wird - beladen mit zahlreichen Hilfsgütern, aber eben auch mit über 3500 Nikoläusen. Nikoläusen, nicht Weihnachtsmännern. "Darauf legen die Ukrainer sehr viel Wert", schmunzelt Sepp Öttl. Denn Kirche und Glaube, das hat in der Ukraine einen sehr hohen Stellenwert. Und da muss ein Nikolaus ein Bischof sein, einer mit Stab und Mitra - auch, wenn er nur aus Schokolade ist. Die Folge: In Wolnzacher Läden sind echte Nikoläuse im Moment ziemlich Mangelware, viel ist schon verpackt für den Express in die Ukraine.

Das Verladen zum Nikolausexpress findet übrigens am Freitag, 7. Dezember, ab 9 Uhr am Haus von Brigitte Weber an der Ahornallee in Wolnzach statt. Helfende Hände sind dabei immer willkommen.

Karin Trouboukis