Roth
"Sie verdienen unsere Verehrung"

Neue Spectrum-Ausstellung mit Werken von drei Künstlern aus Syrien und dem Iran eröffnet

08.07.2018 | Stand 23.09.2023, 3:40 Uhr
Unter dem Motto "Miteinander" stellen die iranische Künstlerin Shiva Saber und die beiden Syrischen Künstler Khaled Abdo und Moris Kanow derzeit eine Fülle von Fotografien und Gemälden in der Spectrum-Galerie in Roth aus. −Foto: Unterburger

Roth (HK) Premiere beim Kunstverein Spectrum: Erstmals ist in Kooperation mit "füreinander" eine Ausstellung mit Werken von drei Künstlern aus Syrien und dem Iran eröffnet worden. Unter dem Motto "Miteinander" stellen Shiva Saber aus Teheran sowie Khaled Abdo und Moris Kanow aus Syrien Fotografien und Gemälde aus.

"Heute stelle ich Ihnen zwei Künstler und eine Künstlerin vor, die als Fremde gelten, als Ausländer, die als Flüchtlinge und Asylanten bezeichnet werden, auf unseren Straßen mit Misstrauen, auch Feindschaft und Angst beäugt, da man ihnen unterstellt, was einige wenige an Untaten verüben", sagte Sabine Reimann, die Vorsitzende des Kunstvereins, bei der Vernissage. "Es handelt sich um Menschen, die ihr Land verlassen haben, und nicht, um sich auf eine bequeme Urlaubsreise zu begeben, sondern um ihrer Verfolgung, Tod und Zerstörung zu entkommen."

Shiva Saber wurde 1982 in der Stadt Teheran im Iran geboren. Dort absolvierte sie später auch ihr Master-Studium im Fach Architektur und Restauration historischer Gebäude. Das Fotografieren lernte sie von ihrem Vater, der ein bekannter Nachrichtenfotograf war. Sie schrieb wissenschaftliche Berichte und dokumentierte ihre Arbeit mit eigenen Fotografien. Zwei Jahre lang arbeitete sie als Dozentin für Fotografie an der Universität.

"Wenn durch das Fotografieren es mir gelingt, Geist und Seele dieses Moments zu erfassen, so dass dieser für immer und ewig festgehalten und in der Erinnerung bleibt, dann bin ich sehr glücklich", sagt die iranische Fotokünstlerin.

Zu sehen sind Arbeiten wie "Warten auf Gott", "Hochzeit in historischen Windmühlen", "Falten des Lebens", "Falkenflug", "Regentanz", "Der Hoffnungsschimmer", "Wasserquellen", "Zärtlichkeit des Daseins" und "Ein Meer aus Sand", um nur einige Titel dieser hochwertigen Fotos zu nennen. Viele Fotos der Künstlerin werden zu Zeugen und Erinnerungen einer womöglich verlorenen Kultur.

Immer wieder sind es die Menschen ihrer Heimat, die sie abgelichtet hat. Sie hat aber auch ein Auge für Naturschönheiten, beispielsweise für filigrane Obstblüten an einem Zweig. Wie die Spectrum-Vorsitzende bekannt gab, spendet Shiva Saber sämtliche Einnahmen aus den Verkäufen dieser Ausstellung an eine Erdbebenhilfe.

Khaled Abdo wurde 1977 in der Stadt Alhasaka in Syrien geboren. Er war 14 Jahre lang Kunstlehrer und unterrichtete Erwachsene, so wie er es auch heute in verschiedenen Kursen an der VHS tut. Wie für viele seiner Landsleute ist es auch für ihn schwer, in Deutschland eine Anerkennung seiner Ausbildung zu bekommen. So ist er stolz, dass ihm die Unesco 2015 ein Diplom verliehen hat.

"Seine Bilder erzählen von einer Vergangenheit, die bewältigt werden muss, und der Zukunft, der er hoffnungsvoll entgegen blickt", erklärte die Laudatorin Sabine Reimann. "Seine Bilder, die flüchtende Frauen und Kinder darstellen, lassen erahnen, welches Leid diese Schwächsten der Gesellschaft ertragen müssen, Kinder, die nicht verstehen, dass sie ihre geliebten Spielsachen, Haustiere und Lieblingsplätze verlassen müssen."

Während die ersten Bilder der Ausstellung seiner klassischen Kunstausbildung geschuldet sind, zeigt Khaled Abdo aber auch farbenfrohe Arbeiten, die er in seinem eigenen freien Stil gemalt hat. Er erzählt von schönen Erinnerungen. "Denn Erinnerungen sind alles, was bleibt, wenn man alles Materielle zurücklassen musste und einem alles genommen wurde, auch Ehre und Würde", hob Sabine Reimann hervor.

Moris Kanow beschäftigt sich mit den alten Mythen und der alten Kultur seines Geburtslandes, deren Schöpfungen dem Untergang geweiht sind. Er wurde 1969 geboren in Alhasaka, der gleichen Stadt, in der acht Jahre später Khaled Abdo zur Welt gekommen ist. Moris Kanow studierte Jura in Syrien und arbeitete als Anwalt unter anderem für beratende Firmen. Weil hier in Deutschland kein studierter Jurist aus Syrien benötigt wird, ist es auch für einen Akademiker schwer, einen neuen Platz in einem neuen Leben zu finden.

Besonders fasziniert Moris Kanow das Gilgamesch-Epos. Er stellt Reliefs dar, die aus einem traditionellen Materialmix hergestellt werden, zu der unter anderem Gips, Öl, Eier sowie verschiedene Erden und Tierkleber gehören. Das Gilgamesch-Epos ist eine Sagensammlung über den Herrscher Gilgamesch, der vor etwa 2750 bis 2600 vor Christus gelebt hat. Es ist in der sumerischen Keilschrift geschrieben, die als die älteste Schrift der Menschheit gilt.

Moris Kanow stellt zwei Arbeiten aus dem besagten Epos aus. Eine der beiden Darstellungen zeigt Gilgamesch beim siegreichen Kampf gegen den Himmels-Stier, der ihm von der verschmähten Göttin Inanna geschickt wird.

Die drei Künstler aus dem Iran und aus Syrien knüpfen an altehrwürdige Kulturen an, wie sie im alten Babylonien und Syrien sowie in Persien bestanden. "Sie verdienen unsere Verehrung", so die Laudatorin, "es braucht Mut, diese Verehrung in Zeiten zu bekennen, wo die Kultur des Fremden zwar gerne auf Urlaubsreisen genossen wird, aber letztendlich deren Reichweite oft unterschätzt wird."

Die Kunstausstellung "Miteinander" mit Werken von Shiva Saber, Khaled Abdo und Moris Kanow ist bis 4. August in der Galerie des Kunstvereins Spectrum in den Rothmühl-Passagen (Erdgeschoss), Willy-Supf-Platz 3 in Roth zu sehen. Öffnungszeiten sind jeweils samstags von 10 bis 12 Uhr.

Robert Unterburger