Puch
Sie trotzen Kälte und Sturm

Die Schäfer Otto Aucktor und Andreas Huggenberger sind mit ihren Tieren immer unterwegs

27.02.2020 | Stand 23.09.2023, 10:55 Uhr
Otto Aucktor und Andreas Huggenberger passen immer auf, dass ihre Schafe genug zu fressen haben. −Foto: A.Ermert

Harburg/Puch - Ein wunderschöner Tag, sonnig, etwas diesig und richtig kalt. Vor Adelshausen auf einer großen Wiese weidet eine riesige Schafherde - ein seltener Anblick in der heutigen Zeit. Nur ein riesiger altbayrischer Schäferhund bewacht sie. Ganz so idyllisch ist es aber nur, wenn es nicht gerade bitterkalt ist.

 

Mit den am Wegrand stehenden zwei Schäfern kommt man schnell ins Gespräch. Es sind der 67-jährige Otto Aucktor und sein Begleiter Andreas Huggenberger (45). 600 Mutterschafe sind da unterwegs, den beiden Schäfern gehört jeweils etwa die Hälfte. Zwei Böcke sind auch dabei, die genießen ihr Schafleben unter den vielen weiblichen Schafen. Der zottlige altdeutsche Schäferhund Rex hat im Moment nicht viel zu tun, er bewacht ganz entspannt seine verstreut weidende Herde.

Bereits der Vater von Otto Aucktor hat 1934 seine Schafherde von Harburg-Mündling im Landkreis Donauries nach Puch bei Pörnbach in den Landkreis Pfaffenhofen getrieben. "Das ist meine zweite Heimat geworden", sagt Aucktor. Als sein Vater die Winterweide nicht mehr machen konnte, hat Otto Aucktor übernommen. "Ich bin immer schon hinten den Schafen nachgerennt, das gefiel mir." Er arbeitete lange Jahre als Metzger und hat dann wegen den Schafen aufgehört: "Weil ich halt schafdamisch bin, ich wollt immer schon Schäfer werden." Bis 2015 war Aucktor allein unterwegs, dann hat er sich mit Andreas Huggenberger zusammengetan, denn sein Junior wollte die Herde nicht übernehmen. "Es war alles da, der Stall und die Schafe, aber mein Junior wollte nicht weitermachen." Ans Aufhören denkt Aucktor heute auch mit 67 Jahren noch nicht: "Solange ich gesund bin mach ich weiter". Daheim ist die Weide zu klein und er müsste die Schafe im Stall halten und zufüttern.

Andreas Huggenberger geht auf die Winterweide, "weil es den Schafen einfach bessergeht als wenn sie im Stall sind, der Winter muss halt mitmacht".

Dass es die letzten Jahre keine richtigen Winter mehr gibt, passt den Beiden: "Für uns ist das gut", meint Aucktor: "Der Schnee wär ja nicht so schlimm, da scharren die Schafe schon bis sie aufs Gras kommen, aber wenn eine Eisschicht drüber ist, dann muss zugefüttert werden". Wenn das passiert, dann wird das Futter von daheim nachgeholt, "aber bis jetzt war das noch nicht nötig. Das Gras ist heuer noch grün und saftig".

Die beiden wechseln sich immer ab, einer geht mit den Schafen, der andere kommt mit dem Auto nach. "Am Anfang sind wir schneller unterwegs, später wird man müder und langsamer."

Auf eine Wegdauer legen sie sich gar nicht gerne fest: "So wie es kommt, muss es eben passen." Es gehe meistens morgens um 10 Uhr los bis es dunkel wird. Man sucht dann nach einem trockenen Platz. Ein Pfiff und ein schmeichelndes "Komm, komm" genügt und die Schafe sammeln sich vertrauensvoll um ihre Hüter, die sie dann mit einem mobilen Weidezaun schützen, damit keines verlorengeht. "Wichtig ist, dass die Schafe abends satt sind, drum muss man unterwegs nach guten Weideflächen suchen, dann sind sie zufrieden." Das Wetter ist den Schafen egal, aber zum Fressen brauchen sie immer was, "wir gehen immer so weit, bis es genügend zum Fressen gibt."

Das Sturmtief Sabine war heuer schon eine Herausforderung: "Wir mussten die Tiere windgeschützt unterstellen, da gehen die Viecher einfach vor, wir Zwei waren die ganze Nacht auf den Beinen."

Ein großes Problem für die Schäfer ist das Überqueren einer Straße, drum sucht man auch den Weg über nicht stark befahrene Wege: "Bis da alle 600 Schafe drüber sind, dauert es schon eine Zeit und wenn dann auch noch Nebel herrscht, wird's ganz schwierig, denn der Verkehr wird ja auch immer mehr."

Streunende Hunde mögen die Schäfer gar nicht, die sind schlimm: "Dann brechen die Schafe aus, laufen auf die Straße und können angefahren werden."

Mitte Januar haben sich die beiden Schäfer auf den Weg gemacht und bleiben dann auf der Winterweide bis mindestens Mitte oder Ende März in Puch.

"Die Kälte macht uns und den Schafen nicht viel aus, aber die Viecher müssen versorgt werden: Ich mag heute nicht, das gibt es einfach nicht", sagt Otto Aucktor:

Für die Schafe gibt es immer einen gedeckten Tisch, bei den Schäfern gibt's tagsüber nur eine Brotzeit, "aber abends bekommen wir schon was Warmes, wir sind immer privat untergebracht, wir haben gute Verbindungen aufgebaut". Man kennt sich schon aus nach so vielen Jahren", meint Otto Aucktor dazu. Man merkt schon, das Schäferduo versteht sich gut. "Wenn das nicht so wär, dann ging es ja gar nicht."

PK

Anna Ermert