Ingolstadt
Sie laufen wieder

Nach einer Zwangspause starten die Audianer mit neuem Konzept einen Staffelwettbewerb

30.04.2018 | Stand 02.12.2020, 16:28 Uhr
  −Foto: Fotos: Eberl

Ingolstadt (DK) Die eine Laufgroßveranstaltung ist mit dem Halbmarathon in den Büchern, da steht bereits die nächste bevor: Bei Audi läuft es wieder. Als Nachfolger des 24-Stunden-Rennens steigt nun ein Staffelwettbewerb, bei dem die Teilnehmer am 12. Mai nicht nur gegen die Uhr, sondern auch eine heraneilende Rennradgruppe kämpfen.

Kein Le Mans mehr, also keine "24 Stunden von Audi" mehr. Der Ausstieg des Ingolstädter Autobauers aus der Langstreckenrennserie hatte konzeptionell auch Auswirkungen auf die beliebte Benefiz-Laufveranstaltung, die nach vier Ausgaben zwischenzeitlich dem heftig grassierenden Rotstift zum Opfer gefallen war. Und da es nach der Krise wieder zu laufen scheint, dürfen auch die Mitarbeiter wieder laufen. So lässt sich ein Teil der Geschichte zusammenfassen.

Am übernächsten Wochenende stehen am Samstag, 12. Mai, die Audianer erneut in den Startlöchern für sich selbst und den guten Zweck. Aus den genannten Gründen eben auch mit neuem Konzept. Dafür hat sich das Organisationsteam der Laufveranstaltung umgeschaut und stieß auf die Idee "Das Ziel holt dich ein". Daraus wurde nun ein zweiteiliges Wettrennen mit verschiedenen Schauplätzen. Einmal das Audi-Werk, wo die mehr als 1300 Läufer in 130 Teams (aus Ingolstadt, Neckarsulm, Brüssel und Györ) ihre Kreise auf einer exakt 2,37 Kilometer langen Schleife durch die Produktionsstätte ziehen. Und während sie den Staffelstab nach einer oder mehreren Runden an den nächsten im Team weiterreichen, tickt die Uhr nur imaginär herunter. Zu Ende ist das Rennen nicht nach Ablauf einer vorgegebenen Zeit, sondern sobald eine zweite Teilnehmergruppe in Ingolstadt ankommt: die Rennradler der Audi-Biking Xperience mit ein paar Unterstützern.

Die 27-köpfige Radmannschaft startet um Punkt 8 Uhr in Neckarsulm und fährt nach Ingolstadt. 217 Kilometer mit 1480 Höhenmeter. "Sobald die an der Audi-Piazza angekommen sind, ist der Staffellauf zu Ende", erklärt Felix Schwabe, der Leiter des Organisationsteams und gleichzeitig rechte Hand von Werkleiter Albert Mayer ist. Die Radler müssen als Team ankommen, Ausreißversuche Einzelner sind also weder gewünscht noch sinnvoll. "Wir wollen auch gemeinsam ankommen. Einfach eine schöne Tour fahren und Spaß haben", sagt Judith Will, die als einzige Frau in die Pedale tritt und wie Radkollege Erwin Lemke im Vorseriencenter arbeitet.

Zu Ducati nach Italien, nach Wolfsburg oder sogar nach Le Mans radelte das Ingolstädter Duo schon im Pulk der Biking Xperience mit. Ihre Ausstattung ist entsprechend profimäßig. Das muss auch so sein für einen langen Tag im Sattel. Ambitioniert sind die Rennradler selbstverständlich, gebummelt wird nicht. Auch wenn Pausen in den etwa 10 bis 12 Stunden bis zur Ankunft in Ingolstadt fest eingeplant sind.

Einen Effekt aber hätte eine Bummeltour: Es würde mehr Spendengeld erlaufen werden. Denn pro absolvierter Laufrunde der Staffeln zahlt das Unternehmen drei Euro, die (wie schon beim 24-Stunden-Lauf üblich) einigen sozialen Einrichtungen in der Region gespendet werden.

Als Anreiz für die Läufer lobt der Autobauer weitere Preise aus, die sowohl sportliche als auch kreative Höchstleistung honorieren. Das Team mit den meisten Runden gewinnt, dazu auch ein Einzelläufer für die schnellste Runde. Prämiert werden zudem die schönsten oder witzigsten Kostüme und Verkleidungen.

Einen Platz weit vorne in der Rundenwertung peilt Malte Stodt mit seinem Team an. Das Laufass aus dem Werkzeugbau erreichte 2013 immerhin Gesamtrang zwei. "Ich bin schon stolz, dass wir die alte Truppe zusammenbekommen haben", sagt er bei der Ausgabe der Lauf-T-Shirts. Ob den "Werkzeugbau Speedrunners" fünf Jahre später noch einmal so ein Coup gelingt, da hat der mehrmalige Marathon-Finisher (Bestzeit 3:17 Stunden) sogar selbst Zweifel. "Wir sind alle ein bisschen grauer geworden", schmunzelt er. Der Spaß stehe klar im Vordergrund.

So auch bei seiner Kollegin Juliane Kollecker, ebenfalls aus dem Werkzeugbau, die namenstechnisch ein preisverdächtiges Team ins Rennen schickt: "Gestiefelter Muskelkater". Einen Titel würde sie sich selbst zusprechen: "Wir sind die Gewinner der Herzen", sagt sie lachend und präsentiert sich als gutes Beispiel für den Effekt der Veranstaltung. "Ich bin damals über den 24-Stunden-Lauf überhaupt erst zum Laufen gekommen." Die zwischenzeitliche Pause habe sie schade gefunden. Mit umso mehr Elan will sie als einzige Frau, aber Muskelkater-Teamkapitänin, bei der Premiere des Staffelwettbewerbs starten.

Der Run auf die Startplätze war bei den Läufern aber nicht mehr ganz so groß wie beim 24-Stunden-Lauf, der (zuletzt 2015 mit 4000 Teilnehmern) über das Intranet beim Autobauer regelmäßig innerhalb von Minuten ausgebucht war. Vielleicht liegt es an dem verlängerten Wochenende, das durch Christi Himmelfahrt/Vatertag am 10. Mai eingeläutet und von vielen Mitarbeitern für einen Kurzausflug genutzt wird. Dass die Wahl der Organisatoren auf dieses Wochenende fiel, hat mit der Fahrweise der Produktion zu tun. "Wir können nur so ein Wochenende nehmen, an dem die Bänder komplett ruhen, damit jeder die Möglichkeit zur Teilnahme hat", erklärt Schwabe. Bisher habe man an Samstagen wegen der guten Auslastung fast ausnahmslos Sonderschichten auf der A-Linie (A3/Q2) gefahren.

Nicht nur teilnehmen können sollen möglichst viele Audianer, sondern mit Familie auch an der Piazza als Zuschauer vorbeikommen, was aber für alle Ingolstädter gilt. "Es ist keine reine Sportveranstaltung", sagt Orga-Chef Schwabe. Geboten wird ein großes Rahmenprogramm, das mit Moderation, Live-Bildern der Radler von unterwegs und Live-Bands auf der Bühne, Trinken und Essen (Foodtrucks und die Audi-Betriebsküche), einem Biergarten und einem Kinderland aufwarten kann. Von 8 Uhr bis zum späten Abend herrscht Betrieb an der Ettinger Straße.

Und wie gehabt, dürfte man am 12. Mai den einen oder anderen Vorstand erleben, der die Laufschuhe schnürt. Auch das Organisationsteam will sich nicht lumpen lassen. "Also drei Runden möchte ich schon beisteuern, das hat bisher immer geklappt", sagt Schwabe. Aber nur, bis die Rennradler da sind.