"Sie kämpft in einer anderen Liga"

20.01.2009 | Stand 03.12.2020, 5:16 Uhr

Der Medienrummel um die neunfache Meisterin war nach ihren Blitzsiegen natürlich groß. - Foto: Possenriede

Schweitenkirchen (hp) Nur zwei Monate nach ihrer bitteren Niederlage bei den Deutschen Judo-Meisterschaften 2008 hat es Viola Wächter vom FC Schweitenkirchen geschafft den Deutschen Meistertitel 2009 in der Klasse der Frauen bis 57 kg wieder zurückzuholen.

Wächter war die einzige Frau in den acht Gewichtsklassen, die den Meistertitel mit nach Bayern nehmen konnte. Von ihrem Heimtrainer, Judo-Abteilungsleiter Franz Dausch, war die 21-Jährige hervorragend auf die Kämpfe und ihre Rolle als Topfavoritin eingestellt worden. Der Lohn für die harte Arbeit im Vorfeld: alle fünf Gegnerinnen hatten nicht den Hauch einer Chance. Lediglich 7:51 Minuten benötigte die Schweitenkirchenerin in Bayreuth für den Gewinn des neunten Deutschen Meistertitels ihrer Karriere.

Höchste Wertung

Die zahlreichen Fachleuten am Mattenrand waren sich einer Meinung: "Diese Frau kämpft in einer anderen Liga". Besser konnte man Wächters Überlegenheit wohl auch nicht beschreiben. Im ersten Kampf in der Hauptrunde setzte sie den Hoffnungen ihrer Gegnerin Elisabeth Ammer (JC Göttingen/Niedersachsen) mit einem Konterwurf bereits nach 16 Sekunden ein jähes Ende. Auch Irena Arends von Stella Bevergern (Nordrhein-Westfalen) hatte nichts zu lachen. Sie konnte sich ganze 61 Sekunden lang wehren, ehe Viola Wächter zum nächsten erfolgreichen und kampfentscheidenden Wurf ansetzte, der mit Ippon – die höchste Wertung beim Judo, die den sofortigen Sieg bedeutet – bewertet wurde. Etwas länger, 2:39 Minuten, ließ sie sich bei ihrem dritten Sieg gegen Nicole Hafner vom 1. JC Mönchengladbach (Nordrhein-Westfalen) Zeit. Der Einzug ins Halbfinale war perfekt.

Dort wartete mit Sandy Nisser (PSV Weimar/Thüringen) die Vorjahressiebte, die allerdings zu keiner Zeit den Eindruck erweckte, dass die der Schweitenkirchenerin in irgendeiner Art und Weise gefährlich werden könnte. Wächter sammelte stattdessen fleißig Vorteil-Wertungen, setzte zum Wurf an und machte damit nach 3:29 Minuten den Einzug ins Finale perfekt. Diesen Erfolg hatte sie bereits im Vorjahr erreicht. In diesem Jahr wollte sie sich allerdings nicht geschlagen geben, sondern den Titel, den sie an Marlen Hein (Prenzlau/Brandenburg) verloren hatte, zurückerobern.

Im Finale wartete mit Julia Loselein (JC 66 Bottrop/Nordrhein-Westfalen) die amtierende Deutsche U20-Vizemeisterin in der Klasse bis 63 kg. Viola Wächter ließ sich aber auf keinerlei Gefahren ein, übernahm sofort das Kommando und beendete kompromisslos nach 26 Sekunden mit einem Soto-maki-komi (Außendrehwurf) die einseitige Auseinandersetzung. Ihre neunte Deutsche Meisterschaft war perfekt.

Fernseh-Interview

Die Goldmedaille nahm die frischgebackene neunfache Deutsche Meisterin aus den Händen von Gerhard Fleißner, dem Präsidenten des Bayerischen Judoverband (BJV) und Gerd Egger, Olympia-Siebter von München 1972 sowie WM-Fünfter von Mexiko 1969 und Europameister von 1967, in Empfang. Das Bayerische Fernsehen strahlte am gleichen Abend noch in der Sendung "Blickpunkt Sport" Wächters Blitzsieg im Finale und ein Interview aus. Es ist ja nicht alltäglich, als einzige bayerische Kämpferin ganz oben auf dem Treppchen zu stehen.

Auf den Lorbeeren kann und will sich Viola Wächter aber gar nicht ausruhen. Denn bereits am Wochenende steht für die 21-jährige Schweitenkirchenerin der Weltcup in Sophia (Bulgarien) auf dem Programm. Im Zwei-Wochen-Takt folgen dann die wichtigen Super-World-Cups in Paris und Hamburg. Für diese Wettkämpfe ist die Bundespolizistin vom Bundestrainer nicht nur wegen des Titels auf jeden Fall gesetzt.