Ämari
Sichtkontakt zu russischen Piloten

Flieger des Taktischen Luftwaffengeschwaders 74 patrouillieren über dem Baltikum

27.11.2014 | Stand 02.12.2020, 21:56 Uhr

Winter auf dem Nato-Flugplatz Ämari in Estland: Zwei Eurofighter des Taktischen Luftwaffengeschwaders 74 starten. Weihnachten und Silvester feiern rund 100 Neuburger Soldaten in der Ferne. Bei Temperaturen um den Gefrierpunkt wird die Bereitschaft 24 Stunden am Tag geleistet. - Fotos: Luftwaffe/Jürgen Eise

Ämari/Neuburg (DK) Weihnachten und Silvester werden knapp 100 Neuburger Soldaten heuer fern von ihren Lieben in Estland feiern. Vom Flugplatz Ämari aus sichern die deutschen Flieger den Nato-Luftraum. Schon mehrfach mussten die Abfangjäger russische Maschinen identifizieren und begleiten.

Immer wieder sind in den vergangenen Monaten russische Kampfflugzeuge im internationalen Luftraum über der Ostsee den Nato-Grenzen so nah gekommen, dass deutsche Eurofighter aufgestiegen sind. „In solchen Fällen werden unsere Flugzeuge beauftragt, dort mitzufliegen“, erklärt Hauptmann André Hesse, ein Sprecher der Luftwaffe. Wie oft genau? Diese Zahl will Hesse nicht nennen, nur: „Mehr als zehnmal.“ Die deutschen Piloten identifizieren in solchen Fällen die Flugzeugtypen, fotografieren die Maschinen, schreiben sich die Nummern auf. „Alles läuft routiniert ab“, sagt Hesse. „Da war nichts dabei, wo man von einer gefährlichen Situation sprechen könnte.“

Erst kürzlich kritisierte der Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg bei einem Besuch der deutschen Soldaten in Ämari das Verhalten der Russen. „Dieses Vorgehen ist riskant und ungerechtfertigt, daher bleibt die Nato wachsam“, sagte Stoltenberg. Kampfflugzeuge der Nato sind nach Angaben der Allianz in diesem Jahr bereits 400-mal aufgestiegen, weil die russische Luftwaffe ihre Aktivitäten im Luftraum rund um Europa verstärkt habe.

Abseits der großen Politik ist der Alltag der Neuburger Soldaten auf dem erweiterten und modernisierten früheren sowjetischen Militärstützpunkt von viel Arbeit geprägt. „Wir befinden uns im vierten von fünf Kontingenten“, erklärt der derzeitige Kommodore, Oberstleutnant Holger Neumann. Kontingentführer vor Ort ist derzeit Oberstleutnant Gordon Schnitger. Unfälle habe es bisher glücklicherweise keine gegeben. Alles verlaufe nach Plan. In der ersten Januarwoche soll die Übergabe an die spanische Luftwaffe stattfinden, die den Flugplatz dann übernimmt – und von Ämari aus weiterhin den Luftraum sichert.

Die Verlegung der Nato-Abfangjäger ist eine Erweiterung der bereits seit 2004 in den baltischen Ländern bestehenden Luftraumüberwachung und zugleich Teil der von der Nato beschlossenen „Reassurance-Maßnahmen“ in Reaktion auf die Ukraine-Krise.