Schrobenhausen (SZ) Menschen zu finden, die sich zutrauen, menschliche Probleme zu meistern, ist das Ziel eines jährlichen Qualifizierungskurses.
An acht Abenden kommen alle Themenbereiche einer rechtlichen Betreuung zur Sprache.
Es ist Donnerstagmorgen in einem kleinen Dorf bei Burgheim. Gisela J. trägt einen Aktenordner aus dem Haus und verstaut ihn auf der Rückbank ihres Autos. Sie ist auf dem Weg zur Bank. Ihr Ehrenamt: Im Auftrag des Gerichts und der Betreuungsbehörde beim Landratsamt unterstützt sie mittlerweile drei Menschen bei ihren finanziellen, gesundheitlichen und behördlichen Angelegenheiten, weil diese es selbst nicht mehr können. Sie verhandelt mit Banken und Versicherungsträgern, sie erhält Einblick in medizinische Unterlagen, befürwortet zusammen mit den Betreuten Operationen und Therapien oder lehnt sie im Auftrag der Betreuten ab. Sie öffnet die Post und hat Zugang zu den Räumlichkeiten. Ihre Arbeit verlangt Einfühlungsvermögen und Fingerspitzengefühl. Denn manches, was zu tun ist, wird von den betroffenen Menschen nicht immer richtig verstanden oder misstrauisch abgelehnt. Damit muss sie umgehen können und sich durch regelmäßige Kontakte Vertrauen erwerben. Häufig ist bei Beginn einer Betreuung schon vieles aus dem Ruder gelaufen: Das Geld ist weg, Schulden haben sich angesammelt, die Wohnung ist in schlechtem Zustand.
Für Gisela J. ist das alles kein Problem. Sie hat Spaß an dieser Arbeit und gewinnt mit jeder Aufgabe neue Lebenserfahrung. Ämter- und Behördenangelegenheiten hat sie bei der Sorge für eine entfernte Angehörige schon einmal übernommen und so gut gemeistert, dass sie ihre Kenntnisse auch für andere Menschen einsetzen wollte. Ihre Beweggründe drückt sie schlicht und einfach aus: "Willst du glücklich sein im Leben, trage bei zu anderer Glück. Denn die Freude, die wir geben, kehrt ins eigene Herz zurück. "
1120 Menschen im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen sind vom Schicksal heimgesucht durch geistige Behinderungen, chronisch psychische-, Alters- und schwere Suchterkrankungen. Zwei Drittel der Betroffenen werden von ihren Angehörigen auch rechtlich betreut, denn umfangreiche Hilfen sind nötig, um Vereinsamung und Verelendung zu verhindern. Auch Menschen mit schweren körperlichen Behinderungen können manchmal nicht mehr die körperliche Kraft aufbringen, um ihre persönlichen Angelegenheiten zu erledigen und wünschen sich Unterstützung in diesem Bereich. Nicht alle betroffenen Menschen haben Angehörige, die sich um sie kümmern und ihrer annehmen können.
Der Betreuungsverein des Caritasverbandes Neuburg-Schrobenhausen arbeitet mit dem Sachgebiet Senioren und Betreuung beim Landratsamt und dem Betreuungsgericht eng zusammen, um ehrenamtliche Betreuer für den Landkreis aus- und fortzubilden. Denn das Betreuungsgesetz sieht die Rolle des Betreuers in erster Linie als Ehrenamt vor. Berufliche Betreuung kommt erst dann in Frage, wenn die Umstände es gebieten.
Mehr als 50 ehrenamtliche Betreuer sind mittlerweile im Landkreis tätig und mit ihrer Wahl zum Ehrenamt sehr zufrieden.
Angeboten wird der Qualifizierungskurs vom Betreuungsverein beim Caritasverband Neuburg-Schrobenhausen zusammen mit dem Sachgebiet "Senioren und Betreuung" beim Landratsamt. Das Projekt wird aus Mitteln des bayerischen Staatsministeriums für Arbeit und Soziales, Familie und Integration gefördert.
Anmeldung über die Volkshochschulen Neuburg und Schrobenhausen. Weitere Informationen über info@caritas-schrobenhausen. de; oder über Caritas Betreuungsverein Telefon (08252) 8871-11.
