München
Sibler: Bayern gut vorbereitet

09.04.2020 | Stand 02.12.2020, 11:34 Uhr
Bernd Sibler (CSU), Staatsminister für Wissenschaft und Kunst. −Foto: Peter Kneffel/dpa-pool/dpa/Archivbild

Der Umgang mit der Corona-Pandemie wird kein Sprint, sondern ein Marathon - da sind sich inzwischen alle einig. Dennoch gibt es auch Lichtblicke.

Wissenschaftsminister Bernd Sibler (CSU) sieht in der Corona-Krise auch hoffnungsvolle Signale. Allein am LMU Klinikum München seien alle 36 Patienten, die im ersten Monat zwischen dem 4. März und 6. April intensivmedizinisch behandelt wurden, gerettet worden, sagte Sibler am Donnerstag. Das setze „zu Ostern ein kleines Zeichen der Hoffnung“, sagte Sibler. „Es kann ein Stück Zuversicht heute ausgesendet werden.“

Bayern sei gerüstet für die Corona-Pandemie, sagte der Minister. Das Gesundheitssystem sei sehr gut vorbereitet. Bilder wie in Italien, Spanien oder Frankreich seien den Menschen hierzulande erspart geblieben.

Gleichwohl sprach Sibler von einer „sehr, sehr ernsten Lage“: „Natürlich sind wir weiter in einer wichtigen Bewährungsprobe für die Gesellschaft, für die Wirtschaft und für das Gesundheitssystem.“ An den sechs Unikliniken Bayerns sei die Zahl der Intensivbetten von 600 auf 1000 erhöht worden, ein Ausbau auf 1200 Betten sei möglich. Rund 450 Betten würden für Covid-19-Patienten frei gehalten, darunter 100 Intensivbetten. „Wir haben also hier in Bayern noch Möglichkeiten, bei einer Erhöhung der Zahlen flexibel und gut reagieren zu können.“ Derzeit würden knapp 300 Corona-Patienten in den Unikliniken betreut.

Die Ansteckungszahlen hätten dank der strikten Maßnahmen deutlich reduziert werden können, sagte der Ärztliche Direktor am LMU-Klinikum München und Vorsitzende der Universitätsmedizin Bayern, Karl-Walter Jauch. Habe ein Erkrankter zuvor fünf oder sechs Menschen angesteckt, so liege die Zahl nun bei einem neu Infizierten oder für München sogar leicht darunter. „Wir müssen uns aber im Klaren sein: Diese Pandemie wir uns die nächsten Monate, die nächsten zwei, drei Jahre beschäftigen.“ Es gelte herauszufinden, wie der Weg zwischen strikten Maßnahmen und einer Lockerung auf längere Frist aussehen könne. Hierzu solle es in Kürze Vorschläge geben.

Sibler und Jauch wiesen die Kritik von Weltärztepräsident Frank Ulrich Montgomery am Vorgehen von Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) in der Krise zurück. Montgomery habe - so glaube er - hier eine „klare Fehleinschätzung bezüglich Bayern“ gehabt, sagte Jauch. Sibler sagte: „Die Maßnahmen, die der Freistaat Bayern seit Beginn der Krise getroffen hat, sind richtig und wichtig.“

Montgomery hatte Söder im „Münchner Merkur“ vorgeworfen, die Politik „der harten Hand“ führe nicht zum Erfolg. Der Freistaat stehe bundesweit bei den Infektionszahlen am schlechtesten da, habe die höchste Sterbequote und die niedrigste Verdopplungszeit.

In Bayern hatte sich die Lungenkrankheit Covid-19 besonders stark ausgebreitet. Nicht zuletzt war das Sars-CoV-2-Virus von Skiurlaubern aus Südtirol und Österreich verstärkt nach Bayern gebracht worden.

Insgesamt sehe es bei den schwer erkrankten und im Schnitt neun Tage lang beatmeten Patienten danach aus, dass sie sich vollständig erholen werden, sagte der Direktor der Klinik für Anästhesiologie am LMU Klinikum München, Bernhard Zwißler. Allerdings fehlten Erfahrungen zu Langzeitfolgen. 89 Prozent der Intensivpatienten am LMU Klinikum seien Männer gewesen, 11 Prozent Frauen. Keineswegs seien es nur sehr alte Menschen gewesen: Das mittlere Alter lag bei 62 Jahren, der jüngste war 41 Jahre alt.

dpa