Eichstätt
"Showtime" statt "Megxit"

Eichstätter Faschingsgesellschaft startet mit rauschender Ballnacht in Jubiläumssaison

12.01.2020 | Stand 23.09.2023, 10:03 Uhr
Der Fasching ist eröffnet: Prinzenpaar und Garde präsentierten eine souveräne und gut abgestimmte Show im Alten Stadttheater. −Foto: Zengerle

Eichstätt - Mit einer gelungenen Show und einer stimmungsvollen Ballnacht ist die Faschingsgesellschaft Eichstätt (FGE) in eine besondere Ballsaison gestartet: Denn in diesem Jahr feiert die FGE ihr 70-jähriges Bestehen.

Die "fünfte Jahreszeit" wird daher zu einer siebenwöchigen Zeitreise durch sieben Jahrzehnte Eichstätter Fasching. Beim Eröffnungsball am vergangenen Samstag hieß das Motto wie schon seit 1950 - diesmal nun auch offiziell und völlig zu Recht: "Showtime! "

Unter diesem Schlagwort präsentiert die Eichstätter Institution 70 Jahre nach der Premierensaison im Jahr 1950 eine gewohnt souveräne und gut abgestimmte Show mit einigen Spezialeffekten: Die tänzerische Zeitreise des Showprogramms beginnt in diesem Jahr mit einer Art illuminiertem Traumfänger und beinahe pathetischen Gedanken und einem symbolischen Griff nach den Sternen durch Prinz Jonas I. (Dorsch) und Prinzessin Nina I. (Fuchs), die sich zuvor beim eleganten Prinzenwalzer bereits einen lautstarken Applaus für einen ebenso charmanten wie eleganten Auftritt verdient hatten.

Zu Beginn hatte der Eichstätter Fanfarenzug traditionell die Ballsaison gewohnt lautstark eingespielt und angetrommelt - unter anderem mit dem neu arrangierten Stück "Bolero", einem Percussion-Solo und mit einem Geburtstagsständchen zum 30. Geburtstag für eine ihnen verbundene Ballbesucherin, wie Michael Obele verriet, der die "Fanfarer" seit dieser Saison gemeinsam mit Christian Heckl führt.

Gerade in Zeiten des digitalen Wandels gelte es, Traditionen zu bewahren und die Jugend mitzunehmen, sagte der neue FGE-Präsident Giulio Frey in seiner Ansprache im voll besetzten Festsaal des Alten Stadttheaters - dem "Saal der 1000 Lichter", wie der ebenfalls neue und gut aufgelegte Hofmarschall Josef Rudingsdorfer ihn bezeichnete. Tatsächlich hat die FGE es in all den Jahren immer wieder geschafft, attraktiv zu bleiben und immer wieder junge Leute zu begeistern, sehr viel Freizeit in die Bereicherung des hiesigen Faschings zu stecken.

Oberbürgermeister Andreas Steppberger gratulierte daher nicht nur zum runden Geburtstag, sondern dankte der FGE auch für ihr Engagement. Fasching sei schließlich so etwas wie "Nahrung für die Seele", und für die FGE gelte der bekannte Grundsatz: "Je oller, desto doller". Anschließend übergab er traditionell symbolisch den Rathausschlüssel an die Faschingsregenten. Den dürften sie gerne auch bis in den April hinein behalten. Dann brauche er gar nicht mehr ins Rathaus zu kommen, so das scheidende Stadtoberhaupt mit Blick auf die anstehende OB-Wahl im März.

Für den Wahlkampf hatte das Prinzenpaar in seiner Rede auch einige Ideen parat: Um das Ganze ein wenig moderner und interessanter zu gestalten, könne man auch eine Casting-Show ausrichten, um die Suche nach der "Supernanny für Stadtrat und Verwaltung" actionreicher und spannender zu machen. "Die Höhle der Löwen" oder "Das Supertalent" seien passende Titel - schließlich bringe man im Stadtrat ohne außerirdische Kräfte ohnehin nichts voran. Für die Jury käme unter anderem Bischof Gregor Maria Hanke in Frage. Aber der habe ähnliche Probleme wie die Stadt Eichstätt: Beste Adressen wie Maria Ward stünden leer, in seinem Haus gingen ständig externe Gutachter ein und aus, die Kassenlage werde immer klammer, "und auch in der Kirche tragen glücklose Entscheider schwarz" wie "Manni der Stadtbaumeister" Janner, so die beiden Eichstätter Royals, die in ihrer langen und launigen Rede kein Blatt vor den Mund nahmen.

Die Rede sei ja vielleicht ein wenig lang, so die Eichstätter "Royals", aber das Publikum dürfe ohnehin keinen Druck aufbauen, schließlich müsse man heutzutage mit seinem royalen Nachwuchs rücksichtsvoll umgehen, sonst drohe auch in Eichstätt ein "Megxit" wie beim britischen Königshaus. Nicht nur auf der Bühne zeigte sich das Prinzenpaar bestens abgestimmt und aufgelegt, sondern auch beim anschließenden Prinzenwalzer. Nach einer ersten Tanzrunde mit der Band Mañana überreichten Prinz Jonas I. und Prinzessin Nina I. auf der Bühne die in der Saison neu gestalteten FGE-Orden an ihre Eltern Klaus und Friederike Dorsch und Hans-Jürgen Fuchs.

Dann folgte der bunte und vielseitige Showteil der Garde, der im Stile des Films "The Greatest Showman" mit Hugh Jackman eine von Cheftrainerin Steffi Graf und ihrem Team gekonnt durchchoreographierte Show mit tollen Kostümen, vielen kreativen Ideen und optischen Hinguckern bot. Im dunklen Saal hell leuchtend drehten sich zur Musik des Filmmusikklassikers "Singin' in the Rain" wie damals im gleichnamigen Film bei Gene Kelly die Regenschirme. Der Film erschien 1952 und ist damit fast genauso alt wie die FGE. Mit "Umbrella" von Rihanna war man dann schnell wieder in der Gegenwart, und so spannte die gesamte Show mit Swing-Nummern und passender Hut-Choreografie oder Pop-Klassikern wie "I will survive" und "The Show must go on" musikalisch einen Bogen über sieben Jahrzehnte und wurde damit auch zu einer kleinen Zeitreise durch sieben Jahrzehnte Eichstätter Fasching. Die große Geburtstagsfeier zum 70-Jährigen steigt dann erst am kommenden Samstag beim Ball, bei dem gemeinsam mit Prinzenpaaren aus sieben Jahrzehnten angestoßen und getanzt wird. Der Auftakt in die Jubiläumssaison aber ist mit dem stimmungsvollen Eröffnungsball gelungen, bei dem auf der Tanzfläche und zur DJ-Musik in der Bar bis spät in die Nacht getanzt wurde. Es war der erste von fünf eigenen Bällen der FGE in dieser Jubiläumssaison - eine rekordverdächtige Zahl, die belegt, dass Fasching und FGE auch nach 70 Jahren noch jung geblieben sind. So viel sich seit dem Start der FGE 1950 geändert hat und auch in Zukunft weiter ändern mag - eines bleibt sicher bis weit über die sieben Wochen Jubiläumsfasching bis zum Faschingsdienstag am 25. Februar erhalten: der Schlachtruf, das dreifach donnernde "Tschingbumm Trara".

EK

Stephan Zengerle