Neuburg
Shakespeare in der Turnhalle

Theatergruppe der FOS/BOS präsentiert eine moderne und gelungene Aufführung

27.01.2020 | Stand 02.12.2020, 12:06 Uhr
Shakespeare im Schultheater: Die Zofen (oben) beraten die Schwestern in Liebesdingen (Bild l.). Katharina (Celina Reiter) und Petrucio (Aaron Altenbuchner) streiten ums Essen (r.). −Foto: T. Büchl

Neuburg - "Der Widerspenstigen Zähmung" - es eine der bekanntesten Komödien von William Shakespeare und ein hochaktuelles Theaterstück.

Doch wie bringt man einen solchen Klassiker mit seiner sperrigen Sprache und dem veralteten Frauenbild auf die Bühne? Die Theatergruppe der Fach- und Berufsoberschule in Neuburg hat sich eben dieser Herausforderung angenommen und dafür eine radikal gekürzte Bearbeitung von Peter Haus verwendet.

Hierzu führten sie die Figur der Erzählerin (Orgesa Bllaca) ein, die das Geschehen kommentiert, erklärt und auch in die Handlung eingreift. Mit ordentlich Pepp unterbricht sie den Dialog, schickt Figuren lautstark von der Bühne und vertauscht auch einfach mal die Männer- und Frauenrollen.

Die zentrale Handlung des Stücks, das am 17. Januar in der Schulturnhalle Premiere feierte, ist weitläufig bekannt: Zwei Schwestern, die unterschiedlicher nicht sein könnten, sollen verheiratet werden. Um die jüngere Bianca (Jana Schweizer), die brav, demütig und bescheiden ist, reißen sich die Männer (u. a. Jakob Licht und Lisa Zollner). Nur darf diese laut ihrer strengen Mutter (Lea Fischhaber) erst heiraten, wenn ihre ältere, eigensinnige Schwester Katharina (Celina Reiter) einen Mann gefunden hat. Und schon werden Pläne geschmiedet, wie die "Widerspenstige" unter die Haube zu bringen ist. Für die zahlreichen Zuschauer unterhaltsam und kurzweilig wurde der Theaterabend durch die außerordentliche Spielfreude der Schülerinnen und Schüler, die sich auf der Bühne anschmachten, anschreien und gegenseitig angreifen, um die Dame oder den Herren ihres Herzens für sich zu gewinnen. Für Lacher sorgten auch immer wieder die quirligen Zofen (Ecem Acat, Anna Geier und Rebecca Seeger), die - ganz in Shakespeares Stil - vom Bühnenrand aus das Verhalten ihrer Herrinnen kommentierten oder auch mal Popcorn essend zuschauten, wie Bianca ihrem Traummann Lucentio (Milan Fries) näher kommt.

Musikalisch untermalt wurde diese zentrale Liebesszene am Klavier von Titus Schwesinger, einem Schüler der 13. Klasse, der "Can't help falling in love" von Elvis live zum Besten gab.

Und am Ende? Katharina wendet sich gegen alle Vorgaben und geht ihren eigenen Weg. Es bleibt offen, ob die Beziehung mit ihrem Zähmer Petruchio (Aaron Altenbuchner) Bestand haben wird. So bleibt es dem Publikum selbst überlassen, zu entscheiden, ob die klassischen Rollenbilder von Mann und Frau auch heute noch von Bedeutung sind.

Besonders herauszustellen ist, dass die Schüler neben ihrem schauspielerischen Engagement auch eine wissenschaftliche Abschlussarbeit über das Stück und die Inszenierung verfassen mussten. So entwarf eine Schülerin beispielsweise das Bühnenbild, während ein anderer Schüler ein Musik- und Lichtkonzept gestaltete. Beide Aufgaben wurden im Rahmen des Seminarfachs "Vertiefende Aspekte der Theaterpraxis" von Studienrätin Tanja Büchl begleitet.

SZ