Sesam-öffne-Dich in den Kasematten

05.06.2008 | Stand 03.12.2020, 5:51 Uhr

Mitten in Ingolstadt: Die Kasematten der Fronte Pappenheim sind ein Traum aus Architektur und Licht. - Foto: Esch

Ingolstadt (DK) Im Rahmen der Architekturwoche öffnete Eberhard Fielitz seinen "Showroom" in der Fronte Pappenheim. Als einer der wenigen privaten Mieter der Ingolstädter Festungsbauten nutzt seine Firma für Leichtbauelemente die ehemalige Verteidigungsanlage als hochkarätige "Materialwerkstatt".

Ein 200 Jahre alter Schlüssel, ellenbogenlang, prunkt in der Hand des Hausherrn: Ein Sesam-öffne-dich ins Reich der Kasematten, die sonst gemeinem Volk verschlossen sind. Eberhard Fielitz verteidigt die 200 Meter lange Kasemattengalerie neben der Friedhofstraße auch prompt so streng, wie es ihrer ursprünglichen Bestimmung als Kanonengang gebührt. Nur zehn Gäste waren durch Anmeldung zur Führung zugelassen, kleine Krise, als es stattdessen 13 waren.

Öffentlich zugänglich für jedermann dagegen ist die Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät gleich hinter dem gegenüberliegenden Kavalier Zweibrücken. Sie wurde anschließend, unter der Leitung des Diözesanbaumeisters Karl Frey, ebenfalls zum Ort geführter Architekturbetrachtung; wie auch das benachbarte Hepp, das die Leiterin des Stadtmuseums, Beatrix Schönewald, erläuterte.

Ein abwechslungsreiches Programm also bot dieser dritte Tag der Ingolstädter Veranstaltungsreihe. Mit den neuesten technischen Materialien in der alten Fronte einerseits: Einen luziden, modernen Ausstellungsraum für internationale Kunden, die architektonische Renommierprojekte weltweit realisieren, hat die Firma Fielitz in dreijähriger sensibler Restaurierungsarbeit geschaffen.

Wo Schießscharten, Abzuglöcher für Pulverrauch und enge, schmale Fluchtgänge in den über 50 Gewölbetonnen der Galerie von der Historie künden, sind gleichzeitig innovative Leichtmetallproben, Beleuchtungssysteme, farbig strahlendes Glas der Firma und ihrer Kooperationspartner im Stil einer Kunstausstellung arrangiert. "Wie im Museum für Konkrete Kunst", hieß es da immer wieder aus dem technisch interessierten Publikum.

Den Einsatz moderner Baumaterialien, von Glas und Metall, konnten dann weitaus mehr Führungsgäste real am Beispiel "Fakultät" erleben. Zuerst aber gab es von Diözesanbaumeister Frey, der den 1995 vom Fürther Architektenteam Heid/Stößlein realisierten ersten Bauabschnitt des Neubaus zum Altbestand der "Steyler" vorstellte, noch mahnende Worte über den Umgang mit Architektur in historischem Umfeld. Auch und besonders "Zweckbauten" betreffend: "Es wäre wünschenswert, dass die Qualität, die in historischen Zweckbauten realisiert ist, re-aktiviert wird", so Frey. Mit der Besichtigung der ehemaligen neugotischen Kirche des Steyler-Baus, nun zu einer hochmodernen Universitätsbücherei umgewidmet, und der Erläuterung des aufgeständerten Nord-Süd-Riegels der "neuen" Universität, zeigte er eindrucksvoll, was darunter zu verstehen sei. Im strömenden Regen danach der Wechsel ins "Hepp" als einen Festungsbau der ganz besonderen Art: Beweis für die wiedergewonnene Wertschätzung des historischen Militärbestands ist das Kavalier, das als erstes restauriert und einer öffentlichen Nutzung als Stadtmuseum zugeführt wurde.