Marienstein
Servus, Kinderdorf

Bernardin Porstner, Leiter der Caritas-Einrichtung am Blumenberg, geht im September in Ruhestand

12.06.2015 | Stand 02.12.2020, 21:12 Uhr

Bernardin Porstner. Der Leiter des Mariensteiner Kinderdorfs geht Ende September in Ruhestand. Das Foto zeigt ihn mit seiner Vorgängerin Schwester Esther - Foto: hr

Marienstein (EK) Nein, den baldigen Rentner sieht man ihm nicht an. Doch bald ist für ihn Schluss. Bernardin Porstner (65) geht Ende September in Ruhestand.

Der Leiter des Kinderdorfs Marienstein verlässt seine Schützlinge – wird den Kontakt aber auch weiterhin halten. Mitte Mai hat er seinen 65. Geburtstag gefeiert. Doch von Müdigkeit oder gar Überdruss ist bei Bernardin Porstner nichts zu spüren. Das mag daran liegen, dass der Diplom-Psychologe schon immer gewusst hat, dass Sport (in angemessenem Umfang) jung hält. Das mag aber auch an seiner Arbeit liegen: der Hinwendung und Betreuung von Kindern und Jugendlichen.

„Ich mag Kinder einfach“, sagt er. Das sei immer schon so gewesen. Und wenn man mit Bernardin Porstner, der selbst drei Kinder im inzwischen erwachsenen Alter hat, über das weitläufige Gelände der Caritas-Einrichtung auf dem Blumenberg bei Marienstein geht, dann ist der Kontakt zwischen ihm und seinen Schützlingen allgegenwärtig. Immer wieder wird er angesprochen, muss kleine Streits schlichten oder sich mit der ein oder anderen Klage befassen. Stets lächelt Porstner und stets hat er ein beruhigendes und schlichtendes Wort parat.

Der gelernte Schlosser, der vom Niederrhein stammt und 1982 mehr „aus Zufall“ denn aus Plan über eine Bewerbung in die Caritas-Einrichtung auf den Blumenberg gekommen ist, hat sowohl sein handwerkliches Geschick als auch seine Liebe zu Kindern immer beibehalten. Das eine wird benötigt, um beispielsweise ein Fahrrad zu reparieren, die andere, um die Arbeit überhaupt über Jahre hinweg machen zu können.

Dass er hier „hängen geblieben“ ist, wie er sagt, schreibt Porstner auch den motivierten Kollegen sowie der damaligen Leiterin des Kinderdorfs, Schwester Esther Mayr vom Orden der Franziskanerinnen von Maria Stern, zu. „Da hat einfach alles gepasst“, sagt er. Er, damals stellvertretender Leiter, hat 2005 die Aufgabe von Schwester Esther übernommen. Und bis zuletzt hat er seine Führungsrolle immer auf gegenseitigem Vertrauen aufgebaut.

Den Mitarbeitern einen Vertrauensvorschuss geben, ihnen Verantwortung übertragen und sie so zugleich in Verantwortung zu nehmen, führe zu einer engen Bindung an die Arbeit und die Einrichtung, sagt er. „Die Beziehung sowohl unter den Mitarbeitern als auch zu den Kindern und Jugendlichen ist die Basis für alles Gelingen.“

Für etwa 150 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter (inklusive Verwaltung) und etwa 130 Kinder und Jugendliche auf dem Blumenberg trägt Porstner seit zehn Jahren Verantwortung. Die Zahl ist auch der intensiven Betreuung geschuldet. So sind in den intensivpädagogischen Wohngruppen sechs Betreuer für sechs Kinder zuständig, in den heilpädagogischen Gruppen 4,5 Mitarbeiter für neun Kinder. Doch Porstner ist überzeugt: „Jeder Euro in eine Einrichtung wie das Caritas-Kinderdorf investiert, spart dem Staat letztlich und über Jahre hinweg drei Euro.“

Die Arbeit werde nicht leichter, die Zahl der zerrütteten Familienverhältnisse, der überforderten Eltern, nehme zu. Porstner: „Es ist unvorstellbar, was an zwischenmenschlichen Beziehungen alles falsch laufen kann.“ Dennoch, und darauf legt er Wert, liege bei 99 Prozent der betreuten Kinder und Jugendlichen das Sorgerecht bei den Eltern. Da sei es gut, dass die Kirche Verantwortung übernehme – mit einer Einrichtung wie dem Kinderdorf. „Wenn die Caritas nicht Träger unserer Einrichtung wäre, würde für uns etwas Wesentliches verloren gehen,“ sagt er: „Das christliche Menschbild ist die Basis unserer Arbeit.“

Wenn er sich jetzt nach fast 30 Jahren nach und nach zurückzieht und Ende September in den Ruhestand tritt, dann werden ihm die „jungen Menschen und die Mitarbeiter fehlen“. Aber ganz Abschied nehmen wird er wohl nicht. „Irgendwie werde ich dem Kinderdorf verbunden bleiben“, sagt Porstner.