Serie von Schockanrufen in Niederbayern setzt sich fort

24.11.2012 | Stand 03.12.2020, 0:47 Uhr

Dingolfing/Landshut/Straubing (dk) Die Serie von bayernweiten Schockanrufen hat sich am Wochenende in Niederbayern fortgesetzt. Alleine am Freitag und Samstag wurden bei den Kriminalpolizeidienststellen fünf Fälle aufgenommen.

Der markanteste Fall ereignete sich in Dingolfing: Ein unbekannter Mann hatte sich am Freitagnachmittag bei einer 70-jährigen Frau mit osteuropäischer Abstammung gemeldet und gab sich als Rechtsanwalt aus. Der Anrufer teilte mit, dass der Sohn der Angerufenen einen Unfall verursacht habe, wodurch eine andere Person verletzt wurde und der Vater des Verletzten jetzt eine größere Summe Schmerzensgeld verlange. Die Frau gab an, mehrere tausend Euro zu Hause zu haben. Daraufhin sagte der Anrufer, dass er sofort einen Boten vorbeischicken wolle, der das Geld abholen würde. Diesem übergab die Frau dann wenig später tatsächlich mehrere tausend Euro. Der Anrufer blieb inzwischen in der Leitung und entlockte der Frau dann nochmals 1500 Euro, die sie auch noch zu Hause hatte und dann dem nochmals vorbeikommenden Abholer übergab. Letztlich verlor die Frau fast 5.000 Euro.

Ähnliche Fälle ereigneten sich auch an anderen Orten in Niederbayern. Am Freitagvormittag hatte eine Tochter ihren 61-jährigen Vater vor einem Anruf dieser Art gewarnt, so dass dieser nicht darauf einging. Bei einem weiteren Fall, ebenfalls am Freitag in Landshut, erkannte der angerufene 72-jährige Mann – ebenfalls mit osteuropäischer Abstammung – die Betrugsabsicht, da er keinen Sohn hatte, auf den sich der betrügerische Anrufer bezog.

In Straubing meldete sich am Samstagvormittag ein Anrufer bei einer 57-jährigen Frau und gab an, dass ihr Sohn bei einem Verkehrsunfall ein kleines Mädchen verletzt habe. Zur Vermeidung einer Anzeige müssten deshalb 15.000 Euro bezahlt werden. Glücklicherweise kam es auch in diesem Fall zu keiner Geldübergabe. In einem weiteren Fall in Straubing gab sich der Anrufer als Anwalt aus und teilte mit, dass der Bruder schwer verunglückt sei.

In allen Fällen ermitteln derzeit die niederbayerischen Kriminaldienststellen. Die Masche der sogenannten Schockanrufe ist inzwischen in ganz Bayern mit einer Vielzahl von Fällen bekannt. Das Polizeipräsidium Niederbayern weist nochmals und eindringlich daraufhin, solche Anrufe mit höchster Vorsicht zu behandeln und auf die Herausgabe von Geld nicht einzugehen. Bei schweren Unglücksfällen werden Angehörige in der Regel immer persönlich durch die Polizei verständigt. Eine Herausgabe von Geldbeträgen nach einem Anruf sollte niemals durchgeführt werden, da die Identität und vor allem die Absichten des Anrufers per Telefongespräch nicht verifiziert werden können.

Vor allem ältere Menschen und Menschen mit osteuropäischer Abstammung sind derzeit Ziel dieser betrügerischen Schockanrufe. Hier ruft die Polizei auch zu nachbarschaftlicher Solidarität auf. Man sollte seine Mitmenschen aufklären, wenn sich dazu die Gelegenheit ergibt. Sollten im Rahmen eines solchen Betrugsversuches irgendwelche Personen auftreten, bittet die Polizei darum, schnellst möglich und gleichzeitig möglichst unauffällig per Notruf 110 die polizeilichen Einsatzkräfte zu alarmieren.