Sensation knapp verpasst: VfB Eichstätt unterliegt gegen die Löwen 1:2

03.10.2017 | Stand 02.12.2020, 17:24 Uhr
Spiel am 14. Spieltag in der Saison 2017-2018 in der Regionalliga Bayern zwischen dem VfB Eichstätt und dem TSV 1860 München am 03.10.2017 in Eichstätt. Foto: Daniel WORSCH −Foto: Daniel Worsch

Eichstätt (DK) Der VfB Eichstätt hat gegen den TSV 1860 München eine Sensation knapp verpasst. Die Löwen konnten nur mit viel Mühe ihren zehnten Saisonsieg feiern. Markus Ziereis und Nico Kager drehten die Partie im zweiten Spielabschnitt, nachdem Fabian Schäll den VfB mit 1:0 in Führung geschossen hatte.

Eine knappe Stunde lang schnupperte der VfB Eichstätt an der Sensation und führte gegen den Spitzenreiter TSV 1860 München nach einem Treffer von Fabian Schäll mit 1:0. Doch nach dem Seitenwechsel bissen die im ersten Durchgang noch zahmen Löwen zweimal zu: Markus Ziereis (62.) und Nico Karger (72.) drehten die Partie.

Laut sei es in der Kabine bei der Halbzeitansprache geworden, berichtete Siegtorschütze Karger nach der Partie. Trainer Daniel Bierofka war nämlich mit dem Auftritt seiner Elf im mit 2 830 Zuschauern restlos ausverkauften Liqui Moly-Stadion alles andere als zufrieden. „Ich habe in der Pause gesagt, dass es so nicht weitergeht. Unsere Viererkette stand zu tief und die Abstände waren zu groß“, ließ der 38-Jährige später wissen. Und Karger verriet: „Wir haben uns gegenseitig motiviert. Wir wollten das Spiel unbedingt gewinnen und deshalb würde ich jetzt auch von einem Sieg der Moral sprechen.“

Der VfB Eichstätt legte im „Spiel der Spiele“ einen Traumstart hin. Fabian Schäll (4.) beförderte eine von Jonas Fries flach getretene Ecke aus elf Meter ins Tor zum 1:0. Die Löwen und ihre zahlreichen Anhänger waren geschockt. Denn Gegentreffer sind sie fast nicht gewohnt; Torwart Marco Hiller musste die Kugel in den sieben Partien davor nur einmal aus dem Netz holen. Und jetzt führte plötzlich der Außenseiter aus der Domstadt. Mit der Führung und der Euphorie im Rücken waren die Schützlinge von Trainer Markus Mattes auch in der Folgezeit sehr präsent auf dem Platz, während die „Sechzger“ schläfrig wirkten.

Der VfB suchte sein Heil gegen die spielstarken Münchener in der Offensive, ging auf die zweiten Bälle drauf und hielt mit aggressivem Zweikampfverhalten voll dagegen. Ein Treffer von Lucas Schraufstetter (9.) wurde wegen einer Abseitsstel-lung nicht anerkannt, Yomi Scintu (18.) und Fabian Eberle (27.) hatten Chancen auf den zweiten Treffer, scheiterten aber jeweils am stark reagierenden Hiller. Einschussmöglichkeiten der Gäste waren bis dato Mangelware. Deshalb sagte Mattes nach dem Schlusspfiff: „Wir haben eine hervorragende erste Halbzeit gespielt, haben wenig zugelassen und hatten sogar die Möglichkeit, nach der Führung noch ein Tor draufzulegen.“ Kurz vor der Halbzeit sorgten die Löwen dann erstmals für Gefahr: Daniel Wein (40.) zielte aus 18 Meter am linken Pfosten vorbei und Markus Ziereis (45.) stand bei seinem Treffer im Abseits.

Ein „dreckiges Tor“, wie es Bierofka formulierte, verhalf dem TSV dann in der 62. Minute zum nicht unverdienten 1:1-Ausgleich, da er den zweiten Spielabschnitt kontrollierte. Nach einem weit in den Strafraum geschlagenen Freistoß herrschte Riesenchaos in der Eichstätter Abwehr und die Mannen um Kapitän Benjamin Schmidramsl brachten den Ball nicht aus der Gefahrenzone. Ziereis (62.) nutzte das Durcheinander und bugsierte die Kugel aus kurzer Distanz über die Linie. Die VfBler hatten sich auf eine Abwehrschlacht eingestellt und die wurde es nun auch. Zunächst verhinderte Jonas Herter mit einer tollen Parade bei einem Freistoß von Karger den Rückstand. In der 72. Minute wurde der VfB-Schlussmann außerhalb des Fünfmeterraumes hart vom bulligen TSV-Sturmführer Sascha Mölders angegangen und der Ball fiel Karger (72.) vor die Füße, der aus zehn Meter ins leere Tor zum 2:1 für die Löwen einschoss – die Partie war gedreht. Die aufopferungsvoll kämpfenden Eichstätter gaben sich nicht geschlagen, ein Treffer wollte trotz alledem nicht mehr gelingen.

„Ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal so deprimiert war. Wenn man so eine Leistung abliefert und trotzdem mit leeren Händen da steht, das muss man erst einmal verkraften. Ich bin wahnsinnig stolz auf meine Mannschaft“, bilanzierte Mattes und meinte: „Wir hätten einen Punkt verdient gehabt, aber die Qualität der Sechziger ist enorm." Und sein Gegenüber Bierofka sagte: „Auch wenn wir heute der Gewinner sind: Hochachtung und Gratulation an Eichstätt. Sie haben das gut gemacht. Ich bin sehr froh über die Punkte. Denn das sind genau die Spiele, die du gewinnen musst."


VfB Eichstätt: Herter – Wolfsteiner, Waffler, Schmidramsl, Graßl – Federl, Fries (85. Witasek), Schraufstetter (77. Paknin) – Schäll (77. Kügel), Scintu – Eberle.

TSV 1860 München: Hiller – Weeger, Berzel, Mauersberger, Steinhart – Wein, Köppel – Kindsvater (78. Koussou), Ziereis (84. Türk), Karger – Mölders (90. Bachschmid). Tor: 1:0 Benjamin Schmidramsl (4.), 1:1 Markus Ziereis (61.), 1:2 Nico Karger (71.).

Schiedsrichter: Potemkin (Friesen)

Zuschauer: 2830 (ausverkauft)  
 

Stimmen zum Spiel

Markus Mattes, Trainer VfB Eichstätt: “Ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal so deprimiert war. Wir haben eine super Leistung gezeigt und hätten mit 2:0 in Führung gehen müssen. Unter dem Strich waren wir nicht clever genug.”

Markus Ziereis, Torschütze TSV 1860 München: "Das war ein Sieg der Moral. Die Platzverhältnisse waren nicht einfach und das frühe Gegentor war schlecht. Aber wir haben den Hebel umgelegt. Mein Ausgleichstreffer war dann der Türöffner zum nicht unverdienten Sieg."