Pfaffenhofen
Senkrecht durch die Luft

Mit atemberaubenden Sprüngen eröffneten Kinder und Jugendliche den neuen Dirtpark am Kuglhof

13.10.2019 | Stand 25.10.2023, 10:26 Uhr
Spektakulär sind die Sprünge der BMXler bei der Einweihung des Dirtparks am Kuglhof. −Foto: Herchenbach

Pfaffenhofen (PK) Was für ein Spaß! "Toll! " "Echt super! " "So cool! " Weit über 100 BMX-Biker nicht nur aus dem gesamten Langanzen Region und sogar aus München waren mit ihren Rädern zum Kuglhof gekommen, um den neuen Dirtpark auszuprobieren, der am Samstag eröffnet wurde. Kein Wunder: Zwischen Ingolstadt und München gibt's, sagen alle Beteiligten, nichts Vergleichbares.

50 000 Euro hat die Stadt in die Hand genommen, um diese Funsport-Anlage zu realisieren, die Jonas Hirsch als Mitglied des Jugendparlaments vor über zwei Jahren angeregt hatte. "Das Jugendparlament", erklärte Bürgermeister Thomas Herker (SPD), der mit Stadträten und Jugendparlamentariern das Band zu Eröffnung durchschnitt, "ist für uns kein Feigenblatt. Die jungen Leute haben ein Mitspracherecht. " In Pfaffenhofen dürfen sie beim Stadtrat Anträge eingeben, was in anderen Städten längst nicht selbstverständlich ist. Diese Erfahrung hatte auch Jonas gemacht, der aus Baden-Württemberg zugezogen ist. "Als ich da einen Dirtpark vorschlug, hat das die Bürgermeisterin überhaupt nicht ernst genommen. "

Das ist in Pfaffenhofen anders. SPD-Stadtrat Adolf Lohwasser ist es wichtig, junge Leute für die Politik zu begeistern. Mit Erfolg: Zwei Jugendparlamentarier, Manuel Hummler, 21, und Maria Cabras, 18, lassen sich für die SPD auf die Stadtrats-Kandidatenlisten setzen. CSU-Fraktionssprecher Martin Rohrmann sieht das genauso: "Es hat etwas mit Demokratie-Verständnis zu tun, sich hinter die Interessen Jugendlicher zu stellen. " Da müsse man als Stadtrat den Jugendlichen vertrauen und die Erwachsenenbrille absetzen. Der Antrag war vom Rat über alle Fraktionen hinweg einstimmig abgenommen worden.

Immerhin investierte die Stadt in eine Anlage, für die viele Kinder und Jugendliche erst noch gewonnen werden müssen. Denn so groß ist die BMX-Szene in Pfaffenhofen noch nicht. Die Kids auf den heißen Reifen hatten bisher nur die Möglichkeit, in der Senke im Stadtwald oberhalb der Anton-Schranz-Straße ihre Geschicklichkeit auszuprobieren. Für Spaziergänger nicht ganz ungefährlich, wenn plötzlich ein BMXler aus der Vertiefung auf den Weg geschossen kommt. Und deshalb freute sich Herker, einen "weiteren Mosaikstein im Freizeitangebot der Stadt einweihen zu können".

Man musste am Eröffnungsnachmittag als Zuschauer nicht wissen, was ein Frontflip, ein Barspin oder ein Onehander ist - es reichte, zu staunen, was Jugendliche mit ihren Bikes an Kunststücken vorführten: Mit Tempo die Sprungschanze hoch, über dem Table, der Plattform, den Lenker loslassen, mit dem quergelegten Rad durch die Luft sausen oder gleich zu einen atemberaubenden Salto ansetzen.

Das kann der achtjährige Leon, der mit seiner Mutter aus Tandern hinter Jetzendorf gekommen ist, natürlich noch nicht. Aber er kann einen der drei Trails, wie die Rundkurse heißen, befahren, die in drei Schwierigkeitsstufen unterteilt sind. Für Leon geht's einfach nur über einen Hügel-Rundkurs. Wer schon fitter ist, der springt mit seinem Bike über die mittlere Runde. Könner heizen über den Profi-Trail und lassen sich von Holzschanzen fast senkrecht in die Kluft katapultieren, um dort oben mit ihren Rädern die abenteuerlichsten Flugfiguren zu präsentieren. Die Trickjumps, erklärt der Erbauer der Anlage, Robin Specht von "Radquartier", sind dick mit Rindenmulch ausgelegt, um Stürze abzufedern. Ist diese Sportart nicht gefährlich? "Auch nicht gefährlicher als Fußball", sagt Specht, der in Deutschland schon viele Dirtparks gebaut hat. "Aber diese hier ist etwas ganz Besonderes". Allein schon deshalb, weil die Jugendlichen hier mit angepackt haben. Über 3800 Tonnen Material sind hier auf einem 1800 Gelände von 1800 Quadratmeter großen Gelände verbaut worden: Unter anderem Schotter als Frostschutz und Lehm als stabiler Deckbelag. Den Preis, sagt Specht, müsse man in Relation sehen: 50 000 Euro, das koste im Vergleich eine Fußgängerampel mit Zebrastreifen.

 

Albert Herchenbach