Berg im Gau
Senioren und Breitbandausbau als Aufgaben

Bürgermeister Helmut Roßkopf hat am Sonntag keinen Gegenkandidaten

11.03.2020 | Stand 02.12.2020, 11:46 Uhr
Bürgermeister Helmut Roßkopf ist stolz auf seine Gemeinde. −Foto: Budke

Berg im Gau - Gerade einmal knapp 1300 Einwohner hat die Gemeinde Berg im Gau mit ihren insgesamt acht Ortsteilen.

 

Bürgermeister Helmut Roßkopf (FW), der seit 12 Jahren im Amt ist, schätzt den Zusammenhalt der Bewohner. Auch aus diesem Grund stellt er sich im März zur Kommunalwahl - als einziger Kandidat ohne Herausforderer. Während eines Spaziergangs ist er stolz auf den einmaligen Ausblick rund um die Kirche Mariä Heimsuchung, freut sich auf den neuen Kindergarten sowie das neue Baugebiet und zeigt sich besorgt über den Breitbandausbau.

Das Haus der Kinder an der Bergstraße mit wundervollem Ausblick über das Moos Richtung Obergrasheim beherbergt auch den Sitzungssaal, das Archiv und den Pfarrsaal. Gemeindliche und kirchliche Einrichtungen werden dort bleiben, die Kinder bekommen ein neues Haus unterhalb des bisherigen. Seit 2016 wird bereits geplant. Es wird zwei Kindergartengruppen geben, eine Krippen- und eine Mischgruppe, denn damit sei man flexibler, sowie eine Mehrzweckraum mit Glasfront. Die Kosten sind aktuell auf 2,3 Millionen Euro geschätzt, wahrscheinlich werde es auf zirka 2,5 Millionen Euro hinauslaufen. Vor dem Sitzungssaal hängt eine Karte, die die Lage der Gemeinde im Donaumoos zeigt. Roßkopf ist überzeugt, dass sich alle Bewohner als Berg-im-Gauer fühlen: "Von den 365 Tagen im Jahr gibt es nur einen, wo das nicht so ist", sagt Roßkopf mit einem Augenzwinkern, "und das ist der erste Mai, denn da werden auch in den Ortsteilen eigene Maibäume aufgestellt. " Roßkopf weiß, dass das für einen Bürgermeister eine komfortable Situation ist, denn Einigkeit und Zusammengehörigkeitsgefühl machen vieles leichter.

"Was wir alles haben, was eine Gemeinde braucht und das geht nur, wenn alle zusammenhalten: Wir haben als kleinste Gemeinde ein Schulhaus mit vier Klassen in der Grundschule, eine große Turnhalle, Kindergarten und Vereine, die sehr aktiv sind. " Ein Problem sieht Roßkopf aber doch in Berg im Gau: Es gebe innerorts 86 unbebaute Baugrundstücke in Privathand, auf denen kein Bauzwang sei und die aktuell brach liegen. Das findet er schade. Zumal es somit für die Gemeinde schwerer sei, eigene Baugebiete auszuweisen. Trotzdem gab es zwei neue Wohnbaugebiete in den vergangenen Jahren, ein drittes wurde aktuell auf den Weg gebracht: "Das ist das Filetstück in Berg im Gau", sagt Helmut Roßkopf sichtlich stolz und er hat Recht: Die Lage mitten im Ort mit großem Weitblick zwischen Dirschhofen und Alteneich hindurch ist malerisch.

Wie groß die Grundstücke sein werden und wie viele Häuser genau entstehen werden, lässt Roßkopf offen: "Wir fragen die Bewerber, welche Grundstücksgröße sie gern hätten und dann versuchen wir, danach zu planen. " Außerdem wünscht sich der Bürgermeister ein Mehrgenerationenhaus in dieser neuen Siedlung; das solle in der nächsten Gemeinderatssitzung besprochen werden. "Ich hoffe, dass der Gemeinderat soweit ist, denn bisher war er bei neuen Gedanken manchmal etwas zurückhaltend. " Zumal jetzt Wahlzeit sei und jeder im Rat sich derzeit mit eigenen Positionen ins Gespräch bringen möchte: "Da ist Sachpolitik gerade etwas schwierig", so empfindet es Roßkopf.

"Wahlversprechen habe ich schon bei der letzten Wahl nicht gemacht", betont Roßkopf und erklärt, warum: "Das, was wir von oben auferlegt bekommen, das sieht man nicht vorher und das muss dann erst mal irgendwie umgesetzt werden. " Aber einen Wunsch hat er: Nachdem so viel für die Kinder getan wurde, habe er im Gemeinderat gesagt: "Jetzt sind die Senioren dran. " Bisher gebe es keine Einrichtung in Berg im Gau, in der alte Menschen betreut werden können, sondern man fahre diese zur Tagespflege in die Nachbargemeinden. Das könne in Zukunft problematisch werden, Klingsmoos habe schon signalisiert, dass die eigene Tagespflege stark ausgelastet sei und man eventuell keine Senioren aus anderen Gemeinden mehr aufnehmen könne. "Das ist keine Pflichtaufgabe der Gemeinden", stellt Roßkopf fest, "aber das sind wir doch unseren älteren Leuten schuldig, dass sie in ihrer gewohnten Umgebung bleiben können. "

Ein aktuelles und zukünftiges Problem sieht Helmut Roßkopf an anderer Stelle für die kleine Gemeinde: "Was kommen muss, ist der Breitbandausbau, aber die Unternehmen wollen nicht. " Während Oberarnbach, Dettenhofen und Alteneich mit 80 bis 100 Mbit hervorragend versorgt seien, sieht das im Hauptort anders aus: "Wo wir hier stehen", sagt Roßkopf, als der Spaziergang zurück an die Bergstraße geführt hat, " haben wir nicht einen. Wir haben einen Förderbescheid, aber es gibt keinen Betreiber: Berg im Gau hat 290 Einwohner - diese Zahl der Anschlüsse verlegt die Telekom in der Stadt an einer Straße. "

20 Stunden arbeitet Roßkopf auf dem Bauhof, denn an die Altersvorsorge müsse gedacht werden. Dazu kommen die Arbeitsstunden als ehrenamtlicher Bürgermeister, so kommt auch er häufig auf 60, 70 Wochenstunden. Gelernt hat er Stahlbauschlosser, war damals bei Zirro in Schrobenhausen beschäftigt und war Betriebsratsvorsitzender dort. "Der Touch zum Helfen war immer schon da", gibt er zu. "Ich mache das Amt gern weiter - es ist noch einiges offen, dass ich gern abarbeiten möchte. " In der Freizeit geht er gern mit seiner Frau spazieren oder Radl fahren: "Wenn ich im Sommer auf der Nacht um acht, halb neun heim komme, setzten wir uns aufs Rad. "

SZ