Selbstherrlicher Vorstand

06.12.2016 | Stand 02.12.2020, 18:57 Uhr

Zum Bericht "FSV-Wirtin nach über 35 Jahren gekündigt" (PK vom 2. Dezember):

Die eigenmächtig und Knall auf Fall getroffene Entscheidung der Vorstandschaft des FSV Pfaffenhofen, der Wirtin der Sportgaststätte, Sieglinde Schleibinger, zum 31. März 2017 zu kündigen, hat nicht nur bei einer Vielzahl eigener Vereinsmitglieder, sondern auch bei anderen Vereinen und Organisationen, die hier regelmäßig zu Gast sind, und sogar in Teilen der Bevölkerung eine Welle der Empörung ausgelöst. Dabei geht es vor allem um die selbstherrliche Art und Weise, in der die "Oberen" des FSV gegenüber einer über Jahrzehnte beliebten Wirtin und einem verdienten Vereinsmitglied gehandelt haben und noch handeln.

Auf zwei Briefe an den Vorsitzenden Peter Wittmann erhielt ich als langjähriges FSV-Mitglied, ehemaliges Vorstandsmitglied, Trainer und aktiver Fußballer bis heute keine Antwort. In diesen Schreiben habe ich von meinem Recht als Vereinsmitglied Gebrauch gemacht und den Antrag gestellt, über die Hintergründe dieser Maßnahme, die im Zusammenhang mit der Vereinbarung mit der Stadt bei der Sanierung des Stadiongebäudes und des Biergartens stehen soll, in einer außerordentlichen Mitgliederversammlung Auskunft zu erhalten. Hierfür sind nach der Satzung, die seit der Entlassung des Trainers und Internetbetreuers, Jochen Niemann, im Internet nicht mehr abrufbar ist, wichtige Vereinsinteressen oder die Unterschriften eines Viertels der Wahl- beziehungsweise Stimmberechtigten notwendig. Von dem gegenwärtig zuständigen kommissarischen Mitglied der Vorstandschaft erfuhr ich, dass es sich etwa um 220 handelt. Die genaue Anzahl, die auch dem Verband und anderen öffentlichen Ämtern jährlich mitgeteilt werden muss und Grundlage für die Vereinsförderung ist, konnte ich nicht in Erfahrung bringen. Anstatt mir Auskunft zu geben, lehnte man meinen Antrag auf eine außerordentliche Mitgliederversammlung, die man offensichtlich fürchtet, kurzerhand wegen gravierender Formfehler ab. Die Begründung wurde mir vom Vorsitzenden über die Zeitung geliefert: "Es sind zu wenig Unterschriften und ein großer Teil davon unleserlich." Die Methode überraschte mich nicht. Sie gehört nicht nur gegenüber der Wirtin, sondern auch gegenüber Vereinsmitgliedern zum gewohnten Umgangston des größten Teils der Vorstandsmitglieder. Seit langer Zeit sieht man sie nur selten in der Sportgaststätte. Seit Jahren hat man die Ballkammer zum Vereinsheim für sie und die aktiven Spieler und Vereinsverantwortlichen gemacht. Sieglinde Schleibinger wäre gerne noch einige Zeit als Vereinswirtin im Dienst ihrer Gäste gestanden. Auch die bei der Landesgartenschau geforderten Öffnungszeiten hätte sie erfüllt. Einer doppelten Pacht, einer sehr hohen Summe für die Sanierung des Biergartens und zudem einem Fünfjahresvertrag, dem sie innerhalb einer Wochenfrist hätte zustimmen sollen, das alles war doch ein wenig zu viel auf einmal. Außerordentlich enttäuscht über die Handlungsweise von "langjährigen vertrauten" Mitmenschen nahm sie die dürre und sehr unpersönliche Kündigung hin. Sie besteht aus zwei Sätzen, wobei ihr Vorname nicht einmal richtig geschrieben wurde.

Dass es neben dem sicher für den Verein dringend notwendigen Geld auch eine moralische und mitmenschliche Seite gibt, daran hat die FSV-Vorstandschaft wohl nicht im Geringsten gedacht, auch nicht, als sie sich dem PK gegenüber damit rechtfertigte, dass man es sich nicht leicht gemacht habe, letztlich aber darüber befinden müsse, "was das Beste für den Verein ist".

P.S.: Man sollte doch aufhören, zu dem Vertragsangebot zu behaupten, dass Sieglinde Schleibinger Unwahrheiten erzählt! Das hat sie nicht verdient!

AloisMarb

Pfaffenhofen

(seit dem achten

Lebensjahr FSV-Mitglied)