Selbst gesägte Schnäppchen

22.12.2009 | Stand 03.12.2020, 4:23 Uhr

 

Eysölden/Stauf (HK) Die Preise für Christbäume sind in diesem Jahr auf Rekordniveau geklettert, was auch den Weihnachtsstress zusätzlich steigert. Ganz billig und ganz ohne Hektik kamen auch in diesem Jahr wieder etliche Familien zu ihrem Baum: Sie haben ihn sich im Bayerischen Staatsforst zwischen Eysölden und Stauf einfach selbst gesägt – und sich selbst damit ein vorweihnachtliches, winterliches Gemeinschaftserlebnis beschert.

Für die meisten der familiären Sägetrupps gehört diese Art, sich einen Christbaum nach Hause zu holen, schon zur guten Tradition. Der Anteil an Stammgästen dieser Aktion ist sehr hoch und so braucht der BN-Ortsgruppenvorsitzende Frank Lehner die Gruppen nur durchzuwinken, als sie sich zum verabredeten Zeitpunkt am Waldweg zwischen Eysölden und Stauf treffen.

Die Reifenspuren im frisch gefallenen Schnee weisen den Nachkömmlingen überdies den Weg tief in das Forstrevier Tannig. Dort ist es trotz des kleinen Ansturms von Menschen ungewöhnlich still. Was auch daran liegt, dass die Motorsägen schön zu Hause geblieben sind.

Die Familien rücken mit Axt, Fuchsschwanz, Handsäge und Baumschneider an. Eine recht kurze Anfahrt hat Familie Kolsch aus Thalmässing. "Fabian, willst du eine Kiefer", scherzt Vater Gerd Kolsch mit seinem vierjährigen Sohn, der nicht so recht weiß, was er antworten soll. Sein Papa nimmt ihm die Entscheidung ab und verschont den langnadeligen Baum, der wohl ohnehin nicht ganz einfach zu schmücken gewesen wäre.

Dann schon lieber eine Fichte – denkt man sich bei Familie Kolsch. Gesagt, gesägt. Tochter Saskia greift mit ihren acht Jahren beherzt zum Fuchsschwanz und legt los. Der Anschnitt ist schnell geschehen, doch dann bleibt die Säge stecken. Papa hilft und schnell ist die Fichte dem Wald entnommen. Sie soll nun den beiden Kindern als Weihnachtsbaum dienen. Die Eltern hingegen haben sich eine Tanne als ihren Baum erkoren. Bei der Familie von Gerd Kolschs Schwägerin Birgit Bauch aus Eysölden ist das Ergebnis exakt das Gleiche: Eine kleine Fichte für die Kinder – eine etwas größere Tanne für Mutter Birgit und Vater Kurt. Sohn Oliver kann mit seinen zwölf Jahren beim Sägen schon kräftig mithelfen und auch seinem achtjährigen Bruder Jonas macht das Beilschwingen sichtlich Spaß.

Beide Familien stapfen schließlich zu Revierförster Alfons Herzog – denn bezahlt muss ja auch noch werden. Aber über die Höhe der Preise beschwert sich hier niemand: Der Meter Baum kostet gerade einmal drei Euro. "Man kann hier eine Menge sparen", sagt Birgit Bauch. Neben dem Nutzen für Familiengemeinschaftsgefühl und Ökologie wird durch die Aktion auch der eigene Geldbeutel schonend behandelt.

Etwas schwierig wird das Verstauen der Bäume: Beide Familien quetschen ihre insgesamt vier Bäume in ihre Autos, einige andere sind mit Anhänger angereist. Mit einem solchen kamen in den letzten Jahren auch die beiden Hilpoltsteiner Ulrich Lanz und Andreas von Lindeiner in den Wald gefahren. Diesmal müssen sie auf ihn verzichten. Und so binden die beiden LBV-Mitarbeiter ihre Bäume auf dem Autodach fest, was im ersten Anlauf nicht ganz gelingen will.

"Warum liegt unser Weihnachtsbaum denn schon wieder unten", fragt Lanz neunjährige Tochter Anja leicht provozierend. Doch die beiden Herren kann nichts aus der Ruhe bringen – ein zweiter Versuch wird gestartet, diesmal von Erfolg gekrönt. Die Verzögerung nutzen Anja und ihre zwölfjährige Schwester Kerstin zum Aufsammeln von Zweigen, mit denen sie das weihnachtliche Heim verschönern wollen. Schließlich fahren die Familien mit ihren christbaumbepackten Autos nach Hause – die Eltern zufrieden, die Kinder glücklich.