Neuburg
Selbst ernannter Parkplatzwächter setzt Männerduo zu

17.05.2010 | Stand 03.12.2020, 4:01 Uhr

Neuburg (pes) Von wegen Vorweihnachtsfriede: Ihr Ausflug am Nikolaustag vergangenen Jahres zum Christkindlmarkt auf den Neuburger Karlsplatz endete für die beiden Ingolstädter Rolf und Robert mit einem denkwürdigen Erlebnis, das wenige Monate später in Form eines Strafbefehls sogar aktenkundig wurde.

Dagegen legten der 58- und der 37-Jährige Einspruch ein. Richter Ruprecht Herbst stellte das Verfahren gegen die Männer, denen Körperverletzung, Beleidigung und Bedrohung vorgeworfen wurde, gestern ohne die Verhängung von Auflagen ein.

Auf der Suche nach einem Parkplatz waren die beiden in den Abendstunden des 6. Dezember mit einem streitbaren Neuburger aneinandergeraten. Dass es zu einem verbalen Schlagabtausch mit dem 44-Jährigen gekommen sei, räumten die beiden Angeklagten denn auch unumwunden ein. Mit vulgären Schimpfwörtern aber hätten sie den Mann nicht beleidigt. Und ihm weder angedroht, ihn kalt zu machen noch ihm das Handy so heftig aus der Hand gerissen zu haben, dass der andere dabei sogar verletzt worden sei.

Stein des Anstoßes war offenbar der Parkplatz, den die Ingolstädter da suchten, wo Anwohner bei Großveranstaltungen privilegiert behandelt würden. "Der Mann schmiss sich fast auf unsere Kühlerhaube. Er war unglaublich aggressiv und hatte die Fäuste geballt", schilderte Rolf den ersten Kontakt mit dem 44-Jährigen. Man habe das Auto schließlich vor dem Schloss abgestellt. "Schleicht’s Euch", habe ihnen der Neuburger daraufhin zu verstehen gegeben und nach ihren Anwohnerausweisen verlangt.

Rolf und Robert gaben an, daraufhin weitergefahren zu sein. Doch am Frauenplatz habe sie der 44-Jährige erneut zur Rede gestellt. "Ich nannte ihn Blödmann oder Narr. Mehr nicht", gab Rolf zu. Der Kontrahent habe unaufhörlich gezetert. Und offenbar die Polizei alarmiert, die sich dort zu dem streitenden Trio gesellte und schlichten konnte. Die ganze Situation, so Rolf, sei einfach grotesk gewesen,

"Weil das Ordnungsamt das Parken in der Altstadt bei Großveranstaltungen nicht mehr kontrolliert, weise ich die Leute darauf hin", erklärte der 44-Jährige, in welcher Mission er an jenem Adventstag unterwegs gewesen sei. "Da habe ich mehrere Fahrzeugführer angezeigt", erinnerte er sich. Die beiden Ingolstädter habe er jedoch nicht bis zum Frauenplatz verfolgt, sondern dort zufällig wiedergetroffen, weil er auf dem Weg zur Polizeiinspektion gewesen sei und den Vorfall mit dem Handy anzeigen wollte.

"Mal ironisch formuliert: Sind Sie da als eine Art Sheriff unterwegs", fragte der 58-jährige Angeklagte stirnrunzelnd den Zeugen, wobei sich weder Richter noch Staatsanwalt ein Schmunzeln verkneifen konnten. "Ich habe wenig Zweifel, wer den Anstoß für diese Auseinandersetzung gegeben hat", stand für Ruprecht Herbst fest, der einer Einstellung des Verfahrens energisch das Wort redete. Die Ingolstädter reagierten erleichtert. Erst recht, als ihnen Herbst versicherte, dass ihr 44-jähriger Kontrahent gegen diese richterliche Entscheidung keine Berufung einlegen könne.