Kelheim
Selbst die Retter packt die Panik

Schleuse Kelheim trockengelegt

05.04.2017 | Stand 02.12.2020, 18:21 Uhr

−Foto: Meier

Kelheim (DK) Im Sechs-Jahres-Zyklus wird jede Schleuse am Main-Donau-Kanal trockengelegt. Denn nur so können die Verantwortlichen der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung eine Bauwerksprüfung vornehmen. Während der diesjährigen Schifffahrtssperre wird die Schleuse Kelheim inspiziert – und bietet den Wasserwachten die einmalige Gelegenheit, diese zu begehen.

Die zwei großen pechschwarzen Flügel des 32 Tonnen schweren Stemmtors zieren die Seitenwände der Schleuse. Denn diese ist anders als sonst geöffnet. An den Betonmauern links und rechts sind in blauer, gelber und roter Farbe verschiedene Stellen markiert. In unterschiedlichen Höhen sind Leitern angebracht. Und der Boden ist teilweise mit schmierigen Schlammresten übersät.

200 Meter lang und jeweils zwölf Meter hoch und breit: Die Schleuse in Kelheim fasst rund 28,8 Millionen Liter Wasser. Momentan ist sie leer und bietet unter anderem der Wasserwacht die Möglichkeit, die Schleuse zu begehen und mögliche Gefahrenpotenziale zu erkennen. Das hatte eine Gruppe um Kai Bramhoff, Leiter des Außenbezirks Riedenburg der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung, und Bernhard Müller, der technische Leiter der Wasserwacht Riedenburg, getan. Dabei ist eines deutlich geworden: Eine Rettung an der Schleuse ist lebensgefährlich.

In zwölf Metern Tiefe breitet sich bei so manchen wohl ein beklemmendes Gefühl und Gänsehaut am ganzen Körper aus – zu eindrucksvoll und mächtig ragen die Betonwände über die Gruppe hinweg. Dieses Gefühl wird durch die Wassermassen des Main-Donau-Kanals, die von einem Notverschluss zurückgehalten werden und von der Brücke noch sichtbar waren, nur noch verstärkt. Ab und zu plätschert es aus einer nicht definierbaren Richtung. Wäre man nicht mit Experten unterwegs, würde einen wohl die Panik packen. Auch die achtköpfige Gruppe der Wasserwacht scherzt über mögliche Fluchtwege. Aber man brauche ja keine Angst zu haben, denn jetzt sei man noch sicher.

 

Doch ist die Schleuse mit Wasser gefüllt, wird aus dem Spaß bitterer Ernst. „Wer da ins Unterwasser kommt, ist verloren“, sagt Bramhoff. Auch Müller betont: „Wenn jemand in die Schleuse reinfällt, gibt es keine Lebendrettung mehr.“ Denn dieser Bereich ist höchst gefährlich, da im Unterwasser eine Art Sog entsteht, der alles mit sich in die Tiefe reißt, denn das Wasser zirkuliert ständig. Aus diesem Grund ist es lediglich spezialisierten Tauchern unter der Aufsicht des Wasserwirtschaftsamts und bei Stilllegung der Schleuse möglich, die zwölf Meter in die Schleuse hinabzutauchen.

Bei der möglichen Suche eines Vermissten besteht auch die Möglichkeit die Seitenarme, die sich links und rechts der Schleuse entlang befinden, zu betauchen. Aber auch hier ist es höchst lebensgefährlich. Um dort ein Funksignal durch die dicken Betonwände gewährleisten zu können, wurde eine zusätzliche Funkantenne in die Schleuse eingebaut. „Das gehört zu unserem neuen Sicherheitskonzept“, erklärt Bramhoff. Schließlich müsse stets eine Verbindung zu den Tauchern bestehen, so der Leiter der Außenstelle Riedenburg. Doch aktuell muss sich kein Taucher möglichen Gefahren stellen, denn die Schleuse ist trocken gelegt. So besteht nach sechs Jahren wieder einmal die Möglichkeit Äste und andere Verschmutzungen zu beseitigen, die Wände von Schlamm zu befreien und die einzelnen Stellen zu inspizieren. Dabei stellt sich heraus, dass die Schleuse Kelheim gut in Schuss ist.