Pfaffenhofen (PK) Vor 65 Jahren haben sie in einem Dorf bei Hermannstadt in Rumänien geheiratet. Ihre Eiserne Hochzeit konnten sie nun in Pfaffenhofen feiern: Regina (88) und Michael Lienerth (87) stammen aus Siebenbürgen.
Die beiden haben harte Zeiten hinter sich und genießen nun ihren Lebensabend in der Seniorenpflege St. Johannes in der Hohenwarter Straße. Zum seltenen Ehejubiläum überbrachte der zweite Bürgermeister Albert Gürtner die Glückwünsche der Stadt Pfaffenhofen und Kreisrat Franz Schmuttermayr gratulierte in Vertretung des Landrats.
70 000 Rumäniendeutsche wurden nach dem Ende des zweiten Weltkriegs nach Russland verschleppt, um dort unter schwersten Bedingungen zu arbeiten. Unter ihnen waren auch die 18-jährige Regina Weber und der 17-jährige Michael Lienerth, die beide aus Dörfern im Kreis Hermannstadt stammten. In einem russischen Arbeitslager lernten sie sich kennen und lieben und als sie fünf Jahre später endlich wieder nach Siebenbürgen zurück durften, gaben sie sich das Jawort: zunächst im Standesamt auf Rumänisch, dann – und diesen Hochzeitstag feiern sie seitdem jedes Jahr – in einer Evangelischen Kirche in deutscher Sprache.
Die Höfe ihrer Eltern waren enteignet und Michael Lienerth musste weitere drei Jahre Arbeitsdienst für die Sowjetunion leisten; diesmal Aufbauarbeit in Rumänien. In seiner Freizeit machte er Musik, brachte sich selbst Noten bei und lernte verschiedene Instrumente spielen. Er gründete eine Kapelle, spielte auf Hochzeiten und anderen Feiern und verdiente so ein wenig Geld nebenbei. Aus dieser Musikbegeisterung wurde später auch sein Beruf, denn Michael Lienerth wurde Musikleiter in einer Fabrik, die über eine eigene Musikkapelle verfügte.
Regina und Michael Lienerth haben zwei Söhne, eine Tochter und mittlerweile auch acht Enkel und fünf Urenkel, die alle in Deutschland leben. Als 1980 der erste Sohn Rumänien verließ, wollten auch die Eltern ausreisen. Sie mussten allerdings neun Jahre warten, bis sie endlich nach Deutschland durften. Sie ließen sich in der Nähe ihres Sohnes bei Mainz nieder, bis sie dann 1996 nach Pfaffenhofen zogen, wo ihre Tochter Johanna Sienerth mit ihrem Mann und den Kindern seit 1990 lebte.
In Pfaffenhofen arbeitete Michael Lienerth noch bis zu seinem 78. Lebensjahr als Hausmeister, aber als seine Frau nach schwerer Krankheit als Pflegefall ins Altenheim musste, ging er mit ihr. Nach einem Jahr in einem Wolnzacher Altenheim zogen Regina und Michael Lienerth vor drei Jahren als erste Bewohner in das neue Haus St. Johannes in Pfaffenhofen, denn hier sind sie ganz nah bei ihrer Familie. Michael Lienerth kümmert sich liebevoll um seine Frau und auf dem Keyboard spielt er ihr täglich Kirchenchoräle und die deutschen Volkslieder vor, die sie so gern hört.
