Neuburg
Seit 65 Jahren verheiratet

Das Ehepaar Elisabeth und Lothar Ruhl genießt es noch immer, Zeit miteinander zu verbringen

10.08.2020 | Stand 23.09.2023, 13:26 Uhr
Zu 65 Jahren Ehe gratulierte der Oberbürgermeister Bernhard Gmehling dem Ehepaar Lothar und Elisabeth Ruhl. −Foto: Zinner

Neuburg - 65 Jahre Ehe, vier Kinder, acht Enkel, das fünfte Urenkelkind ist auf dem Weg - Lothar und Elisabeth Ruhl können auf ein bewegtes gemeinsames Leben zurückblicken.

Am Sonntag hatten sie Eiserne Hochzeit, am Montag kam Oberbürgermeister Bernhard Gmehling (CSU) zum Gratulieren vorbei.

Kennengelernt haben die Ruhls sich beim Studium in Regensburg. Er kam ursprünglich aus Nürnberg, sie lebte schon immer in Regensburg. Chemie, Erkunde, Biologie waren die Fächer der beiden Lehramtsstudenten. Vor allem bei Exkursionen für die Geografie sei Gelegenheit gewesen, sich näher kennenzulernen, berichtete Lothar Ruhl. Das habe sich langsam entwickelt. Zuerst sei es eine Freundschaft gewesen. "Allmählich kam der Gedanke, wir könnten es ja mal miteinander probieren", sagte Lothar Ruhl lächelnd. 1953 wurde er nach dem Studium an das Descartes-Gymnasium nach Neuburg berufen, wo er genau 40 Jahre bis zu seiner Pensionierung unterrichtete. Elisabeth Ruhl dagegen war nach dem Studium erst zwei Jahre in Burglengenfeld (Landkreis Schwandorf) tätig. 1955 heirateten sie und blieben beide in Neuburg.

Sie hörte auf als Lehrerin zu arbeiten und zog die vier gemeinsamen Kinder groß. Acht Enkel haben die beiden Ruhls inzwischen und bald ein fünftes Urenkelkind. "Eine Freundin hat mal gesagt: ,Ein ganzes Volk wächst heran'", berichtete Elisabeth Ruhl lachend. Als die Kinder groß waren, hätte sie zwar wieder in die Arbeit zurückkehren können, aber sie seien finanziell nicht darauf angewiesen gewesen. "Ich hätte zu viel nachlernen müssen", sagte Elisabeth Ruhl. "Mir ist auch so nie langweilig geworden", verriet sie lächelnd.

"Wir haben immer in Neuburg in einer gemieteten Wohnung gelebt", berichtete Lothar Ruhl. "Wir haben hier auch sehr viele Freunde gewonnen", so seine Frau. Inzwischen ist er 91, sie 90 Jahre alt. Ihr ältester Sohn komme oft vorbei und fahre für sie einkaufen, berichteten die beiden. Ein Auto besaßen sie nie. Da würden die Menschen immer ganz erstaunt reagieren, wenn sie das erzählen, sagte Elisabeth Ruhl schmunzelnd.

Die Beiden waren immer Freunde der öffentlichen Verkehrsmittel. Als Symbol ihrer Eisernen Hochzeit haben sie sich ein Eisenstück einer Zugschiene aus Regensburg, der Stadt, in der sie sich kennenlernten, auf den Tisch ins Wohnzimmer gestellt. Lothar Ruhl hatte um ein Teil gebeten, als eine alte Bahnstrecke aufgelöst wurde. "Das ist ein Symbol. Wir waren viel auf der Schiene unterwegs. "

Gleich nach seiner Pensionierung vor 27 Jahren seien sie viel gereist. Norwegen, Rom, Prag, Paris - das waren einige ihrer Ziele. Auf ihrem Klavier im Wohnzimmer stehen kleine Modelleisenbahnen. In ihrem Keller ist eine größere Anlage mit Schienen, Häusern, Bäumen und weiteren Details. Die hat er mit Hilfe seines Sohnes gebaut. Früher habe er oft gebastelt, berichtete Ruhl, doch inzwischen sei das motorisch schwieriger und er ermüde schneller dabei.

Die Beiden sind zudem lange gerne gemeinsam Fahrrad gefahren. Doch mit dem Alter sei das schwieriger geworden und als das Gleichgewichtsgefühl schlechter wurde, haben sie beschlossen, es lieber zu lassen. Heute liest sich das Ehepaar gerne gegenseitig etwas vor. Im Wohnzimmer um sie herum stehen Regale mit Hunderten von Büchern. Nach dem Vorlesen reden sie über den Inhalt. Sind Abbildungen mit in den Schmökern, zeigen sie sie sich gegenseitig.

Nach dem Geheimnis einer langen Ehe gefragt, berichtete Lothar Ruhl, sie hätten einen sehr schönen Trauspruch gehabt: "Frieden bewahren durch das Band des Friedens". "Man kann schon verschiedene Meinungen haben, aber man darf es nicht zu zu starken Auseinandersetzungen kommen lassen", ergänzte Elisabeth Ruhl. Vor allem solle ein Konflikt auch nicht über Nacht schwelen. Sie seien beide zudem recht christlich und ökumenisch, berichtete er. Das heißt in ihrem Fall, sie sind zwar beide evangelisch, besuchen aber auch gerne die katholische Kommunion. Sie seien deswegen aber noch nie im negativen Sinne angesprochen worden. Sie haben beide auch je ein katholisches und ein evangelisches Elternteil.

Oberbürgermeister Bernhard Gmehling kam Montagmittag noch mit einem Geschenkkorb vorbei. Er erinnerte die Ruhls daran, wie er ihnen zum letzten Mal gratuliert habe: "Vor fünf Jahren habe ich versprochen: In fünf Jahren komme ich wieder. " Das Versprechen hielt der OB und blieb ein bisschen, um mit dem Ehepaar zu plaudern. Immerhin hatte Lothar Ruhl auch ihn in der Schule unterrichtet.

DK

Christine Zinner